Zur Einstimmung auf die kommende Karnevals-Session traf sich ALLES MÜNSTER mit Mario Engbers, Präsident der KG Böse Geister (wir berichteten) und ehemaliger Karnevalsprinz. Im Interview verrät er, wie diese Zeit für ihn war und welchen Rat er Prinz Sascha mit auf den Weg gibt.
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Wegen Corona hattest du einen eher holprigen Start als Prinz. Du konntest 2022 nicht so richtig durchstarten, sondern erst 2023 …
Das ist korrekt, wobei ich 2022 proklamiert wurde. Das heißt, ich bin einer der wenigen Prinzen, der offiziell zwei Sessionen hatte. Das gab es tatsächlich nicht so häufig. Einmal während des Irak-Kriegs war das der Fall, und kurz nach dem Krieg hatte der alte Pinkus Müller sogar drei Sessionen hintereinander.
Wie war das denn für dich damals mit dieser Verzögerung und Unsicherheit, wie hast du das empfunden?
Zunächst einmal war ich natürlich traurig, habe mich dann aber auf die Seite der Befürworter geschlagen und ganz offensiv dafür beworben, die Session abzubrechen. Es war absehbar, dass das nicht funktionieren wird über die gesamte Strecke. Und mir war klar, weil ich ja vorher auch schon Vizepräsident der KG Böse Geister gewesen und einige Jahre im Karneval aktiv war, dass es nur dazu führen wird, dass sämtliche Veranstaltungen, die geplant werden, wo Eintrittsgelder kassiert wurden, wo Künstler gebucht werden etc. nicht durchgeführt werden können. Dann habe ich mich eigentlich relativ früh, auch öffentlich, dafür ausgesprochen, die Session abzubrechen und alles auf die kommende Session zu verschieben. In der Hoffnung, dass dann Corona vorbei ist und alles funktioniert.
Dann hat es ja glücklicherweise funktioniert! Kannst du dich an dein schönstes Erlebnis als Karnevalsprinz erinnern?
Oh, das ist sehr schwierig. Also das schönste Erlebnis war… nein, es gibt zwei: Zum einen meine Prinzen-Nacht, die 2022 noch stattgefunden hat. Das war eine von der KG Böse Geister organisierte Veranstaltung und fand im „Jovel“ statt. Da waren wir alle noch voller Euphorie vor Freude, dass es jetzt bald losgeht. Das war relativ früh in der Session, also kurz nach dem 11.11. oder meiner Proklamation. Und dann natürlich Rosenmontag, das Highlight überhaupt. Es gibt tatsächlich ein oder zwei Prinzen, die aus Gründen wie beispielsweise Sturm auf den Rosenmontagszug verzichten mussten, weil er ausfiel. Die trauern dem heute noch hinterher, was ich mittlerweile verstehen kann.
Gab es etwas, was dich total überrascht hat, womit du vorher nicht gerechnet hast, dass dich das als Prinz erwartet?
Die Begeisterung in den Sälen! Wir haben ja eben kurz darüber gesprochen (Link zu Artikel), wie schwierig es bei einigen Veranstaltungen gewesen ist, weil wenige Gäste da waren. Aber die Auftritte, gerade in den Stadtteilbezirken wie zum Beispiel in Wolbeck, habe ich wirklich drei Tage in vollen Zügen genossen. Und jeder, der das liest, wird das bestätigen. Oder auch Sprakel, die größeren Veranstaltungen hier in Münster in der Innenstadt, ob es jetzt von den KG Freudenthal, den Schlossgeistern oder von anderen Gesellschaften, da war unglaublich super Stimmung und meine Lieder sind gut angekommen.
Ich glaube, das hat insgesamt auch dazu beigetragen, nach dieser Corona-Pause, dass die Leute wieder Spaß am Karneval haben und nicht gesagt haben „So, jetzt habe ich zwei Jahre keinen Karneval gehabt und eigentlich vermisse ich gar nichts.“ Ich glaube, dass es meinem gesamten Team und mir gut gelungen ist, den Spaß daran wieder zurückzuholen.
Was sind – außer Stimmung machen – die wichtigsten Aufgaben und Pflichten als Prinz?
Ich glaube, dass der Prinz in dieser kurzen Zeit einer Session auch Möglichkeiten hat, Dinge zu transportieren. Bei mir stand natürlich das Thema „Corona ist vorbei“ im Fokus und dass wir uns jetzt alle wieder trauen „müssen“. Uns wieder trauen, zu veranstalten, wieder zusammen zu sein. Es funktioniert nicht alles nur digital und über Instagram und Facebook, sondern wir brauchen wieder echte Begegnung. Das war so mein Thema, das ich transportiert habe.
Prinz Sascha legt jetzt seinen Schwerpunkt auf etwas anderes. Er sagt: Wir müssen den Karneval wieder insgesamt mehr in die Mitte der Gesellschaft bringen und auch Kinder und Jugendliche dafür begeistern, damit der Nachwuchs gesichert ist. Und so hat jeder so sein Thema.
Was bedeutet Karneval für dich persönlich und hat sich deine Sicht auf Karneval durch das Prinz-Sein verändert?
Tatsächlich hat sie sich gar nicht verändert. Für mich persönlich bedeutet Karneval das, was ich eben auch schon gesagt habe: dieses analoge Zusammensein. Und das eben nicht nur auf ein spezielles Zeitfenster begrenzt, sondern auch gerne darüber hinaus. Deshalb ist es mir auch wichtig, außerhalb der Sessionen Präsenz zu zeigen, die Karnevalsgesellschaft zu vertreten, Mitglied der Prinzengarde zu sein, sich dort auch unterjährig auszutauschen und zu treffen. Und dabei steht das Feiern an sich gar nicht mal so sehr im Mittelpunkt, sondern tatsächlich Begegnungen und der Austausch untereinander.
Wie war die Zusammenarbeit mit deinem Hofstaat und anderen Karnevalisten? Gab es besondere Momente oder sind Freundschaften entstanden?
Freundschaft ist ein sehr starkes Wort. Als Prinz hat man natürlich eine besondere Bindung zu den Adjutanten aufgebaut. Weil die einen durch die komplette Session begleiten und das auch 24/7, wenn es denn sein muss. Ich war so ein Prinz, der auch 24/7 den Karneval gelebt und gefeiert hat. Meine Adjutanten mussten da schon teilweise sehr leiden (lacht), aber das haben sie wunderbar gemeistert und dadurch entsteht natürlich eine Freundschaft, das ist ganz klar. Nur hat diese Freundschaft vorher auch schon existiert, weil sie sonst nicht meine Adjutanten geworden wären.
Darüber hinaus sind natürlich viele Gäste bei den einzelnen Veranstaltungen, aber es gibt dann ja doch immer Personen, mit denen man mehr zu tun hat, beispielsweise im Rahmen eines Auftrittes oder bei vorherigen Absprachen. Da hat sich schon was entwickelt, was nachhaltig wirkt. Freundschaft ist etwas übertrieben, aber es ist ein wirklich guter Zusammenhalt.
Wenn du deine Zeit als Prinz in drei Worten zusammenfassen müsstest, welche wären das?
In drei Worten? Eigentlich reicht eins.
Und das wäre?
Geil! (lacht)
Also würdest du es wieder machen?
Ja, und zwar wieder genauso. Das funktioniert zwar schon rein praktisch nicht, aber ich wüsste jetzt tatsächlich nicht, was ich anders machen würde. Das soll kein Eigenlob sein – es war einfach genauso richtig, wie es war.
Eine abschließende Frage: Welchen Rat gibst Du Sascha mit auf den Weg?
Authentisch zu sein. Das ist ganz, ganz wichtig, habe ich in meiner Zeit als Prinz gemerkt. Ich habe mich nie verstellt, egal auf welcher Bühne ich gestanden habe, egal in welcher Gesellschaft ich den Auftritt hatte, ich war immer authentisch und glaube, das hat man gespürt. Und nur so kriegt man dann auch viel zurück, und das ist ganz wichtig. Sich zu verstellen oder zu versuchen, eine Figur darzustellen … das mag im Schauspiel und beim Tatort funktionieren, aber nicht als Prinz im Karneval.
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