Kurz vor ihrem Auftritt im Kreativhaus hatten die drei Zucchini Sistaz, Jule Balandat, Sinje Schnittker und Tina Werzinger, uns die Gelegenheit für ein Interview gegeben.
Musikalisch habt ihr eure Vorbilder vor allem in den 1920er bis 40er Jahren, aber nicht nur die Andrews Sisters, oder?
Jule: Überhaupt nicht nur die Andrews Sisters. Wobei man sagen muss: die waren nicht umsonst so berühmt, sie hatten schon Knaller-Arrangements, richtig gut. Aber es gibt auch wirklich viele andere spannende Gruppen, nicht nur aus Amerika, auch aus Europa, wie das italienische Trio Lescano.
Sinje: Ich hab letztens ein Trio aus Dänemark gehört, die waren richtig gut. Der Name fällt mir nur gerade nicht ein…
Jule: Und es sind natürlich nicht nur die Damen-Vokal-Trios wie die Andrews Sisters oder die Boswell Sisters interessant, es gibt auch viele schöne Quartettgruppen, Herrren-Quartette wie die Mills Brothers, die Ink Spots…
Tina: Aber es ist ja auch nicht so spannend, über andere Menschen zu reden.
Ja, lasst uns lieber über euch reden. Ihr orientiert euch zwar an Vorbildern, aber ihr schreibt auch eigene Lieder, wie das Fahrradlied. Wie seid ihr den darauf gekommen?
Jule: Darauf sind wir gekommen, weil wir eine münsteraner Band sind und zu jedem Auftritt mit dem Fahrrad fahren.
Ich stell mir gerade vor, dass ihr in den schönen grünen Kleidern mit dem Fahrrad fahrt…
Jule: Ja, das haben wir uns am Anfang auch vorgestellt. Aber es ist wirklich sehr undamenhaft bis dämlich, im Kleid Fahrrad zu fahren. Zumal wenn es ein Tridem ist, wo man hintereinander sitzt und genau exakt gleichzeitig an- und abfahren muss. Das ist ja schon fast sportlich bis choreographisch, dafür haben wir dann natürlich passende Hosen.
Wie es auch im Video auf euerer Homepage zu sehen ist. Das Lied habt ihr selbst geschrieben?
Jule: Ja, die „Radl-Hymne“ haben wir selber geschrieben. Das ist eine hoch tiefgehende Ausseinandersetzung mit der schönen, kultivierten Tätigkeit des Radelns. Was ja sehr den Geist befreien kann. Es enthält auch die Aufforderung, mal aus der Stadt herauszufahren, weg von den Bildschirmen, und sich mal den Wind um die Nase wehen zu lassen.
Aufforderungen finden sich oft in euren Liedern?
Jule: Durchaus gerne, ja. Und wenn der auffordernde Charakter zur guten Laune nicht textlich zu finden ist in den Liedern, dann versuchen wir ihn wenigstens musikalisch zu transportieren…
Tina: …oder auch mimisch. [Sie macht ein aussduckstarkes Gesicht]
Schade, das jetzt keine Filmkamera dabei ist. Als Text ist das jetzt nicht so leicht wiederzugeben.
Tina: Ja, das ist generell so eine Sache bei uns. Wir haben letztens herausgefunden, das was wir machen, wird ganz gut beschrieben mit dem Satz: die Zucchini Sistaz machen Musik zum Anschauen!
Bei der Gelegenheit: wann gibt es denn endlich die Musik zum nach Hause tragen, die vielzitierten „Dosen-Zucchini“, also auf CD oder vielleicht sogar Vinyl?
Jule: Der Tonträger ist in Arbeit. Er wird fulminant, hoffen wir zumindest. Wir haben bereits einen Titel aufgenommen… Aber erstens: Gut Ding will Weile haben. Zweitens sind wir eine Band, die nicht immer den bequemsten Weg einschlägt, und auch nicht den klassischen. Während andere Bands zu allererst ein Album aufnehmen, machen wir das eben zu allerletzt. Und während andere Bands…
Tina: …sich in Jeans und T-Shirts auf die Bühne stellen, machen wir ein ganz großes, liebevolles Brimborium in Grün.
Apropos: grün ist ja eine ganz besonders auffällige, aber bei Kleidern eher seltene Farbe. Die findet man doch nicht so leicht in jedem Geschäft. Wie macht ihr das?
Jule: Wir haben einen grünen Instinkt. So wie andere Frauen tendenziell in jedem Geschäft den Schwarz-Ständer anvisieren, so ist es bei uns eben grün.
Tina: Man muss aber auch so sagen: die gemeine Zucchini als solche geht nicht in jedes Geschäft, wir gehen schon eher in spezielle.
Jule: Wir haben da so unsere Quellen. Menschen, die schon seit Jahrzehnten wahnsinnig tolle Garderobe sammeln, die haben so das eine oder andere Schmuckstück und reservieren das für uns. Das wird dann von eloquenten und geschmackvollen Menschen auf uns angepasst und uminterpretiert.
Ihr habt also ein richtiges Grün-Netzwerk um euch geschaffen?
Jule: Kann man so sagen: Wir haben nicht nur Netzstrümpfe, sondern auch ein Netzwerk!
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