Das Impfzentrum in der Halle Münsterland erinnert an den Sicherheitsbereich eines Flughafens. Taschenkontrolle, Besucherausweis und die Kamera sollte man möglichst gar nicht erst auspacken. „Wir lagern hier ein wertvolles Gut und wir wollen nicht, dass sicherheitsrelevante Informationen nach draußen gelangen“ stellt Claudia Hopster klar. Die 56-Jährige arbeitet seit Mitte Januar an einem Ort, der für viele Münsteranerinnen und Münsteraner sinnbildlich für das ersehnte Ende der Pandemie steht.
Dass sie ihren gewohnten Arbeitsplatz in der Buchhaltung der Feuerwehr gegen das rege Treiben im Impfzentrum eintauschen würde, war eine Entscheidung von wenigen Minuten. „Es war Mitte Januar an einem Donnerstagabend. Um 19.15 Uhr kam dann der Anruf mit der Frage, ob ich ab morgen im Impfzentrum arbeiten möchte“, erinnert sich Hopster, „ich habe sofort zugesagt, weil ich mich gerne solchen Herausforderungen stelle.“ Am Freitagmorgen um 8.00 Uhr standen sie dann mit acht Leuten in der ungeheizten Halle Münsterland, eine unwirkliche Situation mit vielen Fragezeichen, schließlich hat niemand zuvor etwas Vergleichbares erlebt. „Wir mussten viel selber organisieren. Erlasse kamen immer von jetzt auf gleich und oft am Freitagabend. Das erforderte immerzu die direkte Umsetzung, Besprechungen und Organisationsveränderungen der Abläufe im Impfzentrum.“
Als erste Gruppe wurden Mitarbeiter der Ambulanten Pflegedienste geimpft. Die Listen wurden zunächst händisch über Excel-Tabellen gepflegt. „Alles war für uns neu. Wie erreichen wir die Menschen, wie koordinieren wir die Abläufe im Impfzentrum. Am Ende waren wir stolz, als die erste Gruppe vor der Tür stand und unsere Planungen Erfolge zeigten.“ Viel Arbeit sei es gewesen, aber die Zeit verging dennoch wie im Flug, berichtet Claudia Hopster. „Anfangs waren die Menschen sehr dankbar, wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Inzwischen werden die Menschen ungeduldiger und fragen, wann sie endlich dran sind. Viele versuchen auch, ‚fantasievoll‘ an Termine zu kommen“, solche Versuche sind allerdings zum Scheitern verurteilt.
Aktuell wird das Team vom Impfzentrum ausgebremst, gerne würden sie wie zu Spitzenzeiten bis zu 2500 Menschen pro Tag impfen, allerdings fehlt aktuell der Impfstoff und es herrscht gähnende Leere in der Halle Münsterland. Mit der Aufhebung der Priorisierung am vergangenen Montag könnte neuer Schwung ins Impfgeschehen kommen, „Die Kollegen haben sich darauf gefreut! Die Priorisierung war am Anfang absolut sinnvoll aber es ist toll, dass wir die Türen weiter öffnen können“ Hopster und ihren Kolleginnen und Kollegen ist bewusst, dass hinter jedem Menschen, der nach einem Impftermin fragt, auch ein Schicksal steht, „uns haben gelegentlich Menschen geschrieben, die sehr krank waren, die aber nicht in der Priorisierung waren. Das war dann oft sehr schwierig und ging mir nah.“
Spannend und herausfordernd sei die Arbeit, „was uns hier trägt, ist das gute Team!“ Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sind ebenfalls bei der Feuerwehr oder kommen aus anderen Ämtern der Stadt. Daneben seien aber auch viele andere Berufe vertreten wie zum Beispiel ehemalige Containment-Scouts oder junge Leute, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben. „Hier herrscht ein gutes Miteinander und es ist einfach spannend, Teil dieser Geschichte zu sein. Alle die hier sind, sind gerne hier! Schließlich wurden wir nicht abgeordnet sondern haben unsere Aufgaben freiwillig übernommen.“
Wenn Claudia Hopster wieder an ihren alten Arbeitsplatz in der Feuerwache 1 am York-Ring zurückkehrt, wird sie viele neue Erfahrungen mitnehmen, „Ich nehme sehr viel mit, gehe aber auch gerne wieder zurück. Es war eine wirklich gute Zeit, etwas Besonderes. Aber auch die Feuerwehr im Normalbetrieb ist spannend!“ Jetzt hoffen Hopster und die anderen Kolleginnen und Kollegen im Impfteam darauf, dass bald wieder Impfstoff geliefert wird und sich nach dem Ende der Priorisierung endlich jeder impfen lassen kann. „Wir freuen uns über jede erfolgte Impfung!“
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