open stage: Wie ein Tor zu einer anderen Welt

Marian Heuser alias Peter Panisch moderiert die open stage. (Foto: bk)
Marian Heuser alias Peter Panisch moderiert die open stage. (Foto: bk)

Entspannt und gelöst betreten nach und nach die Künstler die Bühne. 10 Minuten hat jeder Zeit, sich und seine Darbietung zu präsentieren. Andres als bei „poetry slams“ sind die Beiträge nicht der Punktebewertung durch eine Publikumsjury unterworfen. Wer könnte die „culture corner open stage“ in der Alexianer Waschküche besser moderieren als Marian Heuser, der schon in der Fußgängerzone von Wanne-Eickel deutsche Klassiker rezitiert hat?

„Die 25. open stage ist das heute“, sagt Heuser, der bei diesen Veranstaltungen immer als Peter Panisch auftritt. „Peter vom Vater, Panisch von der Mutter“, fügt er an und erzählt, wer heute alles dabei ist. 10 Künstler können auftreten, mehr nicht. Klar, sonst wird der Abend zu lang. „Und wo die alle herkommen,“ freut sich Peter Panisch „zum Beispiel aus Hiltrup oder aus Coerde.“ Tatsächlich aber sind Künstler aus Bremen und Gronau dabei. Damit die zumindest ihre Fahrtkosten ersetzt bekommen, geht später – bei der ansonsten kostenlosen Veranstaltung – der Hut rum.

Hans Vogel alias Martin Schlathölter ist oft auf Münsters Kleinkunstbühnen unterwegs. (Foto: bk)
Hans Vogel alias Martin Schlathölter ist oft auf Münsters Kleinkunstbühnen unterwegs. (Foto: bk)

Links vorne in der ersten Reihe sitzt der Livezeichner Kurt, dessen Aufgabe darin besteht, die Künstler während ihres Auftrittes zu zeichnen. Aus guter, alter Tradition geht Panisch ans Mikro und trägt zunächst selbst etwas vor – Er und Ich – ein Dialog zwischen einem Weltverbesserer und einem Lebenden, der fast schon Musik ist und dann endlich gibt es richtig echte Gitarrenmusik. Lisarrr mit drei „R“ spielt und singt von Wut im Bauch: „Gerade habe ich mir echt erlaubt, Dir mal verbal auf die Fresse zu hauen“. Ein bisschen hapert es noch am Ton, etwas laut ist es, aber das bessert sich. Schon als Lisarrr ihr zweieinhalbtes Lied singt: „Aufzugeben ist so schwer, vielleicht wartet dann niemand mehr – auf mich“. Die etwa 50 Zuschauer klatschen begeistert.

Livezeichner Kurt hat bei der Show Lise Lotte gemalt, die für den Club Charlotte wirbt. (Foto: bk)
Livezeichner Kurt hat bei der Show Lise Lotte gemalt, die für den Club Charlotte wirbt. (Foto: bk)

„Der KO“ aus Gronau hat sich erst seit 6 Wochen dem poetry slam gewidmet. Dafür sind seine Texte nicht nur gut, sondern auch flüssig vorgetragen. „Der KO“ habe irgendwo gehört, dass poetry-slam-Texte kurz sein müssen, damit diese im Gedächtnis bleiben. Deshalb habe er seinen Text „Eine Unternehmensführung, die ohne Powerpointpräsentation auskommt“ genannt.  Die Firma nennt sich“Angst“ und hat sich der selben verschrieben. Eine gute Idee, die mit Leben gefüllt ist. „Angst und Neid sind eine profitable Verbindung“, sagt der Unternehmenssprecher. Wer denkt da nicht an AFD und PEGIDA? Schon betritt das „1000-fache lyrische Ich“, Hans Vogel alias Martin Schlathölter im Nadelstreifenanzug mit Blümchen, Bart und Hut die Bühne. Er trägt ein nettes Gedicht vor, das aber „ich habe es vorher extra gestoppt“ nur 1,37 Minuten lang ist. Dann wühlt er in seinen Kladden nach weiteren lyrischen Ergüssen. Schließlich stellt er wirre Fragen, die nach dem Zufallsmuster zusammengestellt werden. „Ist AIDS weltoffen?“ oder „Ist Humor fair?“ Schnell merken die Zuschauer, dass alles inszeniert ist. Viele kennen ihn natürlich, weil er ein oft gesehener Gast auf Münsters Kleinkunstbühnen ist.

Ein echtes Highlight ist der Auftritt von Lise Lotte, die ansonsten als Morina Miconnet zu erleben ist. Lise Lotte deshalb, weil sie heute für den Club Charlotte Werbung macht (wir berichteten). „Der Club ist wie ein Tor zu einer anderen Welt“. Von den 100.000 Euro Schulden seien über 68.000 schon bezahlt, aber eben noch nicht alle. Lise Lotte weist noch einmal auf die Internetadresse www.stratnext.com/clubcharlotte hin. Lise Lotte hat unglaubliche Entertainerqualitäten. Denn bevor es zu lang wird, greift sie beherzt zur Gitarre und singt mit der Stimme von Kim Carnes (Bette Davis  Eyes) eingängige Musik, die keinen Fuß ruhig lässt. Am Schluss hat auch Kurt seine Zeichnung fertig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert