Eine alleinerziehende Ehefrau muss es wissen: „Männer brauchen Grenzen“. Was Tina Teubner in ihrem gleichnamigen Programm am Freitag Abend im Kreativhaus vor vollen Rängen zeigt, unterscheidet sich wohltuend von den Bühnennummern vieler kabarettistischer Kollegen. Dabei ist das Thema „Frau/Mann“ fast bis zur Unkenntlichkeit ausgereizt.
Es sei denn, man macht es so wie Tina Teubner: charmant, selbstironisch, gekonnt-musikalisch und – am Rotweinglas nippend – mit ruhigen, fast philosophischen Texten. Und wenn sie zwischen Gesang, Geige und Ukulele wechselt, hat Teubner mit ihrem kongenialen Partner Ben Süverkrüp am Flügel eine musikalische Ergänzung, die ihresgleichen sucht. Als die Kölnerin zwischendurch mit sich hadert, dass sie im Leben nicht das erreicht hat, was möglich gewesen wäre – zum Beispiel einen richtig großen Musiker an ihrer Seite – sorgt dies natürlich für Lacher. Teubner weist darauf hin, dass sie nur einen Scherz machen wollte und zeigt Süverkrüp was in ihm steckt. „Richtig Großes kann nur erbracht werden, wenn man die Tür schließt!“, erklärt der Wahlkölner und demonstriert mit hoher Fistelstimme, wie es gewesen wäre, wenn Mütter oder Geliebte großer Komponisten wie Bach, Berthoven oder Chopin diese stets unterbrochen hätte.
Die Hände fliegen über die Tasten. „Johann Sebastian, Du bist schon ganz weiß, geh doch mal raus“; die Musik bricht ab, ändert sich. „Frédréric, komm jetzt essen“. Das ist natürlich einen Extra-Applaus wert. Ansonsten gehört der Abend natürlich Tina Teubner. Mal bedauert sie, dass Außenstehende nicht die Scheidung für ein Ehepaar beantragen können. Dann ermuntert sie das Auditorium in einem Chanson doch mal etwas ganz Verrücktes zu machen: „Hören Sie auf mit der Bausparkacke, leben Sie lieber in Saus und Braus!“ Und sie ruft: „fünflagiges Klopapier!“ Überhaupt: wenn die Lacher ausbleiben, war es „eine Pointe für Minderheiten“, woraufhin natürlich „nachgelacht“ wird.
Sie liefert sich verbale Gefechte mit Süverkrüp. Die Rollenverteilung ist klar: Süverkrüp stammelt oder gibt kurze Sätze von sich, unterbrochen von Teuber, die in ihrer Einteilung (alles Gute ist weiblich) auch nicht davor zurück schreckt, Adorno zu verweiblichen. Sie erzählt von Torben, der einen suizidalen Charakter gehabt habe – schon in der Krabbelgruppe -und den sie dann nach dreißig Jahren im Düsseldorfer Cinemax wieder getroffen habe. In einem ansonsten leeren Kino sei er mit der Bemerkung auf sie zugekommen: „Das ist mein Platz“. Mir geht es schlecht und Ihr seid schuld – danach habe er gelebt. Aber alles das macht sie mit einem Augenzwinkern und in der Gewißheit, dass sie ihren Mann liebt. Teubner entlässt ein entzücktes Publikum in einen winterlich-milden Abend.
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