Erst in der vergangenen Woche hatte sich die Politik auf die Einreise von jeweils 40.000 osteuropäischen Saisonarbeitern im April und Mai verständigt. Vielen langjährigen Mitarbeitern aus Osteuropa, die normalerweise während der Saison bei der Spargelernte tatkräftig anpacken, war eine Anreise durch das Corona-Virus und die damit verbundenen Grenzschließungen zuletzt nicht möglich. Das Fehlen der Stammbelegschaft stellt die Betriebe vor existenzielle Herausforderungen.
Nach aufreibenden Wochen freuen sich die Münsteraner Spargelbauern Stephan Bäcker, Wilhelm Spielbrink und Burkhard Lütke Laxen umso mehr über den ersten Spargel von ihren Feldern. „Langeweile kennen wir Spargelbauern zu Beginn der Ernte ohnehin nicht. In den vergangenen Tagen und Wochen standen unsere Telefone aber nicht mehr still, die Ausbreitung des Corona-Virus hat uns vor enorme Herausforderungen gestellt. Dutzende Arbeitskräfte fehlten zum Saisonstart“, erzählt Stephan Bäcker vom gleichnamigen Spargelhof in Gelmer. In allen drei Spargelbetrieben tragen regulär in der Erntezeit von Spargel und Erdbeeren fast 500 Mitarbeiter maßgeblich zur Ernte bei.
„Weil rund 85 Prozent der Mitarbeiter aus Rumänien und Polen bisher nicht anreisen konnten, waren wir von heute auf morgen in größter Not. Mit viel Aufwand und Flexibilität haben wir deshalb kurzerhand versucht, uns auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, indem wir die fehlenden Mitarbeiter für die Spargelernte durch Arbeitskräfte aus anderen Branchen und Arbeitslose ersetzt haben“, berichtet Stephan Bäcker. Die neuen Mitarbeiter mussten schnell für die körperlich schwere Arbeit angelernt werden. Viel Organisationstalent war zudem nötig, um die Ernte mit den zur Verfügung stehenden Arbeitsstunden zu koordinieren. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu vermeiden, haben sich auch die Arbeitsbedingungen auf Feld und Hof gewandelt. Der nötige Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den Mitarbeitern muss strikt eingehalten werden und macht mehrere Arbeitsschritte nötig. Die Spargelbauern hoffen, dass sie in den nächsten Tagen weitere Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa einfliegen lassen können.
„Die Spargelernte lässt sich nicht vertagen, wir sind deshalb um jede helfende Hand dankbar, die uns in diesen Tagen unterstützt. Die Solidarität in der Gesellschaft war klasse, wir haben viel Zuspruch und Unterstützung erfahren. Viele Menschen haben sich auf unseren Höfen gemeldet, die helfen wollten. Jetzt sind wir mehr denn je darauf angewiesen, dass die Münsteraner auf den von unseren Feldern geernteten Spargel zurückgreifen“, sagen die Spargelbauern Wilhelm Spielbrink aus Handorf und Burkhard Lütke Laxen aus Gelmer. „Das Motto Support your local partners gilt hier mehr denn je“, betont Susanne Schulze Bockeloh, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster. „Die Höfe haben große Existenzsorgen, mit dem Einkauf vor Ort können sie erheblich unterstützt werden.“
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