Mit großem Unverständnis reagiert Angelika Plassmann, Sprecherin der Münsteraner Apothekerschaft, auf den ergebnislosen Verhandlungsmarathon auf Bundesebene. „Leider konnte sich die SPD auch nicht in letzter Minute dazu durchringen, dem Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zum Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zuzustimmen“, bedauert Apothekerin Plassmann.
„Damit haben weder die Fakten noch das Wohl der Patienten, die auf eine flächendeckende Versorgung in Stadt und Land angewiesen sind, gesiegt, sondern die Interessen ausländischer Versender“, so Plassmann weiter. „Diese können nun weiterhin auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherungen Boni gewähren und damit ungestraft die flächendeckende Versorgung gefährden.“ Doch nicht nur die SPD macht den Apothekern sorgen: „Die FDP hat sich ebenfalls gegen das Versandhandelsverbot positioniert und will nun sogar Apothekenketten erlauben. Das wäre gerade für Apotheken in der Fläche das Ende.“
„Bislang mussten sich auch die Versender aus dem Ausland an die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel halten, da entschied die Qualität der Beratung, wo die Menschen ihre Rezepte eingereicht haben. Und das soll auch in Zukunft wieder so sein.“ Apothekerin Angelika Plassmann kämpft weiter für das Versandhandelsverbot und stellt dabei klar, dass nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel davon nicht betroffen wären. Doch „unter den aktuellen Bedingungen ist das deutsche Gesundheitssystem in Gefahr – vor allem in der Fläche“.
Plassmann erklärt auch, warum: „Viele der zahlreichen Leistungen der öffentlichen Apotheke wie der Notdienst rund um die Uhr, die Herstellung von Individualrezepturen oder auch die Abgabe von Betäubungsmitteln sind faktisch ein Minus-Geschäft und allesamt Aufgaben, vor denen sich die Versender aus dem Ausland drücken.“ Angelika Plassmann: „Um diese Gemeinwohlpflichten zu finanzieren, die von den Innenstadt-Apothekern genauso erfüllt werden wie von denen auf dem Lande oder in strukturschwachen Stadtrandlagen, brauchen wir die verschreibungspflichtigen Arzneimittel in der Apotheke vor Ort. Das ist eine Art Mischkalkulation.“ Doch diese gerate weiter in Schieflage, wenn die Versender sich die Rosinen rauspickten, die teuren Gemeinwohlaufgaben aber den Vor-Ort-Apotheken überließen. Zudem beschäftigen die Apotheken allein in Westfalen-Lippe 16.000 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter – in der Mehrzahl Frauen in flexiblen Beschäftigungsmodellen.
Besonders ärgert sich Plassmann darüber, dass die Bundes-SPD gegen die Interessen der Bundesländer und Kommunen entschieden hat: „Der Bundesrat hatte dem Versandverbot schon im Vorfeld mit großer Mehrheit zugestimmt, und auch die vielen Gespräche auf Bürgermeisterebene lassen keinen Zweifel daran, dass die politischen Entscheidungsgremien, die näher am Bürger sind, sich sehr eindeutig für die Apotheke vor Ort positioniert haben – gerade angesichts der demographischen Entwicklung“, so Plassmann und ergänzt: „Auch die Landes-SPD hat sich für ein Versandverbot positioniert.“
Dennoch werden die Apothekerinnen und Apotheker den Kopf nicht in den Sand stecken und weiter dafür kämpfen, dass die Apotheke vor Ort auch in Zukunft erhalten bleibt. Denn, das weiß Apothekerin Angelika Plassmann mit Bestimmtheit, „die Argumente sind auf unserer Seite. Die Versorgungssicherheit der Patienten muss auch in Zukunft oberstes Gebot in der Gesundheitspolitik bleiben. Dafür werden wir weiter kämpfen. Jetzt erst recht.“