Gestern waren wieder viele dem Aufruf von Fridays for Future Münster gefolgt, sich an der lokalen Ausgabe des globalen Klimastreiks zu beteiligen. Laut Veranstalter sollen es etwa 3.000 Menschen gewesen sein, die am Freitag ab 12 Uhr von der Engelenschanze über Eisenbahn- und Gartenstraße sowie dem Lublinring zur Kanalstraße gezogen sind, um für Klimagerechtigkeit zu demonstrieren. Auffällig war: es ist längst keine Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern mehr, sondern alle Altersklassen beteiligen sich.
Am stärksten waren wohl die beiden Altersgruppen vertreten, die hier in Münster besonders zahlreich sind: die typischen Studenten-Jahrgänge zwischen 20 und 30 und die Senioren ab 60 Jahren. Einer von jenen bezeichnete sich mit einem selbstgemalten Plakat wohl etwas selbstironisch als „Boomer for Future“. Tatsächlich gab es wieder viele der oft originell in Handarbeit gestalteten Plakate, Transparente und Pappen zu sehen, wie es von der Fridays for Future-Bewegung schon seit Beginn ausdrücklich gewünscht wird. Daran halten sich aber längst nicht alle, besonders linke Gruppen wie der SDAJ waren mit Parteifahnen präsent und damit auffällig.
Die weitaus meisten Demonstranten ließen sich aber keiner besonderen Gruppe zuordnen, sie einte wohl wirklich die Sorge um den viel zu schleppenden Verlauf des Klimaschutzes. „Vor kurzem hatte Fridays for Future fünfjähriges Jubiläum, und wenn man sich die überschaubaren Veränderungen in der Politik, die seitdem passiert sind, anschaut, kann man schon sehr schnell den Mut verlieren“, meint Benedikt de Sousa, Mitorganisator der Demonstration. „Aber genau das wollen wir nicht. Wir haben erreicht, dass mittlerweile selbstverständlich über Klimadebatten medial berichtet wird, und die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht 2021 zum Klimaschutzpaket der Bundesregierung gewonnen. Jetzt wollen wir versuchen, Klimaschutz wieder zu dem zentralen Thema zu machen, was es eigentlich sein sollte, bis ausreichende politische Maßnahmen für diese getroffen werden.“
Als besonderes Hemmnis wird derzeit der Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) wahrgenommen. Viele der bei der Demo skandierten Rufe galten ihm oder der Auto-Lobby („Schießt Wissing auf den Mond / Das ist Raumfahrt, die sich lohnt“). Aber auch die klimaschädliche Braunkohleverstromung wurde thematisiert („Es gibt kein Recht auf Kohlebagger fahr’n!“). Da die Strecke der Laufdemonstration dieses Mal durch weniger belebte Gegenden von Münster führte, haben allerdings nur wenige Zaungäste diese Sätze gehört.
Der Streckenverlauf war sicher der gleichzeitig stattfindenden Westfälischen Friedenskonferenz im historischem Rathaus geschuldet. Aber so wurde auch das erklärte Ziel, der PARK(ing)Day erreicht, der dieses Jahr zum ersten Mal seit vier Jahren wieder gleichzeitig zum Klimastreik stattfand. So blieben gar nicht alle Demonstrierende des Klimastreiks an der Bühne mit der Abschlusskundgebung stehen, sondern schlenderte weiter über die Kanalstraße zu den vielen Ständen des PARK(ing)Days.
Inhaltlich gibt es viele Überschneidungen zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Protestformen – und am Freitag ganz offensichtlich auch personell. Das betonten auch die Organisatoren in ihrer Pressemitteilung: „Welcher Punkt durch die Zusammenlegung von PARK(ing) Day und Klimastreik besonders zutage tritt, ist der, der Verkehrswende. In diese Richtung hat sich politisch wenig bis gar nichts getan. Es wird zwar immer groß erklärt, dass neue Technologien die nötige Reduzierung der Emissionen bringen würden, doch was es wirklich braucht, ist ein Ausbau des Schienennetzes. Dass das dafür nötige Geld nicht bereitgestellt wird, wird oft außer Acht gelassen. Dabei brauchen wir die Verkehrswende jetzt, und nicht erst, wenn es wieder eine*n neuen Verkehrsminister*in gibt,“ erklärt Tom Thiemann, der bei der Orgagruppe von Fridays for Future Münster aktiv ist.
Der PARK(ing)Day nahm am Freitag mit der Kanalstraße von der Promenade bis fast zum Ring wieder eine vollständige, sonst viel befahrene Straße in Beschlag. Eine große Zahl von Vereinen und Initiativen zeigten dort allerlei Alternativen, ob zur automobilfixierten Verkehrspolitik oder zu unserem sonst oft klimaschädlichem Verhalten. Einige der von Autos befreiten Parkbuchten wurden in Wohn- oder Esszimmer umgewandelt oder in einen Vortragsaal, auf der Kreuzung mit der Maximilianstraße spielten einige Volleyball, und nahe der Promenade entwickelte sich die Kanalstraße zum Kinderspielplatz.
Weitere Bilder zum Klimastreik am Freitag findet ihr in der Bilderstrecke:
Und auch zum PARK(ing)Day 2023 haben wir eine Fotostrecke angelegt:
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