„Jetzt ist die Zeit der Barmherzigkeit.“ Um diesen Satz von Papst Franziskus drehte sich alles bei der ersten Katechese des Weltjugendtags mit Bischof Dr. Felix Genn. Dieser war Mitte der Woche zu Gast in der St. Vincent-Kirche in der nördlichen Altstadt Krakaus. Dort bieten Verantwortliche aus dem Bistum Münster an drei Vormittagen eine Bischofskatechese an.
Der Heimatbischof zu Gast in der dem Bistum zugeteilten Kirche – kein Wunder also, dass die Jugendlichen neben den Kirchenbänken auch große Teile des Fußbodens einnahmen. Rund 400 junge Menschen aus allen Regionen des Bistums sowie kleinere Pilgergruppen aus der Schweiz, dem Erzbistum Freiburg und dem Bistum Speyer begrüßte Genn zu Beginn der Katechese. „Ich freue mich, dass Ihr alle hier seid und wir an diesem Morgen miteinander ins Gespräch kommen können“, freute sich der Bischof und stimmte mit den Jugendlichen in das Mottolied „Selig, die Barmherzigen“ ein. Musikalisch wurde die Katechese von der Münsteraner Musikgruppe „Zucker mit Hut“ gestaltet, die bereits den Ton beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro angegeben hat.
Das Vorbereitungsteam um Diözesanjugendseelsorger Hendrik Drüing und Christian Wacker vom Bischöflichen Generalvikariat stimmten die Jugendlichen auf das Thema „Barmherzigkeit“ ein. An sieben Stationen im Kirchenraum konnten sie kleine Karten sammeln, auf denen die einzelnen Werke der Barmherzigkeit geschrieben standen und sich anschließend mit den Sitznachbarn darüber austauschen.
Ist Verzweiflung, Wut oder Abschottung die Lösung für Probleme? (Bischof Genn)
„Ist aktuell wirklich die Zeit der Barmherzigkeit?“, wandte sich der Bischof in seiner Katechese an die Jugendlichen und griff damit das Papstwort auf. Auch er selbst zweifle ab und zu daran, vermittle die derzeitige Nachrichtenlage doch eher den Eindruck, dass Terror, Gewalt und Mord im Vordergrund stünden. Auch der Umgang der Menschen mit der Schöpfung, die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen in manchen Regionen und manchmal auch der Umgang miteinander beispielsweise in sozialen Netzwerken erschrecke ihn immer wieder. „Ist Verzweiflung, Wut oder Abschottung die Lösung für diese Probleme? Oder ist vielleicht doch das Wort des Papstes wahr und wir kommen uns untereinander näher, wenn wir uns barmherzig begegnen?“ Bischof Genn lud die Jugendlichen ein, auch über die Tage des Weltjugendtags hinaus dieser Spur nachzufolgen.
Welche Rolle dabei die Kirche spielt, verdeutlichte er in einem zweiten Teil. Die tiefste Sehnsucht eines Menschen sei es, geliebt zu werden. „Es ist gut, dass es Dich gibt. Das ist die Grundbotschaft der Kirche, die diese Sehnsucht aufgreift“, sagte der Bischof. Auch wenn die polnische Frömmigkeit beim Weltjugendtag für manche Jugendlichen vielleicht ungewohnt sei, gehe es doch immer um Jesus Christus. Bischof Genn lud die Jugendlichen ein, sich „ein Bild von Jesus ins Herz prägen zu lassen“. Doch nicht nur die Kirche, auch jeder Mensch persönlich trage eine Verantwortung. Der Bischof machte dies am Thema der Vergebung fest. Manchmal falle es schwer, einem anderen Menschen zu verzeihen. „Aber wenn ich das nicht tue, lege ich diese Person auf seine Vergangenheit fest. Vergebung dagegen öffnet den Raum für die Zukunft“, betonte er.
Umgang mit Homosexualität
Dass der etwas sperrige Begriff der Barmherzigkeit Fragen bei den Weltjugendtagspilgern hervorruft, wurde im Anschluss deutlich. Spontanen Applaus erntete Bischof Genn, als er auch kritischen Fragen nach dem Verhältnis von Barmherzigkeit und dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und homosexuellen Menschen nicht auswich. „Ich wünsche mir, dass Priester sehr sensibel mit diesen Themen umgehen“, sagte er. Auch wenn die Ehe vor dem Herrn als die Verbindung von Mann und Frau festgelegt sei, erfordere das Thema in jedem Fall „einen barmherzigen Umgang“.
Beeindruckt zeigte sich Gereon Hollstegge (16) aus Borken von den Worten des Bischofs: „Wir sollen Jesus vertrauen und das ist das Wichtigste, das wir vom Weltjugendtag mitnehmen sollen, hat der Bischof uns gesagt“, erklärte er. Zeit und Raum, um über Barmherzigkeit nachzudenken und mit den Freunden ins Gespräch zu kommen, nutzte Emelie Hösinger. Die 17-Jährige aus Münster war mit ihrer Gruppe bereits früh am Morgen 70 Kilometer aus Bystra, wo sie während des Weltjugendtags untergebracht ist, angereist. „Im Bus oder während der Festivals hat man nicht so viel Gelegenheit, tiefer ins Gespräch zu kommen. Das hat mir hier gut gefallen.“ Gänsehaut hatten Rebecca Rattmann (15) und Antonia Janßen (14) aus Straelen während des gemeinsam gesungenen Mottoliedes. „Das Singen und Beten mit so vielen Jugendlichen hat die Gemeinschaft nochmal sehr gestärkt“, erklärten sie.
Nach einer gemeinsamen Eucharistiefeier bekamen die Jugendlichen im Innenhof der Kirche die Möglichkeit, bei Süßigkeiten und kühlen Getränken mit Bischof Genn ins Gespräch zu kommen.
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