Nach dem gerichtlich erwirkten Baustopp für das geplante Hafencenter hat der Investor, die L. Stroetmann Lebensmittel GmbH & Co. KG, heute ihre neuen Pläne für das Grundstück vorgestellt. „Auf der Grundlage der Gerichtsentscheidung haben wir uns mit den Vertretern von CDU, SPD, FDP und Grünen intensiv ausgetauscht“, erläuterte Lutz Stroetmann auf einer Pressekonferenz an der Baustelle. Das Ergebnis ist eine so umfassende Änderung des Konzepts, dass die Investoren nicht mehr von einem Hafencenter, sondern von einem HafenMarkt sprechen möchten.
„Das macht den Charakter dieses Quartiersmittelpunktes als vielfältiges urbanes Zentrum deutlich und es lässt den Aspekt des Handels, an dem unser Herz hängt, nicht völlig unter den Tisch fallen“, so Stroetmann. Das neue Konzept sieht eine verringerte Fläche für den Edekamarkt von jetzt 2.950 m² vor, des Weiteren einen Aldi mit 900 m² einen dm mit 550 m² und eine Apotheke mit einer Fläche von 50 m². Bei dem Edeka ist eine Sortimentsausbildung mit biologischen, veganen, regionalen und lokalen Angeboten festgeschrieben. Außerdem sieht die neue Version Platz für Arztpraxen, Büroflächen, Gastronomie, einem Stadtteilbüro und Dienstleistungen wie einem Pflegedienst und einer Bankfiliale vor.
Dem Komplex soll am Hafenweg ein sogenannter „Pocket-Park“ vorangestellt werden. Dadurch wird die ebenerdige Parkfläche um ein Drittel reduziert und schrumpft von bisher 150 Auto-Parkplätzen auf 99. Der Parkplatz erhält ebenfalls mehr Grün und sämtliche Dächer des Komplexes sollen nun ebenfalls begrünt werden. Hinzu kommen noch 400 Fahrradparkplätze inklusive einer Elektroladestation mit 25 Plätzen und 350 Tiefgaragenplätze für Autos. In der Tiefgarage dienen dabei 220 der 350 Plätze als Ersatz für das städtische Parkhausprojekt Dockland. Auch Wohnungen sollen auf dem Gelände entstehen: Zum einen 50 Sozialwohnungen, zum anderen 33 Wohnungen, von denen elf nach dem Standard des sozialen Wohnungsbaus realisiert werden. Und wie sieht es mit dem Aspekt Verkehr aus? Die Stadt hat mittlerweile eine erneute Verkehrsuntersuchung durchgeführt. „Dabei hat sich herausgestellt, dass die Schließung der Theodor-Scheiwe-Straße keine negativen Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen und die Lärmentwicklung am Hansaring hat. Das Gegenteil ist der Fall: Das Verkehrsaufkommen hat sich sogar leicht reduziert“, sagte Lutz Stroetmann.
Wie es jetzt weitergeht, ist indes noch völlig offen. „Es ist unser dringender Wunsch, dass dieser Lösungsvorschlag überparteilich auf Akzeptanz stößt und wir dieses Konzept mit einer hieran angepassten neuen Bauleitplanung auf einer juristisch sicheren Basis bald vollenden können“, so Stroetmann. Das heißt: Der Investor plädiert für ein neues Planverfahren, das politisch mehrheitsfähig und gleichzeitig auch juristisch umsetzbar sein muss. Wenn das klappt, könnte auf der Baustelle in einem oder anderthalb Jahren wieder gebaut werden.
Bis es so weit ist, kostet der Stillstand die Projektherren jeden Tag Geld. Doch die Investoren haben ihren langen Atem bereits bewiesen: Die Brüder Stroetmann verfolgen das inzwischen zum Politikum gewordene Projekt Hafencenter seit rund 17 Jahren. Im November 2001 erwarben sie das ehemalige Postgrundstück, um darauf eine Einzelhandelsfläche zu errichten. Mittlerweile ist die Tiefgarage vollendet und auch der Rohbau steht bereits zu 70 Prozent. „Gott sei Dank sind wir in der Lage, an dieser Stelle weitermachen zu können“, sagt Max Stroetmann, und sein Bruder ergänzt: „Ein normaler Investor könnte das gar nicht aushalten.“
Auf die Frage, ob die beiden jemals ans Aufgeben gedacht haben, reagieren sie mit einem entschiedenen Nein. „Der Fokus liegt für uns eindeutig auf der Fertigstellung des Projekts. Mit allem anderen haben wir uns bewusst nicht beschäftigt“, sagt Max Stroetmann. Sein Bruder ergänzt: „Im Fegefeuer sind wir schon lange, aber gedanklich in die Hölle begeben wir uns nicht.“
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Ob Hafencenter oder HafenMarkt, die Bezeichnung ist nicht so wichtig, wie der Zustand einer Bauruine, die mehr oder weniger durch die ideologisch bedingte Blockade einer Partei (interessant ist auch das Abstimmungsergebnis zum Neubau des Feuerwehrhauses in Albachten…) ausgelöst wurde. Die Regulierungskräfte der Marktwirtschaft sollten dort einfach arbeiten, denn das, was jetzt steht, nutzt weder einem Anwohner noch der Natur! Ein Rückbau, eine Renaturierung in Richtung einer Streuobstwiese, eines Feuchtbiotops oder eines Bürgerparks mit Sozialunterkünften ist schlicht eine Illusion.
Bürgerbefragung, Bürgerbeteiligung… alles ohne Ende; aber wie geht es wirklich weiter und was ist das nächste Projekt, das so „vor die Wand gefahren“ wird?
Fa. Stroetmann hat eine gültige Baugenehmigung zum Hafencenter erhalten. Dass diese fehlerhaft war bzw. auf der Grundlage eines mangelhaften Bebauungsplan basierte, hat nicht der Investor zu vertreten.
Falls das Hafencenter nicht oder auch nicht in reduzierter Version gebaut werden darf, wird es Schadenersatzforderungen des Investors geben. Es ist zu befürchten, dass es sich um einen Betrag in Höhe von 40 bis 50 Mio handeln wird.
Diesen Betrag wird vermutlich die Stadt Münster zu tragen haben, also wir Bürger.
Ein Lob auf die Ratsfraktion der Grünen / Bündnis 90 ☹️
Das Ringen um das Hafencenter sei eine Posse.
So der Kommentar von Dirk Anger zum Streit um das Hafencenter. Aber von wem ist diese Posse verursacht worden? In den Jahren nach dem Kauf des Geländes um 2001 durch die Stroetmann-Brüder hat sich niemand drum gekümmert. Es gab meines Wissens auch keine bekannten Pläne. 2009 gab es die eine, wohl die erste Veranstaltung von Debatte e.V. Münster zum Thema: „Münster Hafen – Was nun (tun)? – Welche Planungskultur braucht die Stadt?“ 2010 gab es eine große Veranstaltung in den damaligen Osmohallen mit 400 TeilnehmerInnen, um sich über die weitere Entwicklung des Hafens auszutauschen. 2011 und 2012 gab es die Hafenforen. Dort wurde massive Kritik am Einkaufszentrum geführt. Vertreter der Stadt und Max Stroetmann waren dabei und haben das mitbekommen. In der Ergebnisauswertung vom Hafenforum wird die Kritik nicht zur Kenntnis genommen bzw. weggewischt. „Mehr Lebensqualität für das Hansa- und Hafenviertel e.V.“ hat in der Zeit 4.500 Unterschriften gegen das Einkaufszentrum gesammelt. Gegen den Willen der Hafen- und HansabewohnerInnen wurde dann mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP der vorhabenbezogene Bebauungsplan beschlossen. Dagegen gab es 560 Einwände. Trotzdem wurde der Bebauungsplan endgültig beschlossen und die Einwände abgekanzelt. 2017 wurde gegen diesen Plan Klage eingereicht. 2018 wurde dieser Plan vom OVG kassiert. Der Kläger beantragte kurz danach den Baustopp. Dieser wurde abgelehnt, ebenso auch vom Verwaltungsgericht. Dagegen wurde eine Beschwerde eingereicht und dass OVG verfügte im Februar 2019 den Baustopp. Seit dem ruht der Bau. Und in all den Jahren haben die Hafenvereine in Pressegesprächen, Leserbriefen und anderen Verlautbarungen auf die Kritik am Einkaufszentrum und dessen Ablehnung hingewiesen. Und in der WN-Umfrage vom Frühjahr des Jahres meinten sogar über 70%, den Bau ganz abzureißen.
Der ganze Werdegang zeigt, dass von Anfang an die Stadtverwaltung, die Rathausparteien als auch die Bauherren von dem Widerstand und der Kritik gegen das Einkaufszentrum wussten. Sie wussten, dass dagegen Klage erhoben wird. Warum dann trotzdem die Baugenehmigung erteilt wurde, erschließt sich niemanden. Warum der Bauherr trotzdem und letztlich auf eigenem Risiko gebaut hat, versteht auch niemand. Welche Rolle hat dabei die Stadt gespielt? TeilnehmerInnen der ersten Verhandlung beim OVG war deutlich und klar geworden, auf welch unsicheren Füßen der ganze Bebauungsplan stand. Und das OVG hatte nur zwei von möglichen 25 – 30 Punkten bemängelt. Die Verwaltung hatte auch keinen „Plan B“. Dann aber von schnellstmöglicher „Heilung“ sprach, dieser vor und dann nach der Sommerpause kommen sollte und jetzt davon auch keine Rede mehr ist. Also ist die Posse unserer Meinung von der Stadtverwaltung, Teilen der Politik als auch von den Bauherren verursacht worden. Daraus sollten schnellst möglichst Konsequenzen gezogen werden, damit es nicht zu einem weiteren Verfahren und damit weiteren Verzögerung kommt. Wir wollen keine Bauruine. Alle wollen keine Bauruine. Deswegen muss schnell was Neues her, aber ohne Einkaufszentrum, egal welcher Größenordnung.
Rainer Bode
Initiative ZukunftHafen
Ein Trauerspiel. Wie überall mit den Grünen – eine Verbotspartei. So etwas sollte mal überregional bekannt gemacht werden.
Die Investoren müssen (oder sollten) die Stadt verklagen – es gab doch eine Freigabe -bevor dort der Bau gestartet hat.
Das Center und die Parkplätze wären eine wirkliche Bereicherung im Hafenviertel.
Kommunales Staatsversagen.
Seit mehr als 15 Jahren werde ich durch Berichte über und den Anblick der Brache am Hansaring belästigt. Nunmehr wurde der Kompromiss der Bebauung von 150 Basisgrünen abgelehnt. Dies zeigt eine ideologische Härte die man ansonsten nur von extremen Parteien kennt. Hier zeigt sich im kleinen, dass die Grünen noch immer nicht in der Realität angekommen sind, in der man Interessensausgleiche schaffen und für die Folgen seines Handelns die Rechnung kriegt. Sollten die Strothmänner jetzt endgültig die Nase voll haben, kommt mit Sicherheit ein juristisches Nachspiel mit Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe auf die Stadt und seine Bürger zu. Aber wahrscheinlich wird das die Grünen Nicht jucken – ist ja nur Geld.
Es ist und bleibt trotzdem Schwachsinn, noch mehr Einkaufszentren in einer Gegend zu eröffnen, wo es mit Rewe und Penny schon zwei große Einkaufsläden gibt. Außerdem gibt es dort 4 Kioske, die dann wahrscheinlich pleite gehen würden. Was ist denn das für ein unlogisches Projekt. Keine Ahnung, warum die Stadt bei sowas nicht die bereits vorhandenen Infrastrukturen prüft und zusieht, dass wenn schon neu gebaut wird, dort auch ein abwechslungsreiches Angebot entsteht…z. B. Modegeschäfte. Aber das scheint ja ein generelles Problem in Münster zu sein, ansonsten würden nicht so oft auch 5 Pommesbuden nebeneinander liegen.