Masematte ist in Münster allgegenwärtig. Auf T-Shirts, Basecaps, Aufklebern, Bierflaschen oder Turnbeuteln und wer mit dem Begriff Leeze nichts anfangen kann, hat in Münster eh schon verloren. Dabei hat die alte Geheimsprache auch ihre Defizite, zum Beispiel gibt es kein Wort für die Liebe. Wenn es darum geht, einen Masematte-Abend am Valentinstag zu veranstalten, kann das zum Problem werden.
Die Autorin Marion Lohoff-Börger und die musikalische Türmerin Martje Saljé stellten sich der Herausforderung und meisterten sie mit Bravour. Es gab keinen freien Platz mehr in der Alexianer Waschküche gegenüber vom Hauptbahnhof, als Saljé zur Gitarre griff und mit einem Schnelldurchlauf praktisch aller bekannten Liebeslieder den Abend eröffnete. Lohoff-Börger gab auch häufig erzählten Geschichten wie der über den schwarzen Schwan Petra, der sich 2006 in ein Tretboot verliebte, auf Masematte neuen Glanz. Auch hier zeigte sich, dass der Masematte-Wortschatz begrenzt ist, mit der Neuschöpfung „Trampelpünte“ wurde das Problem dann aber elegant umschifft. „Masematte ist eine Teilsprache, so wie die Jugendsprache“, erklärte die Autorin und fügte hinzu, dass es nur rund 600 Worte gäbe.
Doch auch Zuhörer, die in Masematte nicht bewandert sind, konnten den kurzweiligen Abend genießen. Zum einen gab Lohoff-Börger vor ihren Masematte-Geschichten kurze Vokabelkurse und zum anderen sprang die Türmerin im Kalinen-Shirt als Übersetzerin ein, wenn es richtig kompliziert wurde. Viele Geschichten und Lieder des Abends wurden auf Hochdeutsch vorgetragen, so dass auch zugewanderte Niedersachsen problemlos folgen konnten. So zum Beispiel das Loblied auf den Schnupfen, das von einem Zuhörer mit einem spontanen Nieser kommentiert wurde, was für allgemeine Begeisterung sorgte. Am Klavier spielte Martje Saljé zwischendurch unter anderem Stücke von Rio Reiser, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer.
Dessen Lied „Der Weg“, in dem der Bochumer den Tod seiner Frau verarbeitet hat, verwies auf den Anlass des Abends, das Spendensammeln für die Palliativstation der Raphaelsklinik. „Wir wollen den Menschen, die wegen einer unheilbaren Erkrankung am Ende ihres Lebens stehen, ein schönes Umfeld schaffen“, erklärte die Vorsitzende des Fördervereins Palliativmedizin Raphaelsklinik, Gaby Marbach. Zwar würden die Krankenkassen wie bei jedem Patienten die Medizin und Pflege im Krankenhaus bezahlen, aber nichts, was darüber hinaus geht. „Wir finanzieren zum Beispiel die Musiktherapie, die pro Stunde 60 Euro kostet“, berichtete Marbach. Auch bei den geplanten Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen werde sich der Verein engagieren. Insgesamt kamen 2220 Euro zusammen, die von einem Unterstützer verdoppelt wurden. „Valentinstag ist eben nicht nur der Tag der Liebe, sondern auch der Nächstenliebe“, wie die Vereinsvorsitzende angesichts des großen Spendenerfolgs begeistert betonte.
Am kommenden Sonntag startet übrigens die ALLES MÜNSTER Masematte Kolumne "alles jovelino" mit Marion Lohoff-Börger!
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