
Ähnlich wie in der gesamten Bundesrepublik haben die Parteien der Großen Koalition auch in Münster ordentlich Federn gelassen und Stimmenverluste von 5 Prozent (CDU) bzw. über 6 Prozent (SPD) hinnehmen müssen. Nicht so hoch wie im Bundesschnitt hat die AfD hier davon profitiert, sie kommt in Münster nur auf 4,9 Prozent.
Sybille Benning konnte sich 70.605 und damit 37,2 Prozent der Erststimmen sichern und verteidigte damit souverän ihr Direktmandat. Damit hat sie deutlich weniger gegenüber 2013 verloren als ihre Partei, die CDU, und kann sich den Erfolg zu einem guten Teil auf die eigene Fahne schreiben. Benning war, ebenso wie ihr sozialdemokratischer Herausforderer Robert von Olberg, nicht über einen guten Platz auf der Landesliste abgesichert. Münsters SPD wird daher nicht im kommenden Bundestag vertreten sein, zum ersten Mal seit langer Zeit.

Da halfen auch die lauten Rufe nach „Robert, Robert, Robert!“ nicht, die allerlei Jusos skandierten, als sie am Sonntagabend gegen 20:45 Uhr ihren Kandidaten ins Rathaus begleiteten. Flugs hielten die Anhänger und Mitglieder der CDU mit ebenso lautstarkem „Benning, Benning, Benning!“ dagegen. Zu dem Zeitpunkt war der Vorsprung der CDU-Kandidatin schon so deutlich, dass von Olberg nichts anderes übrig blieb, als ihr zum Sieg zu gratulieren.
Glückwünsche konnte auch Maria Klein-Schmeink entgegennehmen. Dass ihr Platz 9 auf der Landesliste der NRW-Grünen zum Wiedereinzug in den Bundestag reichen wird, war schon früh klar. Im Gespräch mit ALLES MÜNSTER gab sie zu, kein so gutes Ergebnis für ihre Partei erwartet zu haben. Es wurde auf Bundesebene schließlich das zweitbeste in der Geschichte der Grünen.
Über die große Stimmenzahl für die AfD äußerte sie sich sehr erschüttert. Dass Martin Schulz ihre Partei mit seinem Rückzug der SPD aus der Großen Koalition geradezu in ein Jamaika-Bündnis drängt, besorgte sie dagegen nicht so sehr. Auch wenn Klein-Schmeink sich die Verhandlungen mit Seehofer und seiner CSU oder mit der FDP noch nicht so richtig vorstellen kann.
AfD kommt in Münster nicht so gut an – FDP verbucht die höchsten Zugewinne
Ebenfalls für Münster über ihre jeweiligen Landeslisten werden Hubertus Zdebel von den Linken (seit 2013 MdB) und voraussichtlich auch der münstersche Ratsherr Martin Schiller von der AfD in den Bundestag einziehen. Der FDP-Kandidat Jörg Berens hatte dagegen keinen dafür ausreichenden Platz auf der Landesliste. Seine Partei war aber – vor den Linken und deutlich vor der AfD – der große Gewinner im Wahlkreis Münster, die FDP hat ihren Anteil gegenüber der letzten Bundestagswahl auf 13,5 Prozent nahezu verdoppelt.
Wir haben die erfolgreiche CDU-Kandidatin Sybille Benning am Wahlabend gefragt, was sie in den nächsten vier Jahren für Münster erreichen möchte: „Ein wichtiges Ziel ist die weitere Vernetzung von Münster mit dem Münsterland, dazu gehört auch der Ausbau der Bahnstrecke über Lünen nach Dortmund. Und natürlich der Wohnungsbau, da sind wir vom Bund ja schon gemeinsam mit der Stadt ein Stück vorangekommen.“ Damit spielt sie auf die Konversion der ehemaligen britischen Kasernen in Münster an. Und was erwartet sie für die kommenden Koalitionsverhandlungen in einer bisher ungewohnten Zusammensetzung? „In Münster arbeitet die CDU ja schon länger mit den Grünen zusammen, im Land ist die Koalition mit der FDP gut angelaufen. Da sehe ich viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel bei den Themen Bildung, Familie und Mittelstandswirtschaft.“
Hier nochmal unser Liveticker mit allen Geschehnissen des Wahlabends zum Nachlesen.
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