Wenn Barbara Krabbe nach Münster zurückkehrt, werden Erinnerungen wach. An das Café Schucan, die Kindheit in der Ostmark- und Erphostraße, an die legendäre Disco „Eule“ an der Königsstraße und an Pinkus Müller. Dort gibt es noch einen Krug mit den Namen Tilla und Fritz, den Namen ihrer Eltern. Inzwischen lebt die erfolgreiche Schauspielerin in Hamburg.
Barbara Krabbes Welt ist das Theater und das nicht nur beruflich, „Wenn ich in eine Stadt reise, gehe ich immer ins Theater. Meine Lieblingsstadt ist New York und wenn ich könnte, wäre ich dort jeden Abend in der Met!“ Die Begeisterung für das Theater, den Tanz und die Musik hat die 70-Jährige von den Eltern geerbt, „Alle in meiner Familie waren große Opern-Fans, wir haben jeden Sommer meiner Kindheit in Bayreuth bei den Wagner Festspielen verbracht, meine Mutter hat im Dom gesungen und mein Bruder hat in Münster im Schallplattengeschäft Discoteca gearbeitet.“ Jetzt führt sie der Auftritt ihrer Schwester Christa Reißmann zurück in die alte Heimat, die mit 80 Jahren im Pumpenhaus in dem Stück ‚Alte Bekannte – Bekannte Alte‘ tanzt. „Mit 80 Jahren, das muss man sich mal vorstellen!“, wie die Schauspielerin beim Kaffee im Schatten von St. Lamberti beeindruckt sagt, während sich die markanten Giebel der Häuser am Drubbel in ihrer Sonnenbrille spiegeln.
Barbara Krabbes erster Auftritt im Theater war im zarten Alter von neun Jahren. In dem Stück „Des Kaisers neue Kleider“ rief sie vom Platz im Publikum aus den Satz „Der Kaiser ist ja nackt!“ und das offenbar mit einer solchen Begeisterung, dass ihre Bühnenkarriere Fahrt aufnahm. Im Theater Münster trat sie unter anderem an der Seite von Stars wie Ilse Werner oder Marika Röck auf, mit 17 Jahren nahm sie das Studium an der Folkwang Schule Essen auf. „Das war mir aber alles zu traditionell, nach einem Jahr bin ich dann nach Hamburg gegangen, um dort und am Strasberg Theatre Institut in New York Schauspiel und Musical zu studieren. Tanzen, Steppen und Singen haben mir gelegen, darum habe ich viel in Musicals gespielt.“ Neben dem Theater kamen bald auch die ersten Rollen in Film und Fernsehen. „Mein Herz schlägt am stärksten für den Film. Die Rollen in Fatih Akins ‚Der goldene Handschuh’ und in ‚Hanne’ unter der Regie von Dominik Graf waren sicher die Höhepunkte meiner Filmkarriere.“ Auf beide Regisseure hält Krabbe große Stücke, „Das war immer ein sehr respektvoller Umgang am Set.“
Auch in der Reihe Tatort war die Schauspielerin bereits mehrmals zu sehen, allerdings noch nie im münsterschen mit Thiel und Boerne, was sie sehr bedauert, schließlich habe sie mal in Saarbrücken gemeinsam mit Axel Prahl, der im Tatort den Kommissar Frank Thiel verkörpert, in einer alten Fabrik gewohnt. Das war noch vor dem Beginn seiner erfolgreichen Fernsehkarriere, „Ich freue mich immer, wenn ich im Tatort sehe, wie er über den Prinzipalmarkt oder den Domplatz meiner Heimatstadt radelt.“ Barbara Krabbe liebt die Filme des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar, „Ich bin ein absoluter Film-Freak“, wie sie sagt. Gerne würde sie mehr für Film und Fernsehen arbeiten, leider gebe es aber zu wenig Angebote für Schauspielerinnen ihres Alters. Aktuell arbeitet die umtriebige Künstlerin an einem Projekt mit Liedern von Charles Aznavour, „Das sind tolle Lieder, aber schwer! Es geht oft ums Alter, das passt zu einer Frau wie mir. Das Heile-Welt-Gesinge interessiert mich nicht. Du bist da und alles ist gut, das stimmt vielleicht die ersten vier Wochen aber dann kannst Du ja mal sehen!“
Bevor es ab Januar mit dem Aznavour-Programm auf Tournee geht, wird Barbara Krabbe noch am 17. Juli bei den Brüder Grimm Festspielen in Hanau zu sehen sein. Am liebsten würde sie als Bar-Sängerin mit Stücken von Charles Aznavour durch die Lande ziehen, wie sie sagt. Vielleicht erfüllt sich ja auch noch ihr Traum von einer Szene im Tatort Münster, in der sie als Obdachlose zusammen mit Axel Prahl auf einer Parkbank eine Flasche Wein leert und über das Leben sinniert.
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