Entscheidungen fallen in Kommunen nicht schematisch. Zur Entscheidungsfindung tragen das Wissen und die Erfahrung der Fachleute in der Verwaltung bei. Nicht zuletzt basieren Entscheidungen auch auf rechtlichen Ermessenspielräumen, unterschiedlichen Perspektiven, Motivationen und moralischen Werten der Menschen.
Dies wurde Auszubildenden und Studierenden aus Verwaltungs- und IT-Berufen sowie dem gewerblich-technischen Bereich der Stadtverwaltung Münster während einer Fortbildung auf Initiative des Personal- und Organisationsamts im Geschichtsort Villa ten Hompel deutlich. Dort setzten sie sich auch mit der Rolle der Stadtverwaltung im Nationalsozialismus auseinander.
Während einer Führung der 35 Nachwuchskräfte durch die Dauerausstellung „Geschichte – Gewalt – Gewissen“ wurde der Blick auf die unterschiedlichen Opfer- und Tätergruppen im Nationalsozialismus, aber auch auf die Motive der Täter in der Stadtverwaltung und deren Weg zur Tat gelenkt.
Die jungen Leute beschäftigten sich anhand historischer Quellen und Fallbeispielen mit den Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der Beschäftigten in der Kommunalverwaltung während des Nationalsozialismus, fragten nach Schuld und diskutierten moralische wie rechtliche Verantwortung. Vor diesem Hintergrund wurden auch jüngere politisch kontroverse Entscheidungen von Kommunen in NRW diskutiert, wie etwa die Einrichtung eines Flüchtlingsheims auf dem Gelände eines ehemaligen KZ-Außenlagers.
„Uns ist bei den Nachwuchskräften das Bewusstsein für Eigenverantwortung und für unterschiedliche Handlungsoptionen im Berufsleben wichtig“, unterstreicht Carina Köhnsen von der Ausbildungsleitung bei der Stadtverwaltung. Die Schulung habe einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung einer konstruktiv-kritischen Haltung geleistet.
Konzipiert wurde die Fortbildung von Dr. Philipp Erdmann und Dr. Annika Hartmann. Beide haben zum Thema „Geschichte der Stadtverwaltung in den Jahren 1920 bis 1960“ geforscht. Künftig sollen die Schulungsmaterialien auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.
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