„Wie klingt Münster?“ Diese Frage stellte sich eine kleine Gruppe von Studierenden bei einem Workshop des Germanistischen Instituts in den letzten Semesterferien. Auf Einladung des städtischen Kulturamtes haben sie versucht, das Klangbild der Stadt zu erforschen. Angeleitet wurden sie dabei durch die Klang- und Medienkünstlerin Anja Kreysing und der Literaturwissenschaftlerin Prof. Britta Herrmann. Das Ergebnis können jetzt alle im Haus der Niederlande im Krameramtshaus erleben – und dabei selbst an den Reglern das Gehörte neu mischen.
Das Motto „Wie klingt Münster?“ hatte auch Bürgermeister Klaus Rosenau animiert, bei seinem Weg vom Zuhause zum Krameramtshaus mal etwas genauer hinzuhören. Bei seiner Eröffnungsrede schilderte er plastisch, was ihm dabei alles zu Ohren kam. Und er war sich bewusst: An einem anderen Tag hätte manches ganz anders geklungen.
Welche Alltagsgeräusche überhaupt typisch für Münster sind, diese Frage beschäftigte auch die sechs Studierenden der Uni Münster, die an diesem Workshop teilgenommen haben. So könnten Fahrradgeräusche oder Glockenläuten auch woanders aufgenommen werden. Von solchen Klischees haben sie sich dann auch bald gelöst und ganz individuelle, mitunter private Töne aufgezeichnet, zum Beispiel bei einem WG-Frühstück. Oder sie haben die Aufnahmen in der Nachbearbeitung so sehr verfremdet, dass sie nicht mehr eindeutig zuzuordnen sind.
In die Aufnahmen flossen aber auch online geführte Gespräche mit dichtenden Personen, die ab dem 10. Mai beim Lyriktreffen im Rahmen der Veranstaltungsreihe POETRY in Münster sein werden. Schließlich war dies ein Workshop des Germanistischen Instituts. Julia Rosin aus der studentischen Gruppe schilderte bei der Eröffnung gestern Abend, wie sehr sie das Gespräch mit der Lyrikerin Lütfiye Güzel beeindruckt hat, so dass sie mehrere Aussagen von ihr in ihre Klanginstallation eingebaut hat. Die in Münster aufgenommenen Klänge hat sie dagegen sehr stark bearbeitet, um sie „von der offensichtlichen Kausal-Logik zu lösen“. Die Geräusche sollen nichts erklären, meint Rosin.
Die Ergebnisse können wir uns bis zum 12. Mai im Krameramtshaus anhören und dabei über ein Pad auf einem kleinen Pult mitten im Raum selber steuern, welche der sechs mit den Vornamen der Workshop-Teilnehmer gekennzeichneten Tonspuren zu hören sind – möglicherweise auch gleichzeitig. Bei der Eröffnung am Donnerstagabend war es Kulturamtsleiterin Frauke Schnell, die sich als erste traute, das Steuerungsgerät zu bedienen.
Anja Kreysing hatte die sechs Studierenden in die erforderlichen Techniken des Field Recordings eingeführt, sie konnten dafür das „digi MusicLab„, das digitale Musiklabor der Stadtbücherei Münster nutzen. In den nächsten Wochen werden sie Arbeit dort fortsetzen, um die Erfahrungen mit dieser immersiven Klangskulptur zu verarbeiten.
Teilnehmende des Workshops sind: Islah El-Yousfi, Fatme Erdem, Miriam Feldmann, Amanda Herbster, Florian Kraß und Julia Rosin. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Alle Termine des Programms POETRY findet ihr unter stadt-muenster.de/kulturamt/poetry.
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