Normalerweise werden pro Jahr sechs neue Münster-Krimis produziert. Doch Corona machte auch den Filmemachern der Wilsberg-Reihe und des Münster-Tatorts viele Striche durch die Rechnung. Aber ihr könnt beruhigt sein: Der Nachschub neuer Folgen ist nicht gefährdet.
In der Regel rückt um Ostern die Wilsberg-Crew um Schauspieler Leonard Lansink in Münster an, um Material für neue Episoden zu produzieren. Wenige Wochen zuvor musste dieses Jahr dann allerdings erstmal alles auf Eis gelegt werden, nachdem Corona sich auch in Münster breit machte. „Mich hatte im Frühjahr schon die Absage der Leipziger Buchmesse ereilt, umso mehr hatte ich mich auf die ‚Wilsberge‚ gefreut“, erinnert sich Michael Solder. „Nach dem Winterschlaf ist es immer besonders schön, das Team wiederzutreffen, da gab es immer viel zu erzählen.“ Seit gut 25 Jahren dient das Antiquariat des Münsteraners an der Frauenstraße als Filmkulisse. „Die Nachricht hat mich sehr getroffen“, sagt er, „weil ich weiß, ähnlich wie bei mir, wie viel Liebe und Freude in deren Arbeit steckt und dass auch viele berufliche Existenzen an den Dreharbeiten hängen.“
Manche aus der Wilsberg-Mannschaft kennt Solder nun schon an die 20 Jahre. „Wir haben ein sehr angenehmes und fast freundschaftliches Verhältnis.“ So habe es untereinander viele wechselseitige Nachfragen, gegeben, „wie es geht und was geht“. „Das hat gut getan“, betont der Antiquar. „Natürlich war es sehr schade, die Wilsberg-Crew im April nicht zum Dreh in Münster begrüßen zu können“, sagt auch Nicola Ebel vom Filmservice Münster.Land, der als Schnittstelle zwischen Fernsehsendern, Produktionsfirmen und Stadt dient. „Wir hoffen sehr, dass die Corona-Krise der Wilsberg-Familie nicht geschadet hat.“
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat drei „Tatort“-Drehs für die Reihen in Dortmund, Münster und Köln verschieben müssen. „Einen Masterplan für die Wiederaufnahme von Dreharbeiten nach den Corona-Beschränkungen gibt es nicht, da Filme zu drehen nicht zuletzt ein logistisch extrem komplexes Geschäft ist“, erklärt WDR-Sprecherin Lena Schmitz dazu. Die Sicherheit aller Menschen am Set und die Anpassung von Abläufen und Drehorten auf die empfohlenen Hygienemaßnahmen spielen eine große Rolle. Auch seien die Verfügbarkeiten von Schauspielern und anderen Teammitgliedern nicht ganz unproblematisch. „Wir arbeiten mit Hochdruck an Wiederaufnahmeszenarien und hoffen, dass wir die Dreharbeiten – wenn behördlich gestattet – so bald wie möglich wieder aufnehmen können“, betont Schmitz.
Aufgeschoben ist auch bei Wilsberg nicht aufgehoben: Der Dreh der beiden Frühjahrs-Folgen sei zunächst lediglich verschoben, wie Christian Schäfer-Koch vom ZDF versichert. Ein fixes Datum der Fortsetzung stehe aber noch nicht fest, auch nicht vonseiten der Produktionsfirma. Doch Michael Solder lässt hoffen: „Wir stehen in Kontakt und ich glaube, dass ich nicht zu viel verrate, wenn ich sage, dass es wohl mit den Dreharbeiten weiter gehen könnte, wenn auch unter viel schwierigeren Bedingungen.“ Konkrete Zeitabläufe oder Orte seien in Planung, aber nicht spruchreif.
Die Sorge, in nächster Zeit auf neue Münster-Krimis verzichten zu müssen, ist aber unbegründet. „Es befinden sich derzeit zwei Folgen in der Endfertigung, sodass aus diesem Grund kein Engpass zu befürchten ist“, sagt ZDF-Sprecher Schäfer-Koch. Nach Auskunft des WDR sind in diesem Jahr auch noch zwei Münster-Tatorte mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers für eine Ausstrahlung geplant. Fertiggestellt ist hier bereits die Folge „Limbus“. Wann konkret die Filmteams wieder in Münster anrücken, weiß auch Nicola Ebel vom Filmservice noch nicht. „Wir hoffen natürlich sehr, dass bald wieder fleißig gedreht wird.“
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