Immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine kommen nach Münster. Die Notunterkunft in Hiltrup ist bereits voll belegt, Hilfsorganisationen und Feuerwehr unterstützen im großen Umfang. Derzeit werden die Sporthalle an der Friedensreich-Hundertwasser-Schule in Roxel und ein Gebäude auf dem Oxford-Gelände als Notunterkunft vorbereitet.
„Lippenbekenntnisse allein helfen weder den Geflüchteten noch uns weiter. Um die Rettung von Menschenleben zu sichern, müssen wir andere Angebote zurückstellen, so kostbar sie auch sein mögen“, betonte Oberbürgermeister Markus Lewe am Freitag. „Die dramatische Lage in der Ukraine zwingt uns zu Einschränkungen, wie sie unsere Generation noch nicht erlebt hat. Ich muss und möchte daher bei unseren nach wie vor über alle Maßen engagierten Bürgerinnen und Bürgern weiterhin um Verständnis und vor allem Solidarität werben.“ Die Schließung von Sporthallen, wie bereits in Hiltrup und Roxel geschehen, sei zur kurzfristigen Überbrückung als Notunterkunft für die Flüchtlinge aus der Ukraine alternativlos. Wie dramatisch die Lage schon jetzt ist, zeigt die Einrichtung der Halle Münsterland mit städtischer Unterstützung zur Landes-Notunterkunft. Seit Freitag erfolgt hier die Belegung in dreistelliger Zahl. „Niemand von uns weiß, wann und wie sich die Situation in der Ukraine noch ändern wird“, so Lewe weiter. Es sei daher von größtmöglicher Bedeutung, als Gemeinschaft so eng es geht beisammen zu stehen und dies auch als Zeichen in die Welt zu senden.
Optionen zur Überbrückung
Die zur Notunterkunft in der Dreifachhalle Hiltrup ist seit Freitag mit rund 280 Geflüchteten schon belegt. Die immer weiter ansteigende steigende Zahl an Neuaufnahmen und Zuweisungen des Landes mache die Bereitstellung weiterer Notunterkünfte in Münster unumgänglich, heißt es aus dem Krisenstab. „Dabei handelt es sich sicherlich nicht um den Standard, den wir uns selbst zur Unterbringung Schutzsuchender wünschen“, erklärt der Oberbürgermeister. Mit Blick auf bald verfügbare Einrichtungen wie die Blücher-Kaserne, Britenhäuser und andere Optionen könne so eine extrem schwierige Phase möglicherweise überbrückt werden. Etwa ein Drittel der in Hiltrup untergebrachten Flüchtlinge sind Kinder, die gemeinsam mit ihren Müttern und Geschwistern gekommen sind. In der Halle gibt es nach Auskunft der Stadt Münster gut ausgestattete Spielzimmer und Gemeinschaftsräume zum Austausch wie zur Begegnung, Außenbereiche mit Sitzmöglichkeiten, aber auch Pavillons für Besuch – diese sind dank einer Spende sogar mit Satelliten-Fernsehen (ukrainische Programme) ausgerüstet. Eine Tischtennisplatte und Outdoor-Spielzeug sind ebenso vorhanden.
Rückzugsorte schaffen
Die Stadt Münster zeigt sich bemüht, in den großen Hallenflächen kleine Rückzugsorte zu schaffen, unter anderem durch Trennwände und gesonderte Familienbereiche. Wie lang dieser Standard zu halten ist, hängt nicht nur von der Anzahl Geflüchteter und zu schaffender Wohnräume in Münster ab, sondern auch von noch verfügbaren Materialien. „Ganz Deutschland und auch andere Staaten sind auf der Suche nach Betten, Böden, Trennwänden und anderen zur Unterbringung wichtigen Materialien – das erschwert die Beschaffung immens“, erklärt Sozialdezernentin Cornelia Wilkens. Die Bereitschaft und Selbstlosigkeit der Stadtgesellschaft, in Not geratene Menschen aufzufangen und zu stützen, sei hingegen enorm. In der von Hilfsorganisationen betreuten Hiltruper Notunterkunft sind täglich ein Dutzend Sozialkräfte vor Ort, darunter auch ehrenamtliche Dolmetscher. Weitere Angebote, unter anderem für die Kinderbetreuung, um in der großen Halle weitere Entlastung für die Eltern zu schaffen, sollen folgen.
Da mit einem weiteren Zulauf von ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu rechnen ist, hat die Stadt mehrere große Lösungen entweder vorgeplant oder schon umgesetzt. Die Sporthalle an der Friedensreich-Hundertwasser-Schule in Roxel steht ab kommende Woche als Notunterkunft zur Verfügung, ebenso ein Gebäude auf dem Oxford-Gelände. Mit der Reaktivierung der sogenannten Britenhäuser und der Übernahme der Blücher-Kaserne an der Einsteinstraße sollen ab April weitere Möglichkeiten geschaffen werden.
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