
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) in Münster warnt vor einer unzureichenden Vorbereitung des deutschen Gesundheitswesens auf große Krisenszenarien wie Naturkatastrophen, schwere Unfälle oder einen militärischen Verteidigungsfall. Wie die ÄKWL in einer Medienmitteilung erklärt, fordert die Kammerversammlung eine stärkere Zusammenarbeit des Gesundheitswesens mit der Bundeswehr, dem Katastrophenschutz und humanitären Hilfsorganisationen.
ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle kritisiert, dass über Jahrzehnte hinweg Strukturen im Zivil- und Katastrophenschutz abgebaut wurden, weil sie als entbehrlich galten. „Bislang haben wir hierfür nicht viel in der Hand“, so Gehle. Er verweist auf die Schließung der Bundeswehrkrankenhäuser in Hamm (2007) und Detmold (1993) und stellt die Frage, wie der Zustrom von Kriegsverletzten heute bewältigt werden solle. Modellrechnungen zufolge wären zivile Krankenhäuser innerhalb weniger Tage überlastet.
Personalmangel als zentrale Herausforderung
Auch der Mangel an medizinischem Personal in Krisenzeiten sei eine zentrale Herausforderung, so Gehle weiter. Es müsse geklärt werden, wie ärztliche Arbeit unter extremen Bedingungen organisiert werden könne. Zudem seien ethische Fragen, etwa zur sogenannten Limited Surgery oder zur Triagierung von Patienten im Katastrophenfall, gesellschaftlich umstritten. „Solange man noch die Zeit dafür hat“, mahnt Gehle. Letztlich sei es bedenklich, dass diese Diskussion erst jetzt an Dringlichkeit gewinne, so die ÄKWL. Die Widerstandsfähigkeit des Gesundheitswesens müsse deutlich gestärkt werden, um auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein.
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