UKM Unfallchirurgen: Gefährlicher Sprung ins Wasser

Priv.-Doz. Dr. René Hartensuer. (Foto: UKM)
Priv.-Doz. Dr. René Hartensuer. (Foto: UKM)

Gerade weil während der Corona-Pandemie Freizeit oft vor der Haustür stattfindet, sind bei den zurzeit hohen Temperaturen Ausflüge an Badeseen oder Kanäle zur Abkühlung sehr willkommen. Doch Sprünge in zu flache oder unbekannte Gewässer – noch dazu aus hohen Höhen – haben im Ernstfall schwerste Verletzungen bis hin zur lebenslangen Querschnittlähmung zur Folge, sagt Priv.-Doz. Dr. René Hartensuer, leitender Oberarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) im Interview.

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Herr Dr. Hartensuer, der Sprung ins kühle Nass Kopf voran – was ist das Gefährliche daran?

Der Klassiker ist eigentlich der Sprung in zu flaches Wasser, zum Beispiel in den Gartenpool, in selbstgebaute Pools oder manchmal auch in der Ferienanlage. Weil das Wasser aber zu flach ist und den Schwung nicht genügend abbremsen kann, führt es dazu, dass man mit dem Kopf auf dem Grund aufschlägt. Das führt dann zu einer axialen Stauchung des Kopfes und klassischerweise zu einer Verletzung der oberen Halswirbelsäule. Wobei der Atlas – also der erste Halswirbelkörper, der sonst das Gewicht des Kopfes aufnimmt – dann bricht und manchmal sogar radiär auseinanderbirst. Das sind Verletzungen, die wir eigentlich jeden Sommer mehrere Male sehen.

Welche Folgen hat so eine Verletzung für den Springer?

Es besteht die Gefahr, dass das Rückenmark oder das verlängerte Mark des Hirnstamms nachhaltig geschädigt ist. Aber auch die Funktion der Kopfdrehung, die maßgeblich in diesem Bereich stattfindet, kann dauerhaft und lebenslang eingeschränkt sein.  Das wäre der landläufige „Genickbruch“, wobei dieser Begriff auch noch andere Verletzungen subsumiert.

Gerade bei Jugendlichen ist das Springen von Brücken beispielsweise am Kanal beliebt. Was würden Sie den sogenannten „Brückenspringern“, die teils aus zwanzig Metern Höhe von Brückenbögen springen, mit auf den Weg geben?

Das Wetter lädt im Moment geradezu ein, sich am Kanal aufzuhalten: Die Menschen sitzen auf den Brücken, springen teilweise auch runter – das wird als cool empfunden. Aber wir reden hier über große Höhen. Wir wissen nicht, wie tief das Wasser an dieser Stelle ist und die Bremswirkung des Wassers kann dort so begrenzt sein, dass man eben unten aufschlägt. Aufgrund der Geschwindigkeit, die man bei einem Sturz oder im Sprung aufnimmt, kann man sich schwerste Traumata zuziehen, die dann – was die Wirbelsäule betrifft – in Querschnittsverletzungen enden können.

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