Kompromisse muss sie als Politikerin immer wieder machen. Woran Ursula von der Leyen aber auf keinen Fall rütteln lässt, ist die Zeit, die sie braucht, um in ihrem stressigen Alltag wieder runterzukommen, um aufzutanken. „Es gibt Familienzeiten, die ich nicht hergebe“, sagt die Bundesverteidigungsministerin am Mittwoch im Schloss von Münster.
„Zeit Wert geben – entschlossen handeln in einer schnellen Welt“ – so ist das von Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität organsierte 29. Symposiums Oeconimicum überschrieben, eine Tagung, bei der Führungskräfte aus Politik und Gesellschaft auf Nachwuchsökonome treffen.Von der Leyen ist da, um über ihr Zeit- und Entscheidungsmanagement zu berichten.
Sie gibt zu, immer wieder auch unter Zeitdruck zu stehen. „Aber einen gewissen Druck braucht man“. Nur wenn er zur Last werde, laufe etwas schief. In ihrem Leben habe es sehr wohl Momente gegeben, wo sie dachte: Das schaffe ich nicht. „Aber wenn ich dann meine Kanzlerin sehe….“, ruft sie in der Aula des Schlosses mit Blick auf die Termine, die Angela Merkel in ihren Augen so bewältigt. „Wohltemperiert nach vorne gehen. Man kann lang hinschlagen in dem Amt“, weiß von der Leyen. Für ein gutes Gelingen brauche es aber vor allem auch ein gutes Team, eines, mit dem man lachen kann.
„Man kämpft gegen den Zeitdruck an“, sagt die 57-Jährige. „Im Verteidigungsministerium kann immer was passieren.“ Man bewege sich dort schließlich in verschiedenen Zeitzonen. Man sollte aber persönlich eine gewisse Balance halten und auf der anderen Seite immer wieder auftanken. Sie selber, deren Terminkalender in Farben aufgeteilt ist – Gelb „leuchtet“ für den Sitzungsplan des Bundestages, Grün für die Termine als Ministerin und Rot für den Krisenfall – tankt bei der Familie auf, bei ihren Freunden, bei ihren Pferden. Sich einfach mal mit einem anderen Thema beschäftigen sei auch eine Möglichkeit abzuschalten, sagt die Niedersächsin, die sich den Podcast „Die Von-der-Leyens“ aus dem WDR-2-Radio nach eigenen Aussagen noch nie selber angehört hat.
„Für kluge Entscheidungen muss man sich Zeit nehmen“, meint die CDU-Politikerin. Dafür schottet sie sich oft 24 Stunden vorher von allen Medien und Nachrichten ab. Egal, wie das Trommelfeuer der Meldungen um sie tobe, sie lasse es außen vor, um am Ende eine gute Wahl treffen zu können. „Wenn die Zeit reif ist, kann man dann Berge versetzen“, behauptet die Ministerin. Wie 2007 bei der Einführung des Elterngeldes, als sie gegen großen Widerstand kämpfen musste. Natürlich kommt Ursula von der Leyen auch an den Punkt, an dem sie innehält. Dann nämlich, wenn sie Soldaten in Krisengebiete geschickt hat und einer von ihnen dabei den Tod findet. „In solchen Momenten steht die Zeit still.“
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