Sie sind nicht nur sehr ärgerlich, sie können auch sehr teuer sein, zumindest für die Gastrobetriebe: Verfallene Reservierungen im Restaurant. Auch in Münster gehört es fast zum täglichen Erleben in der Gastronomie, dass Tische reserviert werden und die Gäste nicht kommen, ohne abzusagen. Das ist frustrierend, sowohl für die Gastronominnen und Gastronomen, als auch für Gäste, die reservieren wollen, aber die Rückmeldung erhalten, dass ausgebucht sei.
Münsters Gastronomie leidet nicht nur unter den allgemein steigenden Kosten oder dem Fachkräftemangel, sondern auch unter Gästen, die zum Teil tischeweise Reservierungen aufgeben, diese dann aber kommentarlos verfallen lassen. Wilma von Westphalen, Chefin des „Großen Kiepenkerl“, ist genervt: „Bei uns war das ein massives Problem! Vor und vor allem auch nach Corona, im Frühjahr 2022, haben wir uns fast täglich über nicht erschienene Gäste geärgert.“ Auch Marcus Geßler, dem unter anderem das Enchilada, Besitos und Aposto gehören, kennt das Problem nur zu gut: „Das ist ein massives Problem, das eigentlich fast alle Gastronomien in Münster betrifft.“
Ein solches Verhalten ist keine Seltenheit, wie Beide bestätigen: „Im Gasthaus kam es über das ganze Jahr mehrfach pro Woche vor. Vor allem auch bei Reservierungen, die zum Beispiel für 25 Personen gebucht waren, wovon – das ist kein Quatsch – nachher nur vier Gäste kamen“, berichtet von Westphalen sichtlich frustriert und fährt fort, „In der Weihnachtszeit hatten wir das Problem gehäuft, dass Gäste in bis zu drei oder vier Betrieben gleichzeitig reserviert haben und dann dahin gegangen sind, wo sie gerade am meisten Lust drauf verspürten. Dies wird häufig auch ganz offen von den Gästen kommuniziert und macht unsere Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und mich oft fassungslos.“ Gleiches berichtet Geßler und schätzt, dass während der Weihnachtszeit bis zu 20 Prozent aller Reservierungen betroffen sind.
Das ist nicht nur ärgerlich, es verursacht den Gastronomien zudem enorme Kosten. Waren müssen für die entsprechende Reservierungslage bevorratet werden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Service, in der Küche, an der Theke und im Spülbereich werden eingeteilt und am Ende nicht benötigt. Bezahlt werden müssen sie trotzdem. Zudem werden Tische zusammengestellt, Planungen angestellt, wo welcher Gast am besten mit seinen Tischwünschen untergebracht wird und vieles mehr. „Das ist dann einfach frustrierend, wenn das keine Wertschätzung erfährt“, ärgert sich die Chefin des „Großen Kiepenkerl“.
Dabei hat sie noch Glück, dass ihr Betrieb mitten in der Innenstadt liegt, wie sie sagt. Dadurch gibt es bis etwa 20 Uhr noch Laufkundschaft, die danach aber auch deutlich nachlassen würde, „Sehr ärgerlich, wenn man Personen vorher absagen musste, weil man vermeintlich ausgebucht war.“ Marcus Geßler berichtet von einer dreißigköpfigen Gruppe, die im letzten Winter Tische reserviert hat, dann aber nicht gekommen ist, „Das kann man nicht wieder aufholen“, wie der Gastronom berichtet. Noch krasser ist das Beispiel, von dem Wilma von Westphalen erzählt: „Ich erinnere mich an eine Hochzeitsgesellschaft, die vor einigen Monaten alles hübsch eingedeckt haben wollte, mit Blumendeko und allem Drum und Dran. Und dann nicht kam. Beim Anruf, wo sie blieben, nicht dran gingen und auf meine Email dann zur Antwort gaben, dass die Braut Corona hätte und dass das bereits stressig genug sei, da könne man nicht noch an die Reservierungsabsage im Restaurant denken!“
Um dem Problem zu begegnen, greifen sowohl Wilma von Westphalen als auch Marcus Geßler zu finanziellen Maßnahmen: „Wir haben in unsere Email-Bestätigung eine Standard-Antwort eingefügt, in der wir bei Reservierungen ab sechs Personen, auf eine Ausfallpauschale pro Person hinweisen, wenn nicht bis ein paar Stunden vor Reservierungsbeginn abgesagt worden ist oder die reduzierte Personenzahl finalisiert wurde. Darauf wird übrigens als Erinnerung nochmal anderthalb Tage vor der Reservierung per Email automatisch hingewiesen. Seitdem sind die Gäste super sensibilisiert und wir haben die Ausfallquote deutlich reduzieren können. Und das Gute daran: Glücklicherweise haben wir die Ausfallpauschale noch gar nicht berechnen müssen, da es viel achtsamer seitens der Gäste gehandhabt wird.“ Auch Marcus Geßler plant die Einführung von Gebühren: „Wir überlegen gerade über das Reservierungssystem eine Gebühr von fünf Euro pro Platz zu nehmen. Diese wird bei Erscheinen bei der Rechnung gutgeschrieben. Bei Nichterscheinen verfällt der Betrag.“ Dass offenbar alleine die Androhung von Gebühren das Verhalten der Gäste deutlich verändert, wie von Westphalen berichtet, lässt hoffen, dass hiermit ein Weg aus dem Problem gefunden wurde.
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