An einem der bisher heißesten Tage des Jahres ein Gitarrenfestival auszurichten, ist neben der logistischen vor allem eine physische Herausforderung für jeden Konzertbesucher. Das durchgehend asphaltierte Areal des Hawerkampgeländes mit seinen rar gesäten Schattenplätzen stellte jeden der rund 16.000 Besucher am Samstag vor die gleiche Fragestellung: Wo bekomme ich ein wenig Schatten? Wie weit ist es zum nächsten Getränkestand? Wie nur soll ich diesen Tag überleben?
Wieder einmal meldete das Veranstalterteam Kingstar um Firmenchef Timo Birth bereits vier Monate vor Durchführung der vierzehnten Ausgabe des Vainstream Rockfests „Ausverkauft!“ und untermauerte damit einmal mehr den Stellenwert dieses mittlerweile zum größten Rockfestival Westfalens avancierten Events. 30 Bands tummelten sich auf zwei Open Air- sowie der Indoorbühne in der Sputnikhalle und lieferten einen fünfzehnstündigen Non-Stop-Konzertmarathon, der im Spannungsfeld des Genre-Dreigestirns Punk, Metal und Hardcore wenig bis keinerlei Wünsche offen lies.
Mit programmtechnischen Hochkarätern wie den Dropkick Murphys, Architects, den Donots, Flogging Molly, Trivium, Eskimo Callboy oder auch den brandenburgischen Senkrechtstartern von Feine Sahne Fischfilet versprach des Vainstream wie in den vergangenen Jahren auch, als „innerstädtisches Festival der kurzen Wege“ erneut das absolute Highlight des aktuellen Festival-Sommers zu werden.
Das „Gitarrenfest mit Gleichgesinnten“ ist (und bleibt) trotz seiner abermals erweiterten Geländekapazität eine familiäre Angelegenheit: Der mit Badelatschen durch den VIP-Bereich schlendernde Feine Sahne-Sänger Jan „Monchi“ Gorkow ist sich nicht zu schade, auch noch das gefühlt hundertste Selfie mit Fans an diesem Tag geduldig über sich ergehen zu lassen. Oder die Ibbenbürener Donots: Im 25. Jahr ihres Bestehens feiern die fünf Freunde ausgelassen ihre bandeigene „Silverhochzeit“ und servieren anläßlich dieses freudigen Ereignisses – und passend zur Affenhitze – Glühwein und Apfelstrudel direkt von der Bühne herab an die ersten Reihen des durch und durch gar gekochten Publikums.
Thematisch sich mit dem Thema „Saufen“ befassend gibt es mitten im Set einen Song-Dreierblock mit illustren Gästen auf der Bühne: Auf „Eine letzte, letzte Runde“ betritt die Wattenscheider Kultkombo Die Kassierer die Bühne und wird von der plattdeutschen Freizeit-Kapelle Schrappmesser (in der die Knollmann-Brüder Ingo & Guido sich ebenfalls die thematischen Bereiche Gesang / Gitarre teilen) abgelöst. Die Songs „Auf alles reimt sich saufen, zum Beispiel auf Bier“ (Schrappmesser) oder die Kassierer-Hymne „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ fügen sich absolut passend in diesen feuchtfröhlichen Kontext ein. Als die letzten beiden Acts des Abends, die britischen Architects und die US-Folkpunks der Dropkick Murphys das Festival ausklingen lassen, sind die Kräftereserven des rundum zufriedenen Publikums allerdings auch weitestgehend aufgebraucht.
Tickets für das Vainstream 2020 (27. Juni) gibt es bereits.
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