Verfolgt, vertrieben, ermordet und vergessen Öffentliche Ausstellung erinnert an das Leben jüdischer Sportlerinnen und Sportler

Lebensgroße Skulpturen erinnern an das Leben jüdischer Sportlerinnen und Sportler (Foto: Michael Bührke)
Lebensgroße Skulpturen erinnern an das Leben jüdischer Sportlerinnen und Sportler (Foto: Michael Bührke)

Ihre Leistungen und Rekorde wurden aus den Geschichtsbüchern gestrichen, zum Teil bis in unsere Zeit hinein. Sie wurden verfolgt, vertrieben oder ermordet, jüdische Sportler in der Zeit des Nationalsozialismus. Die öffentliche Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ auf dem Überwasserkirchplatz erinnert an die sportlichen Leistungen aber auch an die Schicksale von 15 Sportlerinnen und Sportlern, die als Nationalspieler, Welt- oder Europameister, Olympiasieger oder Rekordhalter für viele Menschen Idole waren, bis ihnen von den Nationalsozialisten die Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen verboten wurde.

Markus Lewe, Sharon Fehr, Christoph Strässer und Dr. Henry Wahlig (v.l.) während der Ausstellungseröffnung (Foto: Michael Bührke)
Markus Lewe, Sharon Fehr, Christoph Strässer und Dr. Henry Wahlig (v.l.) während der Ausstellungseröffnung (Foto: Michael Bührke)

Die Ausstellung zeigt auf transparenten Kunststoffplatten nahezu lebensgroße Fotos auf der einen und zentrale Informationen zum Lebenslauf der Sportlerinnen und Sportler auf der anderen Seite. Eröffnet wurde die Ausstellung des Zentrums deutsche Sportgeschichte sowie der Universitäten Potsdam und Hannover in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster/Münster Marketing vor zahlreichen geladenen Gästen. Dass es bis heute keine Normalität ist, an jüdische Athletinnen und Athleten zu erinnern, verdeutlichte der Polizeischutz, unter dem die Veranstaltung stattfand. Die Sorge war nicht unbegründet, im November letzten Jahres wurde die Ausstellung in Bochum teilweise zerstört und mit antisemitischen Parolen beschmiert. „Noch heute müssen wir im Sport rassistische und antisemitische Äußerungen erleben“, bedauert Münsters Oberbürgermeister, Markus Lewe in seiner Eröffnungsrede. Dass auch in Münster jüdische Sportlerinnen und Sportler betroffen waren, machte das Stadtoberhaupt am Beispiel des erfolgreichen Motorradrennfahrers Leo Steinweg deutlich, der zunächst in den Niederlanden untertauchte und aufgrund der Denunzierung durch eine Nachbarin festgenommen und später im Konzentrationslager ermordet wurde.

Sharon Fehr ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster (Foto: Michael Bührke)
Sharon Fehr ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster (Foto: Michael Bührke)

„Es besteht eine wachsende Sorge in der jüdischen Community, weil der Antisemitismus in Deutschland steil ansteigt. Er tritt zunehmend enthemmter auf und wendet sich offen gegen jüdische Menschen. Es ist noch immer nicht normal, als Jude in Deutschland zu leben“, berichtet der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Münster, Sharon Fehr, unter anderem mit Blick auf die Vorfälle vor der Synagoge im Mai dieses Jahres. „Es ist unsere Pflicht, Flagge zu zeigen gegen Antisemitismus. Sport soll integrieren und nicht spalten!“ fordert auch der Präsident des SC Preußen Münster, Christoph Strässer. Dr. Henry Wahlig, Kurator und Leiter des Kultur- & Veranstaltungsprogramms der DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum, ist Mitkurator der Ausstellung auf dem Überwasserkirchplatz. Er sieht in den nicht zu übersehenden mannshohen Skulpturen lebensgroße Stolpersteine, die den Menschen durchaus im Weg stehen sollen. „Die deutschen Sportvereine waren Vorreiter des Antisemitismus. Es geht nun darum, die jüdischen Sportlerinnen und Sportler wieder in das kollektive Bewusstsein zurückzuholen.“

Die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ ist bis zum 25. Juli ganztägig auf dem Überwasserkirchplatz zu sehen. www.juedische-sportstars.de

Fotos: Michael Bührke

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