Stadtviertel für Zukunftsspaziergänge stehen fest

Der Jury lagen 18 Bewerbungen für Zukunftsspaziergänge vor; v.l.: Renée Tribble, Prof. Ulrich Borsdorf, Frauke Burgdorff, Bernadette Spinnen. -(Foto: Presseamt Münster)

Jeweils drei Stadtviertel dürfen sich im Herbst 2017 und im Jahr 2018 auf insgesamt sechs Zukunftsspaziergänge mit Oberbürgermeister Markus Lewe freuen: Angelmodde, Gievenbeck, Hansa-/Hafenviertel, Kinderhaus, Mauritz-Mitte und der Bereich Wissenschaftspark. Zu diesem Ergebnis kam eine dreiköpfige Fachjury, die sich einen Tag lang intensiv mit den ihr vorliegenden 18 Bewerbungen auseinandergesetzt hat.

Die Zukunftsspaziergänge setzen die Initiative „Gutes Morgen Münster“ fort. Sie zeigen, dass die Zukunft vor der eigenen Haustür liegt. Sie werden thematisieren und diskutieren, was einzelne Stadtteile und Quartiere auszeichnet. Was treibt die Menschen dort um, welche Anliegen und Vorschläge gibt es? Und welchen Beitrag kann der Stadtteil für Münsters Zukunft leisten?

Mitglieder der Jury waren die Raumplanerin Frauke Burgdorff (Bochum), die Architektin Renée Tribble (Hamburg) und der Historiker Prof. Dr. Ulrich Borsdorf (Essen). Die Moderation lag bei Bernadette Spinnen (Leiterin Münster Marketing).

Die Jury war von der Themen- und Ideenvielfalt aller eingereichten Vorschläge durchweg begeistert. Die sechs beispielhaft ausgewählten Initiativen erhalten nun fachliche Unterstützung und jeweils 2500 Euro zur Realisierung ihrer Zukunftsspaziergänge. Alle anderen Initiativen sollen bei ihren Spaziergängen ebenfalls soweit möglich unterstützt werden – es gibt bei der Ausschreibung also keine Verlierer.

Ihr einhelliges Votum für die sechs ausgewählten Einreichungen hat die Jury wie folgt begründet:

Wissenschaftspark

Quartier zwischen Ring und Busso-Peus-Straße

„Die Jury begrüßt sehr, dass der Wissenschaftspark mit seinem Spaziergang signalisiert, dass er sich als Stadtteil versteht und die Vernetzung untereinander und mit der Stadt verbessern will. Er will zeigen, was in ihm steckt, fragen, wie die vielen einzelnen Leuchttürme zu einem Lagerfeuer verbunden werden und attraktiv für eine vielfältige Forschergemeinschaft sein können. Und er will planen, wie er sich angesichts der aktuellen Flächenknappheit in der mittel- und langfristigen Zukunft ausdehnen kann. Der Wissenschaftspark selber und die drei Themen, die die Bewerber aufrufen (Räumliche Entwicklung, Vernetzung Wissenschaft – Wirtschaft, Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts) sind für die Jury exemplarisch und gleichermaßen relevant für die Zukunft Münsters.“

Gievenbeck

Wege, Verankerungen und Beziehungen – Gievenbeck als Ort der Integration – und: Spaziergang durch die Teilgebiete Auenviertel und Toppheide

„Der Stadtteil Gievenbeck will zeigen, wie Alt und Jung zusammen wohnen und die vielen Einrichtungen vor Ort das Zusammenleben stärken. Nun kommen u.a. mit der Bebauung der Oxford-Kaserne wiederum neue Nachbarn dazu und es soll geplant werden, wie die Neuen in den Sozialraum eingebunden werden können. Und schließlich soll gefragt und diskutiert werden, wie (auch) die vielfältigen Bewohnerinnen sich noch selbstverständlicher in und für den Stadtteil engagieren können. Von diesem Spaziergang können alle profitieren. Die Jury war beeindruckt von dem hohen Grad der Selbstorganisation im Stadtteil, der immer wieder bewiesen hat, dass er neue Nachbarn willkommen heißen und in das nachbarschaftliche Leben integrieren kann.“

Kinderhaus

Weltoffen seit 1333 – Geschichte, Gegenwart, Zukunft

„Die Geschichte des Stadtteils zu dessen Verbesserung und Erneuerung in die Zukunft mitzunehmen, ist im Urteil der Jury eine sehr gute Idee. Das gilt zumal, wenn es sich um marginalisierte Teile der Gesellschaft handelt(e). Das Ziel der Integration unter Erhaltung der Vielfalt, das Verständnis für die Probleme des Alters und der Armut auch mit Bildungspolitik im „kleinen wie im großen“ erreichen zu wollen, schien der Jury aller Anerkennung wert.“

Mauritz-Mitte

Latschen und Tratschen im Stadtteil Mauritz. Begegnung, Beteiligung und Unterstützung – gestern, heute, morgen

„Neben dem gelungenen Motto „Latschen und Tratschen“ gefiel der Jury erstens die sehr engagierte Vernetzung der verschiedensten Partner unter der Thematik der altersspezifischen Mühsale. Das reicht vom Fehlen der Räume für Begegnung über die zunehmend schlechte Erreichbarkeit von Ort (und Örtchen – „Nette Toilette“) bis hin zur grundsätzlichen Barrierefreiheit von Verkehr(smitteln) und Infrastruktur. In der Verknüpfung von Alt und Jung sieht der vorgeschlagene Spaziergang einen ersten Aufmerksamkeit schaffenden Schritt zu einer Behebung der multiplen Problemlagen.“

Angelmodde

Angelmodde – ein Name – drei verschiedene voneinander getrennte Ortsteile

„Die Initiatoren sprechen in ihrem Spaziergang zukünftige Entwicklungsfragen verbunden mit den sozialen und räumlichen Herausforderungen von Angelmodde an. Mit dem Zukunftsspaziergang erhält ein eher nicht im Fokus stehender Stadtraum zum einen die Aufmerksamkeit, die das vorhandene hohe Engagement und die eigenständige Initiative auszeichnet und wertschätzt und die Unterstützung, die notwendig ist, um die zentralen Fragen der Integration zu behandeln und einen Ort des Austauschs und der Vielfalt zu schaffen. Besonders gewürdigt wird die positive Ausrichtung Stärken zu stärken und das Interesse, aktiv gegen die Abkopplung eines Teils des Stadtteils zu wirken. – Themen: Vielfalt, Stadtentwicklung, Versorgung, Räume des Austauschs“

Hansa-/Hafenviertel

Spaziergang Hansa-Hafenviertel – Fragen. Planen. Dinieren

„Der Zukunftsspaziergang verbindet die Entwicklung des Hansaviertels mit der des Hafens unter dem Aspekt des bereits durch die Entwicklung des Hafenareals angestoßenen und in Zukunft weiter zunehmenden Gentrifizierungsdrucks auf das durch Vielfalt und urbane Lebendigkeit geprägte Viertel „hinter dem Bahnhof“. Insbesondere der aktive Einbezug der Quartiersbewohner*innen durch die Befragung mit Postkarten und Aufbereitung der Ergebnisse in Plakatform wird positiv für die zukünftige Ausrichtung der Quartiersentwicklung gesehen. Der Bezug bzw. Einbezug der Nachbarschaft und der vielfältigen Stärken und Schwächen des Stadtteils sollte auch im Fokus stehen, bei der Frage, welche Ressource die B-Side und der Hill-Speicher für das Quartier leisten kann – und wie die B-Side selbst über den eigenen Ort hinaus wirken kann. -Themen: Vielfalt, Offene Räume, Gentrifizierung, Stadtentwicklung.

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