Es war nicht der neue James Bond, der die Münsteraner am Donnerstag in Scharen ins Cineplex lockte, sondern ein „Tatort“. Obwohl der am 8. November auch im Fernsehen läuft, fanden die Karten für die Premiere reißenden Absatz: vier Vorstellungen waren innerhalb von 20 Minuten ausverkauft. Aber es war ja auch nicht irgendeiner, sondern der neue Münster-Tatort, mit dem die ARD regelmäßig so ziemlich die besten Quoten des Jahren erreicht. Zuletzt waren es über 13 Millionen Zuschauer, die zweimal im Jahr sehen wollten, wie Axel Prahl und Jan Josef Liefers als Kommissar Thiel und Professor Boerne in Münster ermitteln. So viele erreicht auch ein James Bond nicht, wie WDR 2-Moderator Matthias Bongard feststellte.
Dabei fallen die Verfolgungsjagden im neuen Tatort „Schwanensee“ etwas weniger spektakulär aus als bei 007. Zum Showdown auf dem Aasee gibt es in der neuen Folge tatsächlich eine Verfolgung mit dem Tretboot. Das ist natürlich nicht rasant, hat aber wirklich alles, was die Fans von Thiel und Boerne schätzen: viel Witz und ein wenig Dramatik. Dabei versinkt ihr neuer Fall aber nicht im billigen Klamauk, wie dem „Tatort“ aus Münster gelegentlich vorgeworfen wird. Die allseits beliebten kleinen Sticheleien zwischen den Hauptdarstellern und die Running Gags sind wohl dosiert und gut über die 90 Minuten verteilt.
Wichtigster Schauplatz für den neuen Tatort ist eine mondäne psychiatrische Einrichtung am Aasee mit dem hübschen Namen „Schwanensee“, in dessen Schwimmbad eine Tote gefunden wird. Eigentlich schon auf dem Weg in den Tauchurlaub auf den Malediven, stellt Professor Karl-Friedrich Boerne kurzerhand fest, dass es sich „zu 99,9 Prozent“ um Selbstmord handelt. Aber dann liefert Assistentin Haller (Christine Urspruch als „Alberich“) den entscheidenden Hinweis – und für Boerne einen Grund, seinen Urlaub abzubrechen und sich Kommissar Thiel als Unterstützung und Undercover-Agent aufzunötigen. Dass nach allerlei krimitypischen Verwicklungen schließlich die fragwürdigen Kontakte der Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) zu einem „Bekannten beim BKA“ für den Fall entscheidend wird, ist dann nur noch Nebensache.
Diesmal hatte das Produtionsteam besonders viele Drehtage in Münster eingeplant, und die haben offenbar fast alle am Aasee stattgefunden. Der präsentiert sich hier in den schönsten winterlichen Pastellfarben und an dieser Optik orientiert sich der gesamte Film. Deshalb gab es nach dem Schlussapplaus auch keine Beschwerden im Publikum, dass zu wenig Münster drin wär im neuen „Tatort“, oder unsinnige Autofahrten – was ja alles schon mal vorgekommen ist. Allerdings waren die Hauptdarsteller Axel Prahl, Mechthild Großmann und Christine Urspruch den Münster-Quizfragen, die Moderator Matthias Bongard ihnen nach der Aufführung stellte, dann doch nicht so ganz gewachsen und verließen sich lieber auf die Unterstützung der Zuschauer. Wie Mechthild Großmann „Alles Münster“ vorher verriet, ist sie nicht mehr allzu vertraut mit ihrer Heimatstadt, auch wenn sie hier geboren und aufgewachsen ist – aber nur bis zu ihrer Erstkommunion. Immerhin ihren ersten Ballett-Unterricht hatte das spätere Mitglied des Ensembles von Pina Bausch an der Weseler Straße. Damals wurde ihr auch das Gefühl vermittelt, mit jedem vierten Schulzenhof der Umgebung verwandt zu sein: „Da wohnt Onkel Theo, und da wohnt Onkel Josef“ hieß es dann immer auf den sonntäglichen Spaziergängen.
Am Ende des Abends standen noch einmal alle anwesenden Beteiligten auf der Bühne: nicht nur die bekannten Schauspieler wie Prahl, Großmann und Urspruch, sondern auch Autor Thorsten Wettcke und Regisseur André Erkau, Vertreter vom WDR und der Produktionsfirma, sowie die Darstellerin der Leiche und der Darsteller des Caterers Schlagheck, der im Film immer wieder, aber nur als Papp-Aufsteller zu sehen ist. Schließlich erinnerte Axel Prahl daran, dass es für das gesamte Team darum geht, im November ein Rennen zu gewinnen. Nämlich das Rennen um die höchste Einschaltquote. Denn direkt auf die Ausstrahlung des Münster-Tatorts am 8. November folgt die Doppelfolge mit Til Schweiger und Helene Fischer. Wir drücken natürlich die Daumen, dass „Schwanensee“ mit Thiel und Boerne die beste TV-Quote des Jahres holt.
Die Bilder vom Premierenabend seht ihr in unserer Fotostrecke:
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