Ein griffiger Name war schnell gefunden, ein passendes Logo auch: Der Gebäudegrundriss, der an eine Südfrucht nach dem Aufschneiden erinnert, legte beides sofort nahe. Ansonsten aber stecken volle fünf Jahre Vorbereitungszeit in der „LIMETTE“, die die medizinische Ausbildung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) nachhaltig verändern wird. Das „Lernzentrum für ein Individuelles Medizinisches Tätigkeits-Training und Entwicklung“, wie das Projekt in ausgeschriebener Form heißt, wurde am Donnerstag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn offiziell eröffnet.
Der Kern des zweistöckigen Neubaus am Malmedyweg – der zusammen mit seinen Vorläufern nun den „Campus of Competence“ der WWU-Mediziner bildet – stellen zwölf kleine „Arztzimmer“ pro Etage dar. Diese sind jeweils mit einer Patientenliege und einem ärztlichen Arbeitsplatz sowie einer Technik zur Videoaufzeichnung ausgestattet. Baulich begründet sich die Innovation vornehmlich in der zirkulären Anordnung der Behandlungsräume um eine zentrale Beobachtungseinheit herum. Aufgrund dieser besonderen Architektur ist es möglich, 24 Studierende gleichzeitig mit simulierten Fragestellungen des ärztlichen Handelns zu konfrontieren und ihre „Performance“ live zu beobachten.
„Wir setzen hier auf das Konzept der sogenannten ‚Entrustable Professional Activities‘ (EPA), welches speziell für die Implementierung einer auf Kompetenz basierenden medizinischen Ausbildung entwickelt worden ist“, sagt Prof. Bernhard Marschall, Studiendekan der Medizinischen Fakultät und Direktor des Instituts für Ausbildung und Studienangelegenheiten. Unter EPA – auf Deutsch auch als „Anvertraubare Professionelle Tätigkeiten“ bezeichnet – verstehen Fachleute eine definierte Tätigkeit der beruflichen Praxis, die einem Lernenden nur dann zur selbstständigen und nicht begleiteten Ausführung anvertraut wird, wenn dieser über die erforderlichen Kompetenzen verfügt. Von üblichen Bewertungsmaßstäben wie Noten oder Falsch/Richtig-Klassifizierungen wendet sich das EPA-Modell bewusst ab. Mit dem Zusammenspiel einer weltweit einmaligen Architektur in Form eines modernen Panoptikums sowie eines hochgradig innovativen Konzeptes kompetenzorientierter Lehr- und Prüfungsformen entsprechend dem EPA-Ansatz sei die LIMETTE „die aktuell innovativste und wertvollste Facility im Bereich der Medizinischen Ausbildung“, ist sich der Studiendekan sicher.
Bei Fachleuten der Didaktik stieß das LIMETTE-Konzept von Anfang an auf Zustimmung. So wurde die Einrichtung schon vor der offiziellen Eröffnung, in ihrer Pilotphase, mit dem Lehrpreis der WWU ausgezeichnet. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich bei seinem Besuch in Münster beeindruckt: „Die LIMETTE ist ein tolles Projekt, denn wir brauchen Ärztinnen und Ärzte, die fachlich super ausgebildet und zugleich mit Patienten auf Augenhöhe kommunizieren können. Das ist ein Ziel, das sich die Bundesregierung auch mit dem ‚Masterplan Medizinstudium 2020‘ gesetzt hat“.
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