Gemeinsam bekämpften Kinderonkologen und Thoraxchirurgen des UKM den Tumor in Louisa Hermelings Brustkorb. Jetzt kann die 16-Jährige endlich wieder unbeschwert den Alltag genießen.
Die Größe des Tumors in Louisa Hermelings Brustkorb war atemraubend: Mit 18 Zentimetern hatte er den Durchmesser eines Handballs, verdrängte den linken Lungenflügel fast vollständig und drückte sogar aufs Herz. Trotzdem spürte die zierliche 16-Jährige lange Zeit nichts davon.
„Das ist das Heimtückische bei Tumoren im Bereich der Lunge“, weiß Priv.-Doz. Dr. Karsten Wiebe, Leiter der Thoraxchirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster). „Sie verursachen lange keine Symptome und können daher unbemerkt groß werden.“ So klagte auch Louisa lediglich über Nacken- und Schulterschmerzen, mit denen die Schülerin aus Rheine zunächst zum Orthopäden ging. Als dann noch regelmäßig auftretendes, heftiges Seitenstechen hinzukam, ließ sie sich in ihrer Heimatstadt im Krankenhaus durchchecken. Die dort gemachten MRT-Aufnahmen zeigten den erschreckenden Befund: Eine große Raumforderung im Bereich des linken Lungenflügels.
Für weitere Untersuchungen wurde Louisa direkt zu den Experten der Kinder-onkologie des UKM geschickt. Als die Ärzte bei ihr eine erhöhte Konzentration des Tumormarkers AFP (Alpha-1-Fetoprotein) nachwiesen, war auch ohne Biopsie schnell klar, dass die Veränderungen nicht „nur“ gutartig waren. „Das kann gar nicht sein“, war Louisas Mutter Karin Hermeling völlig überrascht. Mit der Diagnose Krebs hatte niemand in der Familie gerechnet.
„Es handelte sich um einen gemischten Keimzelltumor mit gut- und bösartigen Anteilen“, erzählt Kinderonkologin Dr. Birgit Fröhlich. „Das ist im Kindes- und Jugendalter sehr, sehr selten.“ Sofort begann sie gemeinsam mit ihren Kollegen der anderen Fachbereiche des Zentrums für Krebsmedizin (CCCM) mit der Therapieplanung. Die bösartigen Anteile des Tumors konnten die Kinderonkologen erfolgreich mit einer Chemotherapie bekämpfen. Das restliche Gewebe musste operativ entfernt werden.
„Aus onkologischer Sicht war es wichtig, den Tumor als Ganzes herauszunehmen“, betont Wiebe. „Wegen seiner enormen Größe und Lage war das eine besondere Herausforderung.“ Mit dem nach seiner Form benannten „Türflügelschnitt“ gelang es dem Thoraxchirurgen und seinem Team, das betroffene Gewebe vollständig zu entfernen und zugleich die umgebenden Strukturen und empfindlichen Nerven zu schonen. „Gemeinsam konnten wir Louisa sprichwörtlich von einer riesigen Last befreien“, ist nicht nur Wiebe über den Behandlungserfolg erleichtert. „Den bist du los!“, freut sich auch Kollegin Fröhlich.
Heute, einen Monat nach der OP, geht es Louisa wieder gut. Den vierten und letzten Chemotherapiezyklus hat sie gerade abgeschlossen. Jetzt kann die 16-Jährige endlich wieder unbeschwert den Alltag mit Familie und Freunden genießen. Bald darf sie auch wieder in die Schule gehen: Louisa möchte gerne ihr Fachabitur machen – mit Schwerpunkt Gesundheit.
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