Die Gurken sind erntereif, die Kürbisse benötigen noch etwas Zuwendung und die Wassertonne ist gut gefüllt. Wenn nicht alle paar Minuten ein Zug vorbeikäme, könnte man meinen, irgendwo auf dem Land zu sein. Tatsächlich ist diese ruhige kleine Oase, ein ehemaliges Kloster, nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof, Prinzipalmarkt oder Hafen entfernt. Ideale Bedingungen um kreativ zu arbeiten, so wie der Illustrator und Designer Gianluca Scigliano, dem Zeichner der Reihe „Frag Sophie“.
Wenn Gianluca Scigliano von dem Projekt „Frag Sophie“ erzählt, wird schnell klar, dass der 28-Jährige mit Leib und Seele dabei ist. „Sophie ist ein kleines Mädchen, das mit einer Eule befreundet ist. Sie ist sehr neugierig, muss sich die Antworten auf ihre Fragen aber immer erarbeiten, sie ist keine Klugscheißerin, die alles besser weiß. Niemand mag Klugscheißer!“, ist sich Scigliano lachend sicher. Die Fragen denkt sich Sophie allerdings nicht selber aus, sie kommen von wissbegierigen Menschen, die zum Beispiel das Kontaktformular auf der Webseite www.frag-sophie.de ausgefüllt haben. Die Fragen werden an Fachleute der Uni oder der FH Münster weitergeleitet und beantwortet. Rund 200 Fragen wurden auf diese Weise schon bearbeitet, etwa zehn davon hat Scigliano inzwischen als Comic umgesetzt. „Die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machen sehr gerne mit und beantworten die Fragen überaus akribisch!“
Die Idee kam ursprünglich von der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Uni Münster und wurde von Gianluca Scigliano als freies Projekt im Studium umgesetzt. „Es gibt viele Fragen, auf die selbst Google keine schnelle Antwort liefern kann, da braucht man eben Wissenschaftler, die einem das erklären“, erläutert der Illustrator die Motivation hinter der Idee „Frag Sophie“. Die Rückmeldungen sind allerdings nicht immer so formuliert, dass ein Laie sie sofort versteht. Da die Geschichte am Ende allerdings in rund ein Dutzend Bilder und eine Handvoll Sprechblasen passen muss, wird Scigliano auch als Texter aktiv. Das Ergebnis geht dann zwischen Wissenschaftler und Illustrator hin und her, bis alles passt. Die Antwortenden werden am Ende genannt, so dass ein weiterer Austausch für die Leserinnen und Leser bei Bedarf möglich ist. Das Projekt versteht sich nicht zuletzt als Brückenschlag zwischen Hochschulen und Gesellschaft.
Die Fragen sind durchaus kniffelig, „Warum erfrieren Fische im Winter nicht?“, „Wie sieht eine Reise zum Mittelpunkt der Erde aus?“ „Warum sind Pferdeäpfel rund?“ oder „Warum bleibt eine Spinne nicht an ihrem Netz hängen?“ sind nur vier von inzwischen rund 200 Fragen, die Sophie bereits beantwortet hat. Für den Illustrator ergibt sich als Nebeneffekt, dass er viele interessante Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennengelernt hat. Für manche Fragen ist es indes gar nicht so einfach, den richtigen Experte zu finden, zum Beispiel für die Frage „Was ist Liebe?“ oder „Warum lässt Gott Corona nicht verschwinden?“.
Untersuchungen der Uni haben ergeben, dass die Fragenden selber überwiegend aus dem akademischen Umfeld kommen. Ein Ergebnis, mit dem die Forschenden der Uni Münster offenbar nicht sonderlich zufrieden sind. Um das Konzept auch in nicht akademischen Kreisen bekannter zu machen, wurde das Folgeprojekt „Nachgefragt bei Sophie & Co.“ im wahrsten Sinne auf den Weg gebracht, ein Bulli als interaktives Ausstellungsmobil macht dabei in unterschiedlichen Stadtteilen Halt und kommt mit den Menschen unmittelbar in Kontakt. Das Projekt „Nachgefragt bei Sophie & Co.“ wird im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt! gefördert. Ziel ist es, den Austausch zwischen Gesellschaft und Wissenschaft zu fördern und so neue Impulse für die Wissenschaft und Forschungspolitik von morgen zu sammeln, wie die Verantwortlichen erklären.
Ein heimlicher Traum von Gianluca Scigliano ist die Veröffentlichung der Geschichten von Sophie und der Eule als gedruckter Comic-Band. An spannenden Fragen und verblüffenden Antworten ist zumindest kein Mangel, wie ein Blick auf die Webseite oder den Instagram-Kanal von „Frag ‚Sophie“ eindrucksvoll belegt.
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