Alles, was Münster an innovativen Kleinbrauereien zu bieten hat, war am 23. September bei Getränkefeinkost versammelt. Anlass war der zweite Jahrestag der Geschäftsgründung an der Steinfurter Straße 9.
Die Leiter der Filiale, der Münsteraner Clemens Kühn und die Französin Pauline Wolf, haben sich in Neuseeland kennengelernt und zogen zusammen nach Magdeburg. Dort befindet sich die Zentrale des Franchise-Unternehmens „Getränkefeinkost“, deren Angebot vor allem an ausgefallenen Biersorten die beiden nach ihrem Umzug nach Münster schmerzlich vermissten. „Also haben wir uns dazu entschlossen, in unserer neuen gemeinsamen Heimat eine Filiale zu eröffnen“, wie der gelernte Koch Clemens Kühn berichtet.
Für Pauline Wolf, deren Wurzeln irgendwo zwischen Paris und Bordeaux liegen, war der Umzug nach Deutschland ein Kulturschock, vor allem was das Verhältnis zum Essen anbelangt. „Ich bin schockiert wenn ich sehe, dass hier die teuersten Wagen vor den Discountern parken und die Leute die billigsten Lebensmittel in den Kofferraum packen“, berichtet die Französin sichtlich aufgebracht und fährt fort: „Hier ist Essen nur ein Bedürfnis, um etwas gegen den Hunger zu unternehmen, in Frankreich ist es Teil der Kultur. Wir kommen zusammen, reden, genießen und lassen uns Zeit!“ Gerade beim Bier sieht Kühn bei uns deutlichen Nachholbedarf: „Ich würde mich freuen, wenn bei uns das Bier zum Genussmittel wird wie zum Beispiel Wein. Wenn es etwas zu Feiern gibt, dann sollte man auch mit gutem Bier anstoßen und nicht mit irgendeiner Massenware!“
Jede neue Sorte wird von den beiden eingehend überprüft, bevor sie in die Regale wandert, und dies nicht nur geschmacklich. Wie wird die Brauerei geführt, steckt nicht eventuell doch ein Großkonzern dahinter, all dies ist den beiden wichtig. Außerdem wollen sie regionale Produkte fördern, „weltoffen sein und lokal denken“ ist ihre Devise, wie sie sagen.
Lokal sind auch die Brauereien, die mit einer beeindruckenden Bandbreite an Biersorten die Gäste überraschten. Finne, Gruthaus und Läuterwerk sind für die münsterischen Bierfans schon längst keine Geheimtipps mehr, aus der Nähe von Emsdetten reiste Brauartium an, deren Red Ale zu den Rennern gehörte.
Biere aus kleinen Mikrobrauereien werden in Deutschland oft unter dem Namen Craft Beer zusammengefasst. Ein Begriff, mit dem Philipp Overberg, Chef der Gruthaus Brauerei, Probleme hat: „Das ist eine Bezeichnung aus den USA, deren Definition in Deutschland fast auf jede Brauerei passt, auch auf die großen“. Seine Motivation sei es, einfach nur das Bier zu brauen, das er auf dem Markt vermisst. Sein Bier „Quiet Storm“, das gemeinsam mit dem Künstler Emeka Ogboh entwickelt wurde, war Teil der Skulptur Projekte 2017. „Der Honig, der in dem Bier verarbeitet wurde, stammte in erster Linie von den Linden der Promenade. Beschallt wurde das Bier während des Brauvorgangs mit Geräuschen eines Marktes in Lagos (Nigeria), das Bier sollte eine Brücke schlagen zwischen dem beschaulichen Münster und dem geschäftigen Treiben auf dem Markt in Westafrika“, erklärt der Brauereichef.
Dass die Biere, die von den zahlreichen Gästen der Feier im Hof der Getränkefeinkost-Filiale bei schönstem Spätsommerwetter zur Live-Musik genossen wurden, nichts mit der Massenwahre großer industrieller Brauereien zu tun haben, bestätigt auch Marc Pinnekamp vom Läuterwerk. „Unsere Biere sind hoch lebendig, mit der Hefe darin könntest du jetzt nach Hause gehen und selber Bier brauen“, erklärt Pinnekamp, der zusammen mit Marcus Vortkamp und Ingo Meister nebenberuflich eine Brauerei an der Hammer Straße betreibt. In Flaschen kann man die leckeren Biere der drei Bierenthusiasten nur selten kaufen, an jedem zweiten Freitag im Monat öffnet das Läuterwerk jedoch unter dem Titel „Open Tab“ seine Türen, ein fester Termin in den Kalendern vieler Bierfans.
Während auch Anna von der Finne-Brauerei im Akkord zapft, nutzen viele Gäste die Gelegenheit, mit den Brauexperten Fachgespräche zu führen. Auch der Bier-Fan Fabian Kleinemeier reiste an die Steinfurter Straße, um seine Bierbegeisterung zu befriedigen: „Wenn man weiß, was geht, mag man die Standardbiere aus dem Supermarkt irgendwann nicht mehr!“
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jau, war ein echt nettes Event mit leckeren Bierchen und jovler Mucke :)