Seit Monaten sind die drei Zucchini Sistaz unermüdlich kreuz und quer in Deutschland und sogar im angrenzenden Ausland unterwegs, werden inzwischen für Fernsehen und Radio gebucht. Und auch in ihrer Wahlheimat Münster scheinen sie schon fast jede Bühne bespielt zu haben. Es fehlte nur noch das Theater Münster. Immerhin hatte Götz Alsmann sie mit einem kleinen Intermezzo beim Neujahrskonzert im Großen Haus vorgestellt, nun durften sie dort endlich einen ganzen, eigenen Abend bestreiten – allerdings im Kleinen Haus. Man braucht ja auch noch Ziele für die Zukunft.
In Windeseile soll das Konzert ausverkauft gewesen sein, so hörte man. Die meisten Besucher waren sicher schon längst „zucchinisierte“, also mit dem Programm vertraute Fans des Trios. Aber auch ihnen boten die drei stets in grün gekleideten Damen wieder ein paar Überraschungen. Zwischen den von ihrer ersten CD und den vielen früheren Konzerten wohlbekannten Hits, wie „Egon, Egon“, „Rum And Coca Cola“ oder „Dieses Lied hat keinen Text“, ließen sie immer wieder ein paar neu einstudierte Lieder hören. So erklang die bekannte Film-Melodie „As Time Goes By“ im sanften Bossa Nova-Rhythmus mit einem deutschen Text, der allerlei Anspielungen auf Hollywood enthielt, nicht nur auf „Casablanca“. Frisch aus ihrem besonderen Proberaum, der Gemeinschaftsküche in der „Zucchini-Zentrale“, brachten sie den flotten Swing-Klassiker „Blue Skies“ mit. Und dem witzigen Text kaum folgen konnte man bei ihrer Version der berühmten, aber eben auch von ihnen wahnsinnig schnell gespielten Ballett-Melodie „Säbeltanz“ von Aram Chatschaturjan, den die Zucchini Sistaz auf einen Friseurbesuch umgewidmet hatten.
Die größte Überraschung war aber, dass sie es geschafft haben, Dr. Ulrich Peters zu einer kleinen Einlage zu überreden – nicht als Sänger, aber an einem passenden Instrument. Der Generalintendant stieg mit seinem Tenorsaxophon beim „Mann mit dem Rock’n’Roll-Pullover“ von Evelyn Künneke ein, schlich nach getaner Tat allerdings gleich wieder von der Bühne, ohne den Applaus so richtig auszukosten. Die meisten Instrumente bediente aber wieder einmal Sinje „Schnittchen“ Schnittker: Trompete, Flügelhorn, Posaune, Xylophon, ein winziges Akkordeon – und die gefürchtete „Schwarzwurzel“, also die für sie noch relativ neue und daher etwas störrische Klarinette. Bassistin Jule Balandat wechselte schon mal zur kleinen Trommel, die sie mit einem(!) Jazzbesen rührte, während Gitarristin Tina Werzinger immer mal wieder zur Ukulele griff – und einmal auch das hässlichte aller Instrumente hervorholte, das sie nur „Die Zahnspange“ nannte und nach dem Einsatz beim Ohrwurm „Ohne dich“ der Münchener Freiheit auch direkt wieder von der Bühne verbannte.
Als es hieß „Heut wird gespeist“, griff Schnittchen sogar zu zwei hölzernen Kochlöffeln als Rhythmus-Instrumenten. Dieses ebenfalls neue Lied, dessen Texterin im Publikum saß, bot eine hervorragende und sicher nicht zufällige Gelegenheit, auf das neueste Projekt der Zucchini Sistaz hinzuweisen. Am kommenden Freitag präsentieren sie nämlich im „1648“ ihr erstes Kochbuch. Denn als sie vor zehn Jahren das Trio gründeten, geschah es beim Gemüse schnibbeln in der Küche. Da soll auch der Name entstanden sein: „Warum nennen wir uns nicht einfach nach unserem Lieblingsgemüse und veröffentlichen auch ein Kochbuch?“ Nun ist es also endlich so weit.
Im Flug verging die Zeit am frühen Sonntag Abend, dem die drei Musikerinnen in den eigens für sie von Siggi Spiegelburg auf die grazilen Leiber geschneiderten Kleidern eine ordentliche Portion Glamour verliehen. Die sparsam, aber geschmackvoll ausgestattete Bühne passte hervorragend dazu. Und obwohl man ihnen selten so nah zu sein scheint, wie im Kleinen Haus, gingen die drei für die Zugabe noch einen Schritt weiter. Für die letzten zwei Lieder, darunter einer rein akustischen Version des Hits „A Night Like This“ von Caro Emerald, stellte das Trio sich unverstärkt mitten ins Publikum. Auch eine Art, den treuen Fans „Dankeschön“ zu sagen.
Alle Bilder des Abends gibt es in unserer Fotostrecke:
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