Die Corona-Pandemie mag für viele Menschen allmählich in den Hintergrund treten, doch an der Universität Münster bleibt sie weiterhin ein zentrales Forschungsthema. Selbst dreieinhalb Jahre nach Beginn der Krise widmet sich die Universität intensiven Einzelprojekten und interdisziplinären Kooperationen, um das Virus und die Pandemie genauestens zu untersuchen. Besonders aktiv ist die Medizinische Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum (UKM).
Die Forschung gleicht einem komplexen Netzwerk von verschiedenen Ansätzen. „Um die gesamte Bandbreite der medizinischen Forschung zu umfassen, ist sie zu komplex“, erklärt Prof. André Karch, Leiter der klinischen Epidemiologie. „Dennoch können wir grob drei Schwerpunkte identifizieren: Grundlagenforschung, Pandemiebekämpfung und Pandemic-Preparedness, also die Vorbereitung auf künftige Pandemien.“
Long-Covid und Post-Covid verstehen
Während zu Beginn der Pandemie der Fokus auf der akuten Eindämmung lag, verschiebt sich die Aufmerksamkeit nun auf die Vorbereitung auf mögliche zukünftige Ausbrüche. Die Grundlagenforschung befasst sich unter anderem mit der Entwicklung von Corona-Viren und ist eng mit anderen Bereichen verknüpft. Ein Netzwerk namens „Beyond COVID-19“ konzentriert sich besonders auf das Verständnis des Post/Long-Covid-Syndroms und sucht nach geeigneten Therapien für Betroffene. Die interdisziplinäre Forschung manifestiert sich in Projekten wie „OptimAgent“, das Verhaltensänderungen weltweit in Echtzeit mithilfe von GPS-Handydaten untersucht. Diese Ergebnisse werden nicht nur für sich betrachtet, sondern auch für die Pandemieüberwachung genutzt.
Vorbereitung auf künftige Pandemien
Ein weiteres Schlüsselprojekt ist das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM), das verschiedene Fachbereiche koordiniert, um die Corona-Forschung in Deutschland zu verbessern. Die Universität Münster beteiligt sich an zehn Projekten, die bis 2025 insgesamt 4,5 Millionen Euro erhalten. „CollPan“ ist eines dieser Projekte, das die Auswirkungen von Corona-Maßnahmen auf andere Lebensbereiche untersucht. Die Forscher analysieren, ob Entscheidungen wie die bevorzugte Aufnahme von Corona-Patienten am Krankenhaus zu Kollateralschäden geführt haben. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Vorbereitung auf zukünftige Pandemien, insbesondere solche, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Die Nationale Forschungsplattform für Zoonoseforschung in Münster plant eine Erweiterung zu einer One-Health-Plattform, die auch ökologische und biodiversitätsrelevante Faktoren berücksichtigt.
Forschungen werden andauern
„Die Lehre aus der Pandemie ist klar: Alles ist miteinander verbunden, daher müssen auch alle Bereiche zusammenarbeiten“, betont Prof. Stephan Ludwig, Leiter des Instituts für Virologie. Die Forschung und ihre Anwendung in der Klinik sind näher zusammengerückt, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat einen bedeutenden Fortschritt erlebt. Die Corona-Forschung an der Universität Münster bleibt somit dynamisch und intensiv. Experten schätzen, dass es noch mindestens fünf bis zehn Jahre dauern wird, bis ausreichendes Wissen für fundierte Entscheidungen zur Verfügung steht. Die Universität ist entschlossen, weiterhin an vorderster Front dieser Forschungsbemühungen zu stehen.
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