Eine Menge übers Kino lernen: Dies durften die Jüngsten bei der 40. Auflage des KinderFilmFestes Münster. Sämtliche Begleitaktionen zum Filmprogramm – es liefen 16 verschiedene Langfilme, zwei Kurzfilmprogramme und zwei Dokumentarfilme – haben Studierende des Fachbereichs Sozialwesen der FH Münster in einem einjährigen Theorie-und Praxisprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Eik-Henning Tappe und Simon Leifeling entwickelt.
„Wir sind im Sommersemester mit den Vorbereitungen gestartet, und die Studierenden haben bereits in den Sommerferien kleine medienpädagogische Aktionen in den Stadtteilen Gievenbeck, Kinderhaus, Südviertel, Berg Fidel und Hiltrup geplant und durchgeführt“, berichtet Tappe, Hochschullehrer für Medienpädagogik. „Die Kinder aus jedem Stadtteil konnten einen aus drei vorgeschlagenen Filmen auswählen, welcher dann während des Filmfestes gezeigt wurde. Vor jedem dieser insgesamt fünf Stadtteilfilme war der selbstgedrehte Film aus dem Ferienprogramm auf der großen Leinwand im Schlosstheater zu sehen.“
Mit Beginn des Wintersemesters im September haben die Studierenden vor allem die medienpädagogischen Begleitaktionen für die Filmfestwoche, die zeitgleich im Schlosstheater und im Begegnungszentrum Meerwiese in Coerde lief, geplant. „Die Begleitaktionen sollen das filmisch-kulturelle Erleben der Kinder pädagogisch umrahmen, was vor allem durch handlungsorientierte Methoden erreicht wird“, erläutert Tappe. So arbeiteten interessierte Kinder beispielsweise über die gesamte Festivalwoche gemeinsam an einem Trickfilm, drehten einen Krimi oder lernten etwas über Spezialeffekte, als sie mit der Greenscreen-Funktion einer App Gespenster durchs Kino fliegen lassen konnten. Sie gestalteten Filmplakate, prämierten in einer Kinderjury einen Filmfestgewinner und schrieben Filmkritiken.
Zudem gab es zu ausgewählten Filmen Begleitprogramme, um gemeinsam mit den Kindern das Gesehene zu reflektieren und den Verarbeitungsprozess zu unterstützen – etwa zu schwierigen Themen wie Fluchterfahrungen, um die es in dem Film „Warum ich hier bin“ geht. „Dafür mussten die zukünftigen Fachkräfte der Sozialen Arbeit Reflexions- und Diskussionsmethoden erarbeiten, die bei den jungen Zuschauer*innen nach der Vorführung zum Einsatz kamen“, so Tappe. Aber auch spielpädagogische Ansätze wie ein Abenteuerparcour, in welchem die Kinder rasante Szenen aus dem Film „Rettet Raffi“ nacherleben konnten, haben sie im Schlosstheater und im Begegnungszentrum Meerwiese umgesetzt. „Studierenden aufzuzeigen, wie über aktive Medienarbeit kulturelle Teilhabe ermöglicht werden kann und Medienwirkungen für Kinder erfahrbar und damit nachvollziehbar gemacht werden können – das war das Seminarziel“, erklärt der Lehrbeauftragte Leifeling. „Zudem stand das kokonstruktive Handeln mit einer für die Soziale Arbeit hoch relevanten Zielgruppe im Vordergrund. Diese Arbeit wird von dem Gedanken geleitet, dass Pädagog*innen und Klient*innen gemeinsam und gleichberechtigt an einem medialen Produkt arbeiten und es zu einem gemeinsamen Abschluss bringen.“
Der Erkenntnisgewinn sei auf beiden Seiten – bei den Studierenden und den Kindern – groß gewesen, ebenso der Spaß an den Filmen und den Aktionen, sind sich Tappe und Leifeling sicher. Die 7-jährige Emma hat am Trickfilmworkshop teilgenommen. „Ich hatte Lust darauf, weil ich gern mit dem Tablet arbeite. Und nun zu sehen, wie ein Trickfilm entsteht, macht mir Spaß.“ Nicola Ivano Oliviero, Student im vierten Semester, fand besonders die pädagogische Interaktion mit den Kindern wertvoll. „Die einjährige Arbeit an dem Projekt war zeitaufwendig und anstrengend, aber auch lehrreich.“
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