Illyrien klingt nach Oliven und Mittelmeer, nach blauem Wasser und Sandstrand. In diesem fiktiven Land ließ William Shakespeare vor über 400 Jahren seine Komödie „Was ihr wollt“ spielen. Intendant Meinhard Zanger holt das Stück ans Wolfgang Borchert Theater. Er wagt eine ganz eigene Inszenierung, mit der er am Donnerstag vor vollem Haus und bei standing ovations Premiere feierte.
Gleich zu Beginn verkündet Zanger kein „kleines Unheil“ sondern „ein großes“. Sir Andrew von Bleichenwang, oder besser der Schauspieler Gerd-Lukas Storzer, zum ersten Mal mit einer Rolle am Wolfgang Borchert Theater, sei erkrankt, inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen, aber nicht spielfähig. So musste also Florian Bender eine Doppelrolle spielen, was – das sei schon an dieser Stelle erwähnt, hervorragend gelang.
An Illyriens Strand wird die Schiffbrüchige Viola angespült, deren Zwillingsbruder bei der Schiffshavarie vermeindlich ertrunken ist. Viola, voller Trauer, verkleidet sich zum Schutz als Mann und geht in die Dienste von Herzog Orsino (Sven Heiß). Diese unterdrückte Weiblichkeit kann die Schauspielerin Alice Zikeli glaubhaft überbringen, manchmal ein bisschen übertrieben, aber das ist das Wesen der Komödie. Orsino jedenfalls merkt den Schwindel nicht und schickt den falschen Jüngling mit einer Liebesbotschaft zur reichen Gräfin Olivia (Hannah Sieh). Die wiederum verliebt sich in den falschen Jüngling. Das Chaos ist perfekt. Bis zum happy end, zu dessen Realisierung natürlich der verschollene Zwillingsbruder auftaucht und das Chaos zwischenzeitlich vergrößert, vergehen über zwei kurzweilige Stunden. Mal wird auf der Bühne ein Kanon gesungen und das Publikum beteiligt und dann gibt es reichlich Szenen mit extra Zwischenapplaus, etwa wenn Bender den Degen in die Nase bohrt und diese extrem verformt.
Der eigentliche Held ist in einer Nebenrolle angelegt: Malvolio, Haushofmeister von Olivia, ist eine traurige Gestalt, der gar übel mitgespielt wird. Denn er erhält einen fingierten Liebesbrief, in dem er ermuntert wird, gelbe Strümpfe zu tragen, die auch noch schwarz abgeschnürt sind. Zudem soll er ständig lächeln, wenn er Olivia sieht. Jürgen Lorenzen verdient sich ein Extralob, weil er das Mienenspiel so schön beherrscht und er er einem schon ein bisschen leid tut. Fast möchte man sagen: „Nicht alle Frauen sind so.“ Insgesamt war das ein schöner Abend mit guten Schauspielern, auch in den kleinen Nebenrollen.
- Das sprechende Tier im Jazz-Keller - 8. Februar 2017
- Mit flotter Musik schmecken Crêpes viel besser - 23. Januar 2017
- Früher waren Dick und Doof mal zwei - 23. Januar 2017