Zurzeit ist Gregory Porter in Deutschland auf Tournee, um sein brandaktuelles Weihnachtsalbum „Christmas Wish“ vorzustellen. Am Nikolaustag machte der weltweit derzeit wohl beliebteste lebende Jazz-Sänger dabei Station in der nahezu ausverkauften Halle Münsterland.
Anders als man hätte erwarten können, sang der Mann mit der Ballonmütze und dem Schlauchschal dann doch nur drei weihnachtliche Lieder, wobei eins davon gar nicht auf dem neuen Album auftaucht. Denn den Klassiker „Christmas Song“ mit der prägnanten ersten Zeile „Chestnuts Roasting on an Open Fire“ hatte er schon vor sechs Jahren auf „Nat King Cole & Me“ veröffentlicht.
Überhaupt erinnerte das Konzert eher an das Verstecken und Suchen von Ostereiern, denn immer wieder zitierten die Bandmusiker bei ihren Soli ganz andere Lieder. Mal war es Weihnachliches, wie „O, Tannenbaum“, dann wieder Klassiker aus Funk und Soul, bei denen Gregory Porter schon mal mit ein paar Zeilen Gesang einstieg, wie bei den Motown-Klassikern „My Girl“ oder „Papa Was A Rollin‘ Stone“. Schließlich warfen sich Pianist Chip Crawford und Hammond-Organist Ondřej Pivec bei einem Duett – oder war es gar ein Duell? – einander sogar Fetzen von deutschem Liedgut zu, von „Guten Abend, gut‘ Nacht“ über „Oh, du lieber Augustin“ bis Beethovens „Ode an die Freude“, um dann doch beim Duke Elington-Klassiker „It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)“ zu landen.
Los ging das Konzert aber tatsächlich mit einem neuen Weihnachtslied, nämlich mit der Eigenkomposition „Christmas Wish“, die live eher funky daherkam und nicht so stark an einen Gospel-Song erinnerte wie auf dem Album. Gregory Porter erläuterte anschließend, wie seine Mutter ihn nicht nur für dieses Lied, sondern für seine Haltung im Leben inspiriert hätte. Sie hatte zu Weihnachten die herrlichsten Gerichte zubereitet, auf die er und seine sieben Geschwister sich schon freuten. Als sie damit fertig war, lud sie aber alles ins Auto und nahm die Kinder mit, um das leckere Essen an Bedürftige zu verteilen. Sie selber aßen schließlich die Reste, nachdem sie sich in christlicher Nächstenliebe geübt hatten. Im Konzert war diese Erzählung die passende Überleitung zu „Take Me To The Alley“, dem Titelsong eines früheren Erfolgsalbums von Porter.
Auch andere bekannte und beliebte Lieder aus seinem Repertoire durften nicht fehlen, was das dankbare Publikum zu honorieren wusste. Bei „Liquid Spirit“ klatschten alle wie gewünscht im Rhythmus mit, und nach „Hey Laura“ wollte der Applaus einfach kein Ende nehmen, was Porter als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk empfand.
Eine weitere Erinnerung an das Weihnachten seiner Kindheit hatte er parat: Als er mit dem Besen zu nah am offenen Kamin hantierte, fing der plötzlich Feuer. Ihm fiel im Schrecken nichts besseres ein, als den brennenden Besen unter dem Weihnachtsbaum fallen zu lassen, der schnell in Flammen stand. Ältere Brüder griffen beherzt zu und warfen den brennenden Baum hinaus – und haben in den folgenden Jahren immer wieder an das Weihnachten erinnert, als der kleine Gregory fast das ganze Haus abgefackelt hätte. Natürlich bot diese Geschichte den perfekten Rahmen, um endlich zu einem weiteren Weihnachtslied vom neuen Album überzuleiten, „Heart For Christmas“.
Dieses und auch ältere Alben konnten im Anschluss ans Konzert im Foyer erworben werden, als Vinyl-Schallplatte oder CD, um es vor Ort vom Künstler signieren zu lassen. Der hochgewachsene Gregory Porter ließ sich aber auch geduldig mit den zahlreichen Fans fotografieren. Viele stellten sich für diese Wünsche an der Schlange an und erlebten so einen für sie runden Abend in der Halle Münsterland.
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