„Was ich anhatte…“ Stadtmuseum Münster zeigt bis zum 12. März eine Ausstellung zu sexualisierter Gewalt / Kleidungsstücke veranschaulichen, dass Übergriffe in jedem Alter auftreten

Die sehr unterschiedlichen Kleidungsstücke sollen veranschaulichen, dass sexualisierte Gewalt Frauen in jedem Alter treffen kann. (Foto: Lisa Güth)
Die sehr unterschiedlichen Kleidungsstücke sollen veranschaulichen, dass sexualisierte Gewalt Frauen in jedem Alter treffen kann. (Foto: Lisa Güth)

Kleider, lange schwarze Hosen, Kinderschuhe, Blazer, Stiefeletten, Unterwäsche. Diese und weitere unterschiedliche Kleidungsstücke füllen den Ausstellungsraum im Stadtmuseum Münster. Was diese Outfits verbindet? Sexualisierte Gewalt gegenüber den Besitzerinnen der Kleidungsstücke.

„Die Lebenswirklichkeiten von Männern und Frauen sind unterschiedlich“, so die stellvertretende Leiterin des Amts für Gleichstellung der Stadt Münster, Claudia Welp. Damit verweist sie auf den Gegenstand der derzeit stattfindenden Ausstellung „Was ich anhatte…“ zum Thema sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen und betont das Ausmaß an sexuellen Übergriffen. Jede dritte Frau habe mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren.

Mit dem Titel der Ausstellung „Was ich anhatte…“ soll die vermeintliche Korrelation zwischen dem Outfit und einem sexuellen Übergriff entkräftet werden. (Foto: Lisa Güth)
Mit dem Titel der Ausstellung „Was ich anhatte…“ soll die vermeintliche Korrelation zwischen dem Outfit und einem sexuellen Übergriff entkräftet werden. (Foto: Lisa Güth)

Die 12 Outfits, die ab sofort in der ersten Etage des Stadtmuseums Münsters zu finden sind, bringen die Gegenwärtigkeit und das Ausmaß von sexualisierter Gewalt den Besuchenden nahe. Beatrix Wilmers, Kuratorin der Ausstellung, veranschaulicht mit den Kleidungsstücken, die größtenteils aus Originalexponaten bestehen, dass sexualisierte Gewalt in jedem Alter auftritt. Die verschriftlichten individuellen Geschichten, die in einer künstlerischen Installation neben den von der Decke hängenden Outfits platziert sind, verdeutlichen, dass sie ebenso in jeglichen Kontexten stattfindet. Häusliche Gewalt von Familienmitgliedern ausgehend, Vergewaltigungen am Arbeitsplatz sowie sexuelle Übergriffe in Pflegeeinrichtungen und auf Geburtstagsfeiern – tagtäglich finden viele Formen von sexuellem Missbrauch statt. Angst, über das Erlebte zu sprechen, Schamgefühl, über das, was passiert ist, sowie Vorwürfe an das eigene Verhalten verbinden Opfer von sexualisierter Gewalt.

Passend zum Weltfrauentag am 8. März richtet das Stadtmuseum Münster gemeinsam mit dem Amt für Gleichstellung in Kooperation mit dem Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen und Mädchen sowie mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) die Wanderausstellung vom 1. bis zum 12. März aus.

Eine der häufigsten Fragen, die Opfern von sexualisierter Gewalt gestellt wird, ist die Frage nach dem getragenen Outfit. Auch wird häufig nach dem Verhalten gefragt, mit dem das Opfer den Täter beeinflusst haben könnte. Mit dem von Wilmers gewählten Titel der Ausstellung „Was ich anhatte…“ soll auf genau diese Tatsache aufmerksam gemacht werden und die vermeintliche Korrelation zwischen dem Outfit und einem sexuellen Übergriff entkräftet werden. Denn die Schuld eines Übergriffs liegt immer bei dem Täter und Schuldzuweisungen, die an das Opfer herangetragen werden, sind unzulässig.

Dr. Axel Schollmeier und Dr. Edda Baußmann vom Stadtmuseum sowie Sarah Braun und Claudia Welp vom Amt für Gleichstellung der Stadt Münster stellten die Ausstellung zu sexualisierter Gewalt an Frauen vor. (v.l.n.r.; Foto: Lisa Güth)
Dr. Axel Schollmeier und Dr. Edda Baußmann vom Stadtmuseum sowie Sarah Braun und Claudia Welp vom Amt für Gleichstellung der Stadt Münster stellten die Ausstellung zu sexualisierter Gewalt an Frauen vor. (v.l.n.r.; Foto: Lisa Güth)

Zum ersten Mal findet die Ausstellung, die seit 2020 in verschiedenen Städten zu sehen war, in einem Museum statt. Dr. Axel Schollmeier, stellvertretender Leiter des Stadtmuseums, begründet die Sinnhaftigkeit des Ausrichtungsorts damit, dass sexualisierte Gewalt schon immer Teil der Gesellschaft war, ist und bleiben wird – auch in Münster. Daraus ergibt sich für die Leiterin des Amts für Gleichstellung, Sarah Braun, dass das Stadtmuseum ein „perfekter Ort“ für die Ausstellung ist. Denn so könne sexualisierte Gewalt auch als Teil Münsters Geschichte betrachtet werden. Außerdem ermöglicht das Museum Besuchenden einen geschützten Raum, in dem Platz für Emotionen und Gespräche ist. Denn täglich von 12 bis 16 Uhr wird die Ausstellung, dessen Emotionalität und Intensität nicht zu unterschätzen ist, von Fachleuten begleitet, die sich für Gespräche anbieten. Auf diese Weise wird ein Museumsbesuch ermöglicht, der dem komplexen Gegenstand der Ausstellung gerecht wird.

Für gehörlose Menschen gibt es sowohl an der Vernissage, die am 1. März um 11 Uhr beginnt, sowie am 8. März zusätzliche Angebote. Die Beratungsstelle für Menschen mit Hörbehinderung, PariSozial Münsterland gGmbH, stellt technische Hilfsmittel für Schwerhörige an beiden Terminen zur Verfügung.

Unsere Autorin Lisa Güth appelliert: "Macht euch ab sofort ein eigenes Bild von der Ausstellung im Stadtmuseum Münster und tragt so dazu bei, dass über das Erleben von sexualisierter Gewalt aufgeklärt wird und Gespräche darüber Platz in der Gesellschaft finden." 
Infos zu den Öffnungszeiten des Stadtmuseums findet ihr auf der städtischen Homepage.

 

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