Es war die Zeit von Nena, Spliff und Extrabreit. Geier Sturzflug und Falco. Aus Städten wie Berlin, Düsseldorf, Hagen, München und Wien explodierten frische Sounds und radikal neue Texte. Hinein in die Verkaufs-Hitparaden und in die eher unvorbereiteten Familienshows am Wochenende im Pantoffelkino. Die Plattenfirmen hatten schnell ein Etikett gefunden für neue deutschsprachige Musik und deren Interpreten, jenseits der Chanson- oder Panik-Udos: NEUE DEUTSCHE WELLE. Auch Manfred Maurenbrecher hat sich in jenen Jahren gerne mal vor eine Rockband gestellt.
Mit VokuHila-Frisur und groteskgroßem ZarahLeanderBrillengestell. Bis ihm klar wurde, dass seine Fans eher zum Publikum von Konstantin Wecker und Hanns Dieter Hüsch gehören als zu Nina Hagen oder den Fanta4.
Inzwischen feierte MM kürzlich seinen 70. Geburtstag und er tituliert sich selbst noch immer als „Liedermacher“. Gut so! Zum 60. Geburtstag gab es übrigens eine dicke Überraschung: das Album MAURENBRECHER FÜR ALLE, eine Hommage an MM seitens zahlreicher musikalischer Wegbegleiter und Freunde, 62 Liedern auf 3 CDs inkl. einem 48 Seiten dicken Begleitheft.
Begleitheft mit Texten ist übrigens bei so gut wie allen seinen CDs ein Muss für MM. Sowieso. Bei Maurenbrecher gibt es keinen Schwindel. Im Grunde war die angeratene MickJagger-Attitüde der künstlerischen Frühzeit spätestens dann erledigt, als er trotz markant rauchiger Stimme, sein leises Lispeln beim Singen nicht mehr verbergen konnte.
Aus der ‚Not‘ hat der Musiker, Texter, Buchautor und gerne auch Rezitator eine ‚Tugend’ gemacht.
Maurenbrechers Stimme ist unverkennbar. Unverwechselbar. Einschmeichelnd und gütig. Penetrant und nervig. Im März hat Manfred Maurenbrecher sein inzwischen 26.Album veröffentlicht. Titel „Inneres Ausland“. Ein geniales Werk mit oft visionären Texten sowie Kompositionen zwischen Melancholie und Lebensfreude. 16 Songs, denen sich kaum ein Hörer entziehen kann.Wahrhafte Lieder. Aus InnenLeben und mit AusSichten.
Manfred Maurenbrecher – „Inneres Ausland“
– das Album mit Band und Chor –
Produziert von Andreas Albrecht, mit den Musikern Marco Ponce Kärgel, Tobias Fleischer, Joe Kučera, Réka und dem Chor Jazzomat
Dr3i Fragen an MANFRED MAURENBRECHER
Hallo Manfred!
Im Februar warst Du auf Kuba. Sicher konntest Du dich in der Karibik auch mal etwas erholen. Aber so, wie ich Dich kennengelernt habe, über Deine Musik, Texte und Live-Auftritte, denke ich, dass Du bestimmt mit neuen Rhythmen und politischen Erkenntnissen in deiner Heimatstadt Berlin gelandet bist. Schon alle karibischen Eindrücke verarbeitet?
Nein, dazu ist seit unserer Rückkehr hier zu viel passiert. Cuba ist eine Insel im Wandel vom Sozialismus zu merkantiler Freiheit, das ist für die Menschen dort teils sehr schmerzhaft. Für andere ist es ein Segen – ein Taxifahrer verdient am Tag so viel wie ein Facharzt im Monat (verkürzt gesagt). Das Corona-Virus wird dieses Land mit seiner großen Körpernähe im Umgang wohl hart treffen – wenngleich die medizinische Versorgung auf hohem Stand ist – wie wir uns selbst diesmal überzeugen konnten, weil wir einmal in ein Krankenhaus mussten. Die karibische Musik ist herrlich – ich liebe sie als Zuhörer und Zuschauer, als Musiker staune ich über die vielfältigen Rhythmen mit Melodien und bleibe der Elefant im Porzellanladen.
Sicherlich hattest Du dich riesig gefreut, direkt nach Urlaub und CD-Release die Lieder deiner neuen CD „Inneres Ausland“ deutschlandweit durch Konzerte vorstellen zu können. Die Tournee war ja fest geplant. Dann der CORONA-Schock. Aber egal ob Lindenberg oder Poetry Slam: es ist derzeit nicht planbar, wann öffentliche Veranstaltungen wieder möglich sein werden. Treffen wir uns bald- bei anhaltender Krise- wie die Ur-Christen in geheimen Bunkern und unterirdischen Katakomben? Ernsthaft gefragt an einen Künstler, der 2009 seine mehr oder weniger ironischen Texte unter dem Album-Titel „Hoffnung für alle“ versammelte.
Kann schon sein – wenn die Quarantäne-Sperre wirklich, wie jetzt manche vorrechnen und durchsetzen wollen, noch über ein Jahr dauern wird, dann werden wir (Kleinstkünstler und Bonsai-Artist/innen) uns solche Höhlen wohl suchen, ob sie virtuell bleiben oder real in Bunkern draußen zu finden sein werden, wird man sehen. Ich wäre dabei. Ein Jahr lang nicht auftreten käme mich nicht nur aus finanziellen Gründen hart an – ich brauche die Resonanz, das Spielen! Ich vermute auch, dass nach einem Jahr Schockstarre die Wirtschaft, der Mittelstand (seine Reste, mehr ist es ja auch jetzt schon nicht) so am Boden zerstört sein werden, dass vielleicht die Zahl der Selbstmorde (wie in den Börsencrashzeiten Ende der 1920er) die der CoronaToten übersteigt. Hoffe, jemand macht diese Gegenrechnung jetzt schon mal auf.
Als ich aus Cuba wiederkam, hatte ich mich wirklich riesig gefreut …
Habe hier in Münster in den 1990ern ein Konzert von Dir auf einer kleinen Bühne erlebt. Das war wirklich inspirierend. Dennoch bist Du nicht oft in der Stadt. Gibt es dafür einen Grund oder habe ich einfach nur Deine Auftritte verpennt?
Ein paar Mal mehr war es schon – mein Bühnenleben im Fahrrad-Hauptquartier Münster. Zum Beispiel in einer Veranstaltungsreihe meines ‚Label-Chefs‘ und Freundes Heiko Werning, die ‚Weltstars privat‘ hieß. Aber da waren jedes Mal nicht so sehr viele Zuhörer/innen, sodass sich irgendwann Bielefeld, Kamen, Paderborn oder Osnabrück mehr anboten. Natürlich komme ich sehr gern mal wieder – wohin?
In einer kulturbegeisterten Stadt wie Münster mit weit über 50.000 Studenten werden wir für Dich bestimmt eine passende Location finden. Aber erst mal bedanke ich mich ganz herzlich für das tolle Interview.
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