Kannst du durchschlafen? Kannst du drüber sprechen? Kannst du dich konzentrieren? Kannst du‘s genießen? Vier Plakatmotive mit diesen Fragen hängen zurzeit an 220 Litfaßsäulen in Münster. Die Antworten von Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, lauten häufig „Nein.“
Sexualisierte Gewalt führt zu Verletzungen des Körpers und der Seele und kann tiefe Spuren im Erleben und Erinnern vieler Mädchen und Jungen hinterlassen. Sexueller Missbrauch konfrontiert betroffene Kinder und Jugendliche mit einem kaum zu bewältigenden Gefühlschaos von Scham, Schuld, Ekel, absoluter Hilflosigkeit und Angst. Die Überlebensstrategien, die es ihnen ermöglichen, eine andauernde Missbrauchssituation oder eine Vergewaltigung auszuhalten, prägen sich häufig tief ein. Sie bestimmen ihr Leben als Erwachsene weiter.
Eine Vielzahl von Folgen kann sie über das Kindes- und Jugendalter hinaus durch ihr Leben begleiten. Diese reichen von Schlafstörungen, körperlichen Verletzungen und Krankheiten, Beziehungsstörungen, Zweifeln an der eigenen Wahrnehmung bis hin zu psychischen Erkrankungen. Heute weiß man, dass frühe Unterstützungsangebote dazu beitragen können, dass Gewalterfahrungen sich nicht verfestigen und das Leben langfristig behindern. Es braucht Mut und Kraft, sich Hilfe zu holen. Dazu möchte die Plakatkampagne beitragen.
Die WALL GmbH sponsert die Kampagne der Beratungsstelle Zartbitter Münster e.V., die seit 30 Jahren Beratung und Prävention zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ in Münster anbietet. „Wir mussten nicht lange nachdenken, ob wir diese Kampagne unterstützen. Dass Jugendliche und junge Erwachsene mit großen Plakaten auf frühe Hilfen aufmerksam gemacht werden und es ihnen hinterher vielleicht etwas besser geht, halten wir für eine gute Sache“ sagt Melanie Braasch, Sales Managerin der WALL GmbH in Münster.
In Kooperation mit Studierenden der FH Münster Fachbereich Design wurden die Plakate und eine dazugehörige Website unter Leitung der Dipl.-Designer Paul Plattner-Wodarczak und Jacob Maser entwickelt, die besonders junge Menschen über das Hilfsangebot von Zartbitter informieren und die Betroffenen ermutigen möchten, so früh wie möglich den Kontakt zur Beratungsstelle zu suchen.
„Vor allem 14- bis 19-Jährige haben aufgrund ihrer Lebenssituation, in der sich so viel verändert und passiert, große Schwierigkeiten, sich selbst Hilfe zu holen“, erklärt Kirsten Hansen von Zartbitter. Sie würden oft ihre traumatisierenden Erlebnisse verdrängen und Unterstützung erst viele Jahre später in Anspruch nehmen. Aber je früher die belastenden Folgen behandelt würden, desto größer wären die Chancen für ein unbeschwerteres Leben, so die Fachberaterin für Psychotraumatologie. Die Antwortmöglichkeiten auf den Plakaten lauten Ja, Nein, Viel leichter. „Niemand muss über seine Erlebnisse sprechen. Aber vielleicht macht es das Leben ein bisschen oder „viel leichter“, wenn man sich jemandem anvertrauen kann und sich mit dem, was man erlebt hat, gut aufgehoben fühlt. Man muss damit nicht alleine bleiben“, so Hansen.
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