Fünf, vier, drei, zwei, eins, los – Fans vom Improvisationstheater „Impro005“ wissen, dass so jede neue Szene eingezählt wird. Natürlich sind sie in Münster längst Kult, die „Impro-Stars“ um die Quoten- und Frontfrau Irmhild Willenbrink, am Sonntag im Kreativhaus außerdem in der Besetzung: Jürgen Werner, Marcus Loebe-Keuter, Carsten Höfer. Am Piano wie gewohnt Marcus Urban Fischer.
Und doch lohnt sich regelmäßig ein Blick in den Veranstaltungsraum an der Diepenbrockstraße. Zum einen leben die Stücke ja auch vom Publikum, es gibt also nie Wiederholungen, zum anderen hat sich hier ein Theaterzweig entwickelt, der Menschen auf hohem Niveau zum Lachen bringt, was grundsätzlich Beachtung finden sollte.
In jede Veranstaltung gehört natürlich eine Wellenbeauftragte, die – wie im Fußballstadion – die Initialzündung zu einer Welle geben muss, wenn eine Situation auf der Bühne dies erfordert. Am Sonntag war das Ronja, die in der ersten Reihe saß – wo auch sonst? Eine kleine Probewelle „Ihr seid ein so tolles Publikum“, raunt Irmhild Willenbrink und schon mimen zwei Schauspieler einen Boxkampf um einen Parkplatz. Das dauert höchstens 10 Sekunden, dann wird einer abgelöst und die Szene spielt beim Frisör, beim Reittraining, beim Klempner, auf der Suche nach Kontaktlinsen, nach Frischwasser. Das alles geht sehr schnell, in immer wieder wechselnden Konstellationen. Das ist eine Welle wert.
Und Immer wieder sind die Zuschauer gefragt, die einen Gegenstand nennen sollen, der in der folgenden Szene eine wichtige Rolle spielt – einen Labello, und Gefühle – Verzweiflung, Hysterie, Glück, Leid. Carsten Höfer ist so verzweifelt, dass viele Frauen ihren Labello zurückgeben, weil dieser nicht kussecht sei. Seine Firma muss Konkurs anmelden. Da würde man ihn am liebsten in den Arm nehmen und trösten, wenn die hysterische Frau an seiner Seite nicht wäre – man kann richtig Angst bekommen.
Aber nicht vor den Gesangseinlagen. Eurovision de la chanson. Das Publikum darf wählen, welches Land antritt – Vietnam – Carsten Höfer und Jürgen Werner – und Island – Irmhild Willenbrink und Marcus Loebe-Keuter – sind sprachlich und musikalisch ausdrucksstark – natürlich durch Marcus Urban Fischer aufs rechte Gleis gesetzt. Musikalische Bestnoten erzielen Carsten Höfer, der zwischendurch auch mal eine Arie zum besten gibt und Irmhild Willenbrink, die in einem Blues die mangelhafte Wertarbeit der heutigen Hufschmiede zum Ausdruck bringt: „das Eisen vom Pferd ist heut nichts mehr wert.“ Aber auch Jürgen Werner macht sich als Sheriff gut, der sehr um Sorge seiner Dorfstraße ist, die von Pferdeäpfeln gesäumt ist.
Der Tatort am Sonntag Abend wird immer langweiliger, geht mal ins Impro-Theater!
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