Schwangerschaftstest, Fieberthermometer, Blutdruckmessgerät: Dinge, die aus privaten Haushalten längst nicht mehr wegzudenken sind. Künftig könnte auch der SBT-mini fester Bestandteil des heimischen Apotheke werden: Mit diesem Selbsttest, entwickelt an der Universität Münster, lässt sich schnell und einfach die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Kochsalz ermitteln und damit falscher Ernährung gegensteuern. Denn bei manchen Menschen lagert der Körper zu viel von dem zugeführten Salz ein – was fatale Folgen haben kann.
Die individuelle Salzsensitivität kann – ähnlich wie die Körpertemperatur beim Fiebermessen – auf einer Skala abgelesen werde
n. Eine besondere Empfindlichkeit liegt vor, wenn das Testergebnis 20 Prozent oder mehr über der Norm liegt. Je höher der Wert, umso empfindlicher reagiert das Individuum auf salzreiche Lebensmittel. Etwa jeder Dritte lagert zu viel Salz ein – das kann zu Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Besonders tückisch: Rund 80 Prozent der konsumierten Salzmenge versteckt sich in Lebensmitteln – oft in solchen, in denen es der Käufer nicht erwartet. Mit dem innovativen Testverfahren aus Münster lassen sich vorbeugende Maßnahmen einleiten, noch bevor es zu Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System kommt. Der SBT-mini sei daher vor allem ein Instrument zur Prävention. Der Erfolg, etwa einer salzreduzierten Ernährungsumstellung, lässt sich mit einem erneuten Test unmittelbar nachprüfen: „Wenn Patienten morgens nur noch einen statt drei Blutdrucksenker einnehmen müssen, wird der Effekt für sie direkt erlebbar“, so Oberleithner.
Vier kurze Arbeitsschritte erwarten den Anwender – rund fünf Minuten Aufwand, dazu nicht einmal 20 Euro für eine wichtige Erkenntnis: Wie hoch ist meine Salzempfindlichkeit? „Das ist ein Wert, den man kennen sollte“, sagt Prof. Hans Oberleithner. Der langjährige Direktor des Institutes für Physiologie II der Universität Münster gilt als einer führenden Experten für Kochsalz und dessen Einfluss auf den Körper. Ein halbes Jahrzehnt arbeitete er an der Zuverlässigkeit des Tests und daran, dessen Handhabung laientauglich zu machen. „Menschen reagieren unterschiedlich auf Salz“, erläutert der Fachphysiologe.
Gemessen wird anhand einer kleinen Blutprobe aus der Fingerspitze: Das mit einer Minivette entnommene Kapillarblut wird einfach in eine Natriumlösung gegeben und nach Schütteln in einen Halter gestellt. Der Rest ist Warten: „Nach 60 Minuten hat man das Ergebnis“, sagt der 66-Jährige. Das Funktionsprinzip ist so simpel wie genial. Als Gradmesser für die Salzsensitivität dient die Glykokalyx, ein schleimartiger Film, der sowohl die roten Blutkörperchen umgibt als auch sämtliche Gefäßinnenwände auskleidet. Die negativ geladene Glykokalyx ist in der Lage, Natriumionen aus Kochsalz zu binden. Bei hoher Salzsensitivität jedoch gibt es zu wenige Bindungsstellen für die positiv geladenen Natriumionen, die über eine salzreiche Nahrung ständig in den Körper gelangen. „Dieser Vorgang ist anhand der Entnahme von roten Blutkörperchen nachweisbar“, erklärt Oberleithner.
Für Oberleithner ist das Zusammenspiel von Entwicklung, Verwertung und praktischer Anwendung einer Innovation ein „wunderbares Beispiel dafür, was Universitätsmedizin leisten kann und sollte“. Die Markteinführung des SBT-mini markiert zugleich den Abschluss seiner wissenschaftlichen Laufbahn: Mitte 2015 ging der vormalige Institutsdirektor in den Ruhestand. „Dass nach so vielen Jahren Arbeit die Idee zur Realität werden konnte, ist in meinem Forscherleben das Salz in der Suppe“, sagt Oberleithner und lacht.
Video zur Funktionsweise und Anwendung von „SBT-mini“: https://campus.uni-muenster.de/fileadmin/einrichtung/physiologie2/allgemein/SBT-mini.mp4
Danke für die sehr interessante Information zum Salzbluttest. Leider habe ich nicht gefunden wie ich als Nichtarzt an solch einen Test komme. Können Sie mir helfen?