Es ist ein kleines Paradies, das sich die Elterninitiative „Regenbogenkinder e.V.“ in den letzten rund 35 Jahren in einem alten Wohnhaus an der Kolpingstraße geschaffen hat, doch nun droht die Vertreibung aus diesem Paradies. „Uns wurde vom Besitzer des Gebäudes gekündigt, spätestens im März müssen wir hier raus“, berichten Ulrike Häupl und Katrin Freiheit, die in der Kita das „Immobilien-Team“ bilden. Bis 2008 gehörte das Haus der kommunalen Siverdes-Stiftung, dann wurde es an eine Privatperson verkauft.
„Wir sind davon ausgegangen, dass wir ein 20-jähriges Bleiberecht hätten, also bis 2028 in diesem Haus bleiben. Dann hätten wir in aller Ruhe nach neuen Räumen suchen können.“ Doch das sieht der neue Besitzer, ein niedergelassener Arzt in Münster, anders und setzt den zwölf Eltern, 17 Kindern, fünf Erzieherinnen und Erziehern sowie einem Koch eine Frist bis März, dann muss das Gebäude geräumt sein. „Wir brauchen mindestens 180 Quadratmeter Wohnfläche und ein Außengelände, das pro Kind mindestens zehn Quadratmeter bietet, also nochmals 170 Quadratmeter“, erklärt Häupl, in Münster eine nahezu unlösbare Aufgabe. „Wir sind selber schon sehr aktiv geworden, sind viel herumgefahren, haben Firmen, Immobilienmakler, Kirchengemeinden und alle möglichen Leute angeschrieben, bislang ohne Erfolg“, berichten die beiden Mütter.
Selbst mit mehreren Oberbürgermeisterkandidaten wie Dr. Michael Jung (SPD), Peter Todeskino (Grüne) oder Jörg Berens (FDP) haben die Kita-Eltern Gespräche geführt, Oberbürgermeister Markus Lewe hat sich schriftlich geäußert. Letzterer sagte zu, neun infrage kommende Objekte zu prüfen, eine Rückmeldung liegt allerdings bis heute nicht vor. „Sogar die Jungs von liba haben sich gemeldet und eine halbe Lagerhalle angeboten“, berichten Häupl und Freiheit noch immer beeindruckt. Auch an das benachbarte Gefängnis an der Gartenstraße haben die beiden gedacht, „da gibt es aber sicher Probleme mit den vorgeschriebenen Fluchtwegen“, wie sie lachend erklären. Handzettel, Aufrufe in den Sozialen Medien und sogar bunte Findesteine mit der Instagram- und Facebookadresse haben die Eltern der „Regenbogenkinder“ in Umlauf gebracht, bislang allerdings ohne Erfolg. Ein weiteres Problem ist die Miete, die nicht höher als elf Euro pro Quadratmeter sein darf, „Das Kinderbildungsgesetzt, kurz KiBiz, legt diese Miete NRW-weit fest. Ob die Kita dabei in Münster, Dortmund oder sonstwo liegt, spielt keine Rolle.“
„Die ersten Eltern fragen schon, ab wann sie sich nach einem neuen Platz umsehen sollen und auch die Mitarbeiter überlegen, ob sie sich an anderer Stelle bewerben“, berichtet Ulrike Häupl frustriert, dabei seien Eltern und Mitarbeiter gerade in den letzten Monaten zu einem tollen Team zusammengewachsen, wie sie sagen. Auch die 17 Kinder zwischen einem und sechs Jahren verstehen sich prima, diese Gemeinschaft aufzulösen und auf andere Kitas zu verteilen, würde allen sehr schwer fallen, „Wir tun alles, um diese Kita zu erhalten“ erklären Häupl und Freiheit mit Nachdruck. „Wir sind doch zuverläsige Mieter und Nachbarn. Die Kinder sind nur wochentags von frühestens 7.30 bis höchstens 16.30 Uhr in der Kita. Und weil wir von der öffentlichen Hand gefördert werden, zahlen wir auch immer pünktlich die Miete“, zählt das „Immobilien-Team“ einige der Vorteile auf, die es hat, an eine Kita wie die Regenbogenkinder zu vermieten.
Wer der Kita Regenbogenkinder e.V. helfen möchte oder eine Idee hat, wo Räumlichkeiten frei sind, kann unter immosuche@regenbogenkinder-kita.de oder 0177-6763422 Kontakt aufnehmen.
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Danke für den tollen Bericht.
Eine kleine Anmerkung: Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) sieht einen Fördersatz von 11 Euro pro Quadratmeter vor.
Als eingetragener Verein ist unsere Elterninitiative aber durchaus in der Lage, auch eine höhere Miete zu zahlen.