Will man sich inhaltlich dem seit über 40 Jahren -und das überwiegend in Originalbesetzung- existierenden britischen Quintett „The Adicts“ nähern, stößt man unweigerlich auf „Clockwork Orange“, jene 1971 von Regisseur Stanley Kubrick verfilmte soziopolitische Gewaltorgie auf der Romanvorlage des Autors Anthony Burgess. Denn Hauptfigur Alex DeLarge und seine „Droogs“, jene weißgekleidete und schwarze Melonen tragende Schlägerbande, stand hier in Stil und Aussehen offensichtlich Pate für das Bühnenoutfit der fünf Musiker.
Glücklicherweise kommt die agile Truppe um Sänger und Gründungsmitglied Keith „Monkey“ Warren auf der Bühne gänzlich ohne Prügelattacken oder sonstige Verhaltensauffälligkeiten aus. Rund 200 Punkrockfans hatten sich am Dienstagabend am Hawerkamp zum ersten Münster-Auftritt der Band überhaupt eingefunden. Schnell wurde klar, dass der Auftritt nicht in der großen Halle (wie ursprünglich geplant), sondern im benachbarten und damit deutlich intimeren Sputnikcafe stattfinden würde. Kurz nach 21 Uhr erklangen als Collage zusammengeschnitte Sequenzen aus der „Clockwork“-Filmmusik vom Band: Nach und nach betrat die Gang aus Ipswich die überschaubare Bühne und überließ ihrem Frontmann wie gewohnt die Hauptrolle des Eyecatchers.
Schwarzer Hut, weißgeschminkte Clownsgrimasse und heller Harlekindress gehören unweigerlich dazu, wenn der „Monkey“ seinen Auftritt hat. In den folgenden gut 90 Konzertminuten bewiesen die „Adicts“, warum sie noch immer zu den buntesten, schillerndsten und vor allem spielfreudigsten Bands der Szene gehören. Das Hitfeuerwerk im Minutentakt hatte es ich sich und lieferte mit „Joker in the Pack“, „Bad Boy“, „Viva La Revolution“ sowie der Fußball-Gröhlhymne „You`ll never walk alone“ (nicht nur hier zeigte sich die stilistische Nähe zu den Bandbuddies von den Toten Hosen) einen klanglichen Rundumschlag.
Wuchtige Riffs und blitzschnelle Drums in Kombination mit allerlei Konfetti, Knallkanonen und weiteren Zirkuselementen ließen die Stimmung -sowie die Temperatur- im Raum sprunghaft ansteigen. Weit über den Punk-Szenekreise hinaus hat sich herumgesprochen, dass die fünf Freunde auch nach über vier Jahrzehnten im Geschäft noch immer eine ungebremste Spiellaune an den Tag legen; als Kollektiv vor allem auf der Bühne ineinander greifen und damit nicht nur die am längsten existierende Punkband in Originalbesetzung sind. Viel wichtiger -und darin waren sich wohl alle Beteiligten nach diesem intensiven Abend einig- Die „Adicts“ hatten mal wieder abgeliefert.
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