Als Luciano Pedullá seinen italienischen Landsmann Giovanni Guidetti als deutscher Frauen-Bundestrainer beerbte, und der neue Mann auch Münsters Linda Dörendahl auf dem Zettel hatte und zu Kadermaßnahmen im späten Frühjahr einlud, freute sich die USC-Libera riesig. Nun aber hat Dörendahl das Kapitel „Nationalmannschaft“ endgültig geschlossen. Im Interview spricht die 31-Jährige über ihre Beweggründe.
Linda, vor wenigen Tagen hast Du mit Bundestrainer Pedullá gesprochen, ihm deinen endgültigen Rücktritt aus der DVV-Auswahl mitgeteilt. Was hat zu dieser Entscheidung geführt?
„Im Grunde ist das ganz einfach. Ich habe mich nach langen Jahren, in denen ich nicht für die Natio berücksichtigt worden bin, ganz doll gefreut, dass der neue Bundestrainer mich auf dem Schirm hatte und auch eingeladen hat. Aber wir hatten jetzt zwischen Mai und Ende Juli praktisch ununterbrochen Kadermaßnahmen und dabei 18 Länderspiele. Ich bin bei einem einzigen eingesetzt worden. Ich sehe da nicht, dass ich eine richtige Chance unter dem neuen Trainer bekommen habe. Von daher hat sich das Thema Nationalmannschaft für mich endgültig erledigt.“
Wenn man das hört, stellt man sich den Sommer aus deiner Sicht wie eine Achterbahnfahrt vor…
„Ein bisschen ist das so. Wie gesagt war es für mich toll, dass ich auf einmal wieder dazugehörte. Das wollte ich sehr, sehr gerne probieren. Als echte Libera, die ich bin, nicht als Annahmespielerin. Ich habe mich reingehängt, aber bin nur einmal zum Zuge gekommen. Das fühlt sich natürlich dann gar nicht mehr so toll an. Als ich für die dritte Grand-Prix-Station Stuttgart Mitte Juli dann – für mich sehr überraschend – nicht nominiert wurde, war das der Auslöser für meine Entscheidung.“
Frage: Hat die Frustration die Entscheidung bestimmt?
„Klar, nachdem ich mitgeteilt bekam, dass ich in Stuttgart nicht dabei sein würde, war da natürlich auch Frust, als ich mir gesagt habe: Das war’s für mich jetzt! Aber sehr schnell wurde mir klar, dass eigentlich nur das wirklich konsequent ist. Ich bin 31 Jahre alt, nicht mehr 20, wo man auf seine Chance lauert und hofft. Die Zeit meines Wirkens auf dem Feld ist überschaubar. Wenn man dann keine wirkliche Chance bekommt, sich zu präsentieren, dann weiß man in meinem Alter, dass man seine Zeit anders nutzen könnte und sollte, als zwischen den Liga-Saisons in Lehrgängen zu sein – und nicht aufs Parkett zu kommen.“
Hat Luciano Pedullá versucht, dich umzustimmen?
„Wir haben offen gesprochen. Er sagte, für ihn ginge es bei Null los. Für mich aber geht es mit 31 nicht bei Null los. Luciano hat an meinen Stolz und mein Kämpferherz appelliert, nicht endgültig einen Schlussstrich zu ziehen.“
Da muss der USC-Fan, der dich in der Halle Berg Fidel regelmäßig sieht schon etwas schmunzeln. Hier giltst Du als Vorzeige-Kämpferin. Hat dich das trotzdem im Nachhinein etwas verunsichert, vielleicht doch zu emotional die endgültige Entscheidung getroffen zu haben?
Linda Dörendahl: „Nein. Auf gar keinen Fall. Ich bin mit dem Abstand von einigen Tagen mit meiner Entscheidung total zufrieden. Selbst wenn die Mannschaft die Qualifikation für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr schaffen sollte, wofür ich alle Daumen drücke, geht es mir jetzt gut. Man muss ja auch sehen: Ich war lange aus der Truppe raus, mir fehlt da also nicht wirklich was. Dieser Sommer – es war wirklich absolut den Versuch wert. Aber es ist für mich jetzt auch völlig okay, so wie es ist.“
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