„Pack die Badehose ein…“ trällert die kleine Cornelia, alias Conny Froboess, mit den Schöneberger Sängerknaben durch die Lautsprecher, als es im Saal dunkel wird. Es geht zwar nicht raus „nach Wannsee“, wie im Gassenhauer von 1951, sondern direkt auf die Bühne des GOP Münster, zum neuen Programm „WET“.
Dieses Lied sollte man mögen, sonst wird es, soviel sei verraten, ein schwieriger Abend für alle Besucher des neuen Programms. Wenn man eines im Varieté eher selten sieht, oder in diesem Fall hört, ist es Live-Gesang. Dies soll sich ab jetzt ändern, eine waschechte Opernsängerin sollte die gesamte Show begleiten und dabei die Badehose in unterschiedlichsten Variationen immer wieder neu verpacken. Das klingt nicht nur spannend, sondern ist es auch.
Sechs Badewannen auf zwei Ebenen zieren das Bühnenbild, und lassen ungefähr erahnen, was das Publikum im Laufe des Abends erwartet. Über allem thront die Sängerin und macht das, was wohl fast jeder unter der Dusche oder in der Badewanne in unbeobachteten Momenten schon einmal getan hat, singen. Sicher wird es im Durchschnitts-Bad der Zuschauer nur selten so gut klingen wie hier auf der Bühne, andererseits wird man zuhause im Bad auch eher selten so viele Zuschauer zu begeistern haben. Jennifer Lindshield hat da weniger Probleme, sie hat Gesang von der Pike auf gelernt. Die US-Amerikanerin studierte Operngesang und ist auf den Bühnen der ganzen Welt heimisch.
Die neue Show ist, und das ist im GOP ja schon fast Standard, unkonventionell und neu. Das Element Wasser, auf den Varieté-Bühnen ja sonst eher unterrepräsentiert, eröffnet da natürlich ganz neue Möglichkeiten. Dies bekommt mitunter auch das Publikum am eigenen Leib zu spüren, denn gleich zu Beginn gibt’s zur Eingewöhnung einen großen Schluck aus der überdimensionierten und fahrbaren Wasserpistole. Richtig „Wet“ wird es im Laufe der Show aber auch noch, wenngleich das Publikum sich keine größeren Sorgen um eine unfreiwillige Dusche machen muss.
So spannend das alles klingt, hat aber auch diese Show ihre Ecken, Kanten und auch Längen. Der Spagat zwischen heiterer Komik, Slapstick und dramatisch-packender Akrobatik will oft nicht gelingen. Häufig werden Momente der Spannung und des Staunens jäh vom Comedypart abgewürgt, wenn die kauzige Ximena Ameri zu früh durch ihr Auftreten das Programm wesentlich temporeicher als nötig macht.
Temporeich darf es natürlich trotzdem sein, vor allem wenn es ans Jonglieren geht. Ludmila Nikoleva zeigt eindrucksvoll, was Frauen auch in der Badewanne unter Multitasking verstehen, wenn sie mit allen vier Gliedmaßen drehende Tücher, Würfel oder Zylinder jongliert. Zur Entschleunigung trägt dann Anton Belyakov bei. Im strömenden Bühnenregen zeigt er Handstandakrobatik vom allerfeinsten. Er beweist, dass dieses Genre mehr ist, als nur ein bloßer Kopfstand auf dem Wannenrand, inklusive anschließendem Vollbad in der mittlerweile gut gefüllten Badewanne.
Alles was das Varieté-Herze begehrt, wird auch in dieser Show geboten, Luftakrobatik am Ring und Trapez, Comedy oder „umgedrehter“ Jonglage, bei der Adem Endris eine Menge Flummis gleichzeitig auf dem Boden tanzen lässt. Daniel Stern sorgt an den Strapaten für einen Höhepunkt der Show, wenn er sich an Lederbändern selber mit den Händen in luftige Höhen wickelt und dort nicht nur zu einem atemberaubenden „Rundflug“ über die Bühne ansetzt. Mit dem Schlussvorhang schaut man dann in zufriedene aber nicht unbedingt restlos begeisterte Gesichter, vor allem der zweite Teil zieht sich etwas in die Länge und hat Mühe, Fahrt aufzunehmen.
GOP | "WET" 13.7. - 28.08. im GOP-Münster Tickets und Infos: www.variete.de
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