Wer am Montagabend zum Hawerkamp wollte, musste sich seinen Weg durch die Menschenmasse bahnen, die zum Ärzte-Konzert in der Halle Münsterland pilgerte. Doch auch im Café Sputnik ertönte ein „Schrei nach Liebe“ – oder genauer genommen: Nach Frieden.
Jeden 2. Montag im Monat veranstaltet „TatWort“ im Café Sputnik einen Poetry Slam, bei dem vom Gelegenheitspoeten bis hin zum erfahrenen Wortakrobaten jeder eingeladen ist, seine Texte vorzulesen. Der mit Holzbänken gefüllte, recht dunkle Raum sorgt hierbei für die nötige Intimität und den Fokus auf das Wesentliche: Die Menschen, die auf der Bühne stehen und ihre Gedanken teilen. Mal laut, mal leise, mal traurig, mal zornig.
Die Regeln des Wettbewerbs sind simpel: Jeder hat sieben Minuten, um seinen selbst geschriebenen Text vorzutragen und so das Herz des Publikums zu erobern. Wie gut das geklappt hat, wird je nach Lautstärke des Beifalls in Punkte von 1 bis 10 umgewandelt. Eine Sache war diesmal allerdings anders: Den Teilnehmenden wurde ein gemeinsamer Oberbegriff für ihre Werke vorgegeben. Und wie sollte es im Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens anders sein? Richtig: Es ging um den Frieden. Und ebenso facettenreich wie dieses Thema sich durch unser aller Leben ziehen kann, war auch die Dichtkunst. Moderiert wurde die Veranstaltung von Micha El Goehre. Für die akustische Abrundung des Abends sorgte Dj Andi Substanz, der eine feine Selektion an thematisch passenden Songs spielte. In seinem Projekt „Lyrikkeller“ lebt er neben der musikalischen auch seine schriftstellerische Seite aus. Nach einem kleinen „Warm up“ aus seiner Feder traten nacheinander die sechs Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf das Podium.
Während der Autor Michael mit seiner persönlichen Familiengeschichte berührte („Ja, die Krokusse blühen schön, schrieb Oma, und nebenan sind gerade die Bomben eingeschlagen.“), benutzte seine Mitstreiterin Kim die Metapher des baufälligen Hauses, an dem wir alle gemeinsam gegen den Verfall werkeln müssen. Die Geschichten erzählten von „blutigen Pfützen“ im 17. Jahrhundert (durch den Autor Lutti) bis zu den Gefahren der modernen Technik: „Früher spielte man Krieg und nicht Frieden und es führte nicht zu einem gesellschaftlichen Problem. Gift multipliziert sich im Netz. Das Netz ist das Problem. Meldet Euch bei Facebook ab und spielt lieber Krieg“, warnte Florian.
Daniel begeisterte die Menge mit seiner beachtlichen Sprechgeschwindigkeit, in welcher er in einem wortgewaltigen und humorvollen Rundumschlag sämtliche Politiker durch den Kakao zog. Er kam ins Finale und bekam somit die Gelegenheit, in einem zweiten Auftritt prüfend die Verse bekannter Kinderlieder zu zerpflücken. Da wurde die Stimme auch mal lauter, z.B. bei der empörten Feststellung, dass eben nicht „alle Vögel da sind“, sondern etliche Vogelarten bereits ausgestorben. Im Café Sputnik wurde sinniert und gelacht über die Raffinesse der mit Humor getränkten Worte, die von ihrer Bedeutung ernster kaum hätten sein könnten. Beendet wurde Daniels Vortrag mit der Erkenntnis „Das was wir jetzt gerade hier machen, ist global gesehen immer noch ein Privileg.“
Mit einer im Vergleich dazu stimmlich eher sanften Performance trug Pauline den letzten Text des Abends vor. Ihre geschmeidige Stimme nahm das Publikum mit auf die Reise in die Abwärtsspirale einer toxischen Beziehung. Man hing an ihren Lippen und kam nicht umher, sich in ihren Zeilen mit ihr zu verlieben, zu leiden und zu hoffen. Um am Ende das zu erlangen, was man der Welt sehnlichst wünscht: Inneren Frieden.
Wer Lust auf das Verfassen eigener Texte bekommen hat: Am 7. Oktober findet im Cuba Club ein „Poetry Slam“- Workshop statt. Tickets gibt’s unter: https://www.localticketing.de/events/31736-werkstatt-poetry-slam
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