Regelmäßig stellt der Geschichtsort Villa ten Hompel ein „Fundstück des Monats“ aus seiner Sammlung vor. Beim Fundstück des Monats Februar geht es um ein Objekt, das ein Vorläufer des modernen Sirenennetzes ist: eine handbetriebene Luftschutzsirene aus dem Zweiten Weltkrieg.
Wie in vielen Städten wurde auch in Münster kürzlich das Sirenennetz ausgebaut, um die Bevölkerung im Katastrophen- oder Verteidigungsfall zu warnen. Die Tests sind wichtig, gleichzeitig kann einem das Geheule schnell auf die Nerven gehen. Für Menschen, die gegenwärtig in Kriegsgebieten leben müssen, ist das Geräusch hingegen mit Todesangst verbunden.
Auch im Zweiten Weltkrieg war der Sirenenalarm ein Alltagsgeräusch. Wenn die schon damals zentral gesteuerten Sirenensysteme ausfielen, wurde auf handbetriebene Sirenen zurückgegriffen. Bei unserem Fundstück des Monats Februar handelt es sich um ein Exemplar, das als Dauerleihgabe bei uns lagerte und nun in die polizeigeschichtliche Sammlung des Polizeipräsidiums Hamm zurückgegeben wurde.
Die kniehohe Handsirene wurde auf einen Lastwagen montiert und durch die Hammer Innenstadt gefahren, um vor Luftangriffen der Alliierten zu warnen. Später, als keine Kraftfahrzeuge mehr zur Verfügung standen, wurde diese Sirene auf einen Bollerwagen gestellt und von einem Luftschutzpolizeibeamten durch die Straßen gezogen.
Der Luftschutz wurde bereits kurz nach der Machtübernahme der NSDAP ausgeweitet – was zeigt, wie früh das NS-Regime einen Krieg in Kauf nahm. Mit Gründung des Reichsluftschutzbundes (RLB) 1933 wurde die Zivilbevölkerung in diversen Luftschutzmaßnahmen ausgebildet und damit ebenfalls auf einen bevorstehenden Krieg eingestimmt. Insbesondere Frauen und Jugendliche – also Nicht-Wehrpflichtige – wurden behördlich zu „Luftschutzwarten“ ernannt. So wurde der Luftschutz zu einer Aufgabe, an der Zivilpersonen und Angehörige von Polizei und Feuerwehr (ab 1942 die der Ordnungspolizei unterstellte Luftschutzpolizei) gleichermaßen beteiligt waren.
Spätestens in den letzten beiden Kriegsjahren, als die Alliierten bereits die völlige Kontrolle über den deutschen Luftraum errungen hatten, erwiesen sich zahlreiche Maßnahmen des zivilen Luftschutzes als nutzlos. Die aktive Flugabwehr war bereits besiegt und die zunehmende Härte der Luftangriffe machte die rechtzeitige Ausgabe von Warnungen oft unmöglich. Selbst wenn die Menschen es noch in Luftschutzkeller schafften: Oft erstickten sie dort durch die Rauchentwicklung, häufig hielten die Keller den Bomben nicht stand und stürzten ein.
Die Nationalsozialisten nutzten den zivilen Luftschutz reichsweit als Spielfläche für Propaganda, gesteuert durch den RLB. Zivilpersonen sollten durch die aktive Einbeziehung in die Maßnahmen politisch beeinflusst werden und als Teil der sogenannten „Volksgemeinschaft“ zusammen gegen den „Feind“ bestehen. Etliche Broschüren, Bücher, Plakate und andere Werbematerialien zum Thema Luftschutz wurden in Umlauf gebracht – diese waren durchdrungen von weltanschaulicher Ideologie und der Konstruktion von Feindbildern. Die Mitgliederzahl des RLB stieg von 3,5 Mio. Mitgliedern im Jahr 1934 auf ca. 22 Mio. Mitglieder 1943. Auch vor Ort finden sich Beispiele: Vom 8. bis 16. Februar 1941 fand in Hamm anlässlich des „Tags der Deutschen Polizei“ eine Ausstellung über den Luftschutz statt, veranstaltet vom Winterhilfswerk. Die enge Verbindung der Inhalte mit ideologischem Gedankengut ist der Ausstellung, in deren Mitte eine Büste von Adolf Hitler steht, anzusehen.
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