So plakativ und vertraut die Symbole auf den Fahnen des Künstlers Matt Mullican auf den ersten Blick wirken, so werfen sie doch Fragen auf. Eine Frage könnte lauten, „Habe ich die nicht irgendwo schon mal gesehen?“ Tatsächlich finden sich die Symbole, die aktuell auf den bunten Fahnen am Prinzipalmarkt zu sehen sind, an ganz anderer Stelle in Münster wieder, auf dem Bodenrelief „Skulptur für die Chemischen Institute“, das Mullican für die Skulpturprojekte 1987 entwickelt hat und das kürzlich aufwendig restauriert und am Pharmacampus neu installiert wurde.
Kunst als Ideen-Recycling? Hier schließt sich der Kreis zur aktuellen Ausstellung „Nimmersatt? Gesellschaft ohne Wachstum denken“, die seit Ende November in der Kunsthalle Münster, dem LWL Museum für Kunst und Kultur und dem Westfälischen Kunstverein zu sehen ist. Die Fahnen sind der neueste und wohl auch auffälligste Beitrag zu dieser Ausstellung. Dabei können manche der Fahnen auch verstörend wirken, die roten Stoffflächen mit dem weißen Feld und dem schwarzen Symbol wecken schlimme Erinnerungen an Zeiten, in denen ähnliche Fahnen am Prinzipalmarkt hingen. Die knallgelbe mit dem Telefonsymbol hingegen wirkt witzig und geradezu naiv. Wiederum andere könnten Assoziationen mit dem geliebten oder auch verhassten Fußballverein wecken. Diese Wirkung von Fahnen und Farben sind dem amerikanischen Künstler bekannt und auch gewollt, wie die Initiatoren betonen.
Der Prinzipalmarkt als Ort des Handels wurd von Mullican bewusst gewählt und steht für den Künstler sinnbildlich für die Umwandlung von Ressourcen zu Waren und deren Zirkulation. Der Gedanke des Recyclings beschränkt sich nicht auf die Symbole, nach Ende der Ausstellung werden die Fahnen nicht vernichtet sondern 16 von ihnen als Jahresgabe des Westfälischen Kunstvereins an Kunstfreunde verkauft. In Kooperation mit den Kaufleuten vom Prinzipalmarkt hängt Mullicans „4×8 Flags from a Stone“ bis zum Ende der Ausstellung am 27. Februar in Münsters guter Stube und lädt zum Diskurs und zum Innehalten beim Shopping ein.
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