Ein Großteil der Zuschauer hat es noch nicht bis in die Halle geschafft, da verdunkelt sich auch schon die Saalbeleuchtung und ein Hauch von Siebziegerjahre betritt die Bühne. Leider eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn, so dass die ersten Stücke der britischen Singer/Songwriterin Keeva in der allgemeinen Platzsuche im Dunklen ein wenig untergehen.
Völlig zu Unrecht, denn die Dame im Glitzeranzug leistet ganz alleine mit Gitarre und Stimme auf der Bühne Beachtliches. Kraftvoll und wandelbar im Gesang, der Vintage-Gitarrensound mit reichlich „Twang“ im Blues verankert, wird das Material der neuen EP „Four Sad Songs And A Ballad“ sowie eine gelungene Marvin-Gaye-Nummer sehr souverän zum Besten gegeben. Erinnerungen an Joan Baez in ihren besten Zeiten werden wach.
Ein Rätsel, warum die Veranstalter diese Leistung so wenig zu würdigen wissen und ihrer Geringschätzung mit der sehr unglücklichen Anfangszeit Ausdruck verleihen, zumal nach Keevas Auftritt das Licht erneut eingeschaltet wird und nach einem kurzen Umbau noch einmal etwa 20 Minuten ungenutzt verstreichen, bevor das Hauptprogramm beginnt.
Auch Katie Melua startet ihren Teil des Abends im Alleingang und verlässt sich ganz auf den Grundstein ihrer Karriere: einfühlsamer Gesang (in georgischer und englischer Sprache) mit ausgefeilter Gitarrenbegleitung. In der folgenden knappen Dreiviertelstunde unterstützt sie zunächst ihr Bruder Zurab an der Gitarre, bevor der Rest der Band – Kontra- bzw. E-Bass, Tasten und Schlagzeug – und natürlich der Gori Women‘s Choir dazukommen.
Über das gesamte Programm verteilen sich ihre bekannten Hits wie „Nine Million Bicycles“ (in Münster besonders passend), „The Closest Thing To Crazy“ und „Belfast“, aber vor allem Stücke des gemeinsam mit dem Chor entstandenen Albums „In Winter“ sowie einige ausgewählte Coverstücke in eigenen Interpretationen, so z.B. die Bond-Filmmusik „Diamonds are forever“. Besonderes Highlight der ersten Hälfte ist der Adolphe-Adams-Klassiker „O Holy Night“, bei dem sowohl Melua als auch der Chor glänzen. Untermalt werden die musikalischen Darbietungen mit winterlich-stimmungsvollen Videos, die zugleich den Bühnenhintergrund bilden.
Nach einer zwanzigminütigen Pause eröffnet das herzerwärmende Video zu „Perfect World“ – natürlich zu Livemusik – den Rest des Abends. Mit „The Little Swallow“, einer Version des vor allem als englisches Weihnachtslied „Carol Of The Bells“ bekannten ungarischen Neujahrsliedes „Shchedryk“, setzt der Chor ein beeindruckendes Glanzlicht, auch Katie Melua selbst ordnet sich im Chor ein und stellt ihre Stimme in den Dienst des gesamten Klangkörpers.
Im weiteren Verlauf des Programms überzeugt neben einigen winterlichen Nummern vor allem der Black-Hit „Wonderful Life“ in einer sehr eigenen Bearbeitung. Im Zugabenteil, der in Anbetracht der recht hohen Kartenpreise (zwischen knapp 60 und über 120 Euro) unerfreulich früh erfolgt, überwiegen abermals Stücke aus fremder Feder, wie das von Melua alleine vorgetragene „Fields Of Gold“ von Sting und das fulminante Finale in voller Besetzung mit Chor, Band und Melua in Form einer Adaption von „What A Wonderful World“, die Louis Armstrong stolz gemacht hätte.
Trotz des verhältnismäßig frühen Endes ein sehr stimmungsvoller Abend, der trotz einiger organisatorischer Schwächen mit reichlich winterlichem Zauber und Musik auf höchstem Niveau überzeugen konnte.
Informationen zu den Künstlern und weiteren Konzerten der Tour unter: keeva-music.com oder katiemelua.com
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