300 Chirurgen diskutierten beim Endoprothetikforum unter anderem über den Einsatz von Robotertechnologien im Operationssaal.
Auf den ersten Blick könnte es so aussehen, als ob der Roboter vielleicht der bessere Chirurg sei. Er operiert mit höchster Präzision und mit stets gleichbleibender Qualität, denn die Maschine ist nie abgelenkt oder übermüdet, sie kann 24 Stunden pro Tag und sieben Tage in der Woche arbeiten, ohne dass es Probleme mit dem Betriebsrat oder der Gewerkschaft gibt. Tatsächlich ist der Einsatz von Robotern im Operationssaal in manchen Bereichen längst Routine, vor allem in Ländern wie den USA oder Großbritannien. In Deutschland finden sich die elektronischen Operateure hauptsächlich in großen medizinischen Zentren.
„Die ersten Erfahrungen mit OP-Robotern im Bereich des künstlichen Gelenkersatzes waren vor etwa 15 Jahren eher schlecht“, erinnert sich der Leiter des Endoprothetikzentrums und Chefarzt der Raphaelsklinik, Prof. Dr. Gunnar Möllenhoff. Die Roboter haben damals auf den eingespeisten Bildern des Computer- oder Magnetresonanztomographen zwar die Knochen, nicht aber alle Weichteile wie Muskeln oder Sehnen erkannt, mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Auch heute würden die meisten Chirurgen nur ungerne das Skalpell an den mechanischen Kollegen übergeben. „Der Roboter wird den Chirurgen im OP nicht ersetzen, sondern zunehmend unterstützen“, erklärt Prof. Dr. Michael Morlock, Leiter des Instituts für Biomechanik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg am Rande des 15. Endoprothetikforums auf Gut Havichhorst. „Die heutigen Systeme führen dem Operateur gewissermaßen die Hand und geben ihm Hinweise zur bestmöglichen Vorgehensweise“, berichtet Möllenhoff und geht davon aus, dass die Roboter im OP zukünftig nicht nur überwachende sondern bei den körperlich anstrengenden Tätigkeiten auch physisch unterstützende Aufgaben übernehmen werden.
Möllenhoff und Morlock verweisen einhellig auf die Erfahrung und die Wahrnehmungsfähigkeit des Chirurgen, beides könne von einer Maschine nicht erbracht werden: „Je besser der Operateur ist, desto besser ist das Operationsergebnis. Das wird auch mit Roboterunterstützung so bleiben“. Die Anschaffung der Robotersysteme ist allerdings sehr kostspielig und die Eingriffe werden gegenwärtig von den Kassen nicht anders vergütet als Operationen ohne elektronische Unterstützung. „Wir gehen davon aus, dass sich daran etwas ändert, wenn es genügend Erfahrung mit diesen neuen Technologien gibt und sich zeigt, dass die Ergebnisse deutlich besser sind“, vermuten Morlock und Möllenhoff.
Rund 300 Mediziner informierten sich am Wochenende in Handorf über den aktuellen Stand auf dem Gebiet des künstlichen Gelenkersatzes wobei auch der Einsatz von Robotern im OP diskutiert wurde.
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