Es ist schon eine Herausforderung, so mitten in der Stadt einen Film zu drehen. Das erlebt in diesen Tagen wieder einmal das Team von Warner Bros., das die Außenaufnahmen für die nächsten beiden Wilsberg-Folgen macht. Sie sind natürlich nicht die einzigen, die am Dienstagvormittag die Salzstraße nutzen wollen. Schließlich wollen auch die zahlreichen Ladengeschäfte in der Fußgängerzone beliefert werden, und die LKW dürfen hier eben nur vormittags hereinfahren.
„Und aus! Abfließen lassen!“, lautet deshalb eine Anweisung, die hier zwischen Schuhgeschäften und Dominikanerkirche häufiger zu hören ist, sobald der nächste Dreh im Kasten ist. Ausgerufen wird sie von Colin Bennett, der als Set-Aufnahmeleiter für solche Dinge zuständig ist. Und abfließen sollen die wartenden Lieferwagen und Fußgänger. Wobei die meisten von ihnen lieber stehen bleiben und dem Treiben der Filmleute zusehen. Zwischen zehn und elf Uhr an einem bedeckten Wochentag sind noch nicht so viele Münsteraner in der Laune für einen Einkaufsbummel, manche Fans der Krimiserie sind auch extra zum Zuschauen gekommen. Sie beobachten die Szenerie neugierig, versuchen nicht im Weg zu stehen und bedauern vielleicht, dass Hauptdarsteller Leonard Lansink heute nicht dabei ist.
„Wir haben die Wolke noch für zwei Minuten!“ ruft einer der vielen Menschen, die für so einen Dreh nötig sind. Neben sechs Schauspielern und 26 Komparsen, die wir später im fertigen Film sehen können, sind es zahreiche andere, die Kameras und Tontechnik bedienen, für die Ordnung sorgen oder für das Catering der ganzen Truppe. Die meisten wissen sofort, was sie nach so knappen Ausrufen zu tun haben. Andere müssen freundlich darauf hingewiesen werden, das es keine gute Idee ist, einen Tongalgen mitten auf der Salzstraße stehen zu lassen, wenn ein Wagen vom Paketdienst vorbei fahren soll.
Und dann beginnt es auch noch zu regnen. Wie gut, dass zu den Requisiten ein Pavillon-Zelt gehört, das einen Infostand in der Fußgängerzone darstellt. Jetzt retten sich die Komparsen darunter, während die Techniker um den Kameramann Lars R. Liebold ihre wertvollen Geräte unter Schirmen und Planen schützen, bis weitere eilends herbeigeholte Zelte aufgebaut sind, um sie dort sicher unterzubringen. Da merkt man schon, dass so ein Team eingespielt sein muss.
Die zahlreichen Unterbrechungen werden genutzt, um mit den Schauspielern Oliver Korittke und Katharina Spiering die nächsten Szenen zu proben. Oder um die Komparsen zu instruieren, wo und wann sie im Hintergrund entlanglaufen sollen. Einige von ihnen spielen auch Aktivisten an einem Infostand, von dem aus sie recht hartnäckig Geld und Unterschriften für Senioren sammeln, die betreut werden müssen. Das ist nämlich ein Thema in der Folge „Der Betreuer“, die hier gerade gedreht wird. Welche Handlung auf dem Platz zwischen Dominikanerkirche und Karstadt allerdings wirklich abläuft, ist für den unbeteiligten Beobachter nicht so leicht zu erkennen. Es ist aber sicher, dass dieses Stückchen von Münster einen hohen Wiedererkennungswert hat und darum geht es ja bei den Außenaufnahmen für die ZDF-Serie.
Die beiden Folgen „In Treu und Glauben“ und „Der Betreuer“ werden übrigens parallel gedreht. Insgesamt sind dafür bis Anfang Mai 45 Drehtage geplant, aber diesmal nur acht davon in Münster. Die Crew scheint diese Entscheidung zu bedauern. An Regisseur Marc Rensing wird es wohl kaum gelegen haben: seine ersten Schritte als Kurzfilm-Regisseur machte der gebürtige Gronauer nämlich als Mitarbeiter der Filmwerkstatt Münster im Pumpenhaus. Wann die Folgen im ZDF zu sehen sein werden, ist noch unbekannt. Am 16. April ist ja noch die Folge „Mord und Beton“ an der Reihe, die schon im Herbst aufgenommen wurde, unter anderem am Hafen von Münster.
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