Im nächsten Sommer findet vom 10. Juni bis zum 1. Oktober die fünfte Ausgabe der Skulptur Projekte Münster statt. Doch schon ein Jahr vorher intensivieren sich die Vorbereitungen. Inzwischen waren circa 30 Künstlerinnen und Künstler in Münster und haben sich mit der Stadt und den bestehenden Skulpturen vergangener Skulptur Projekte vertraut gemacht.
Viele Vorschläge sind nun gereift, Orte wurden ausgewählt und die Ideen nehmen Form an, heißt es aus den Reihen der Organisatoren. Die Ausstellungsentwicklung basiert seit jeher auf den Vorschlägen der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler für temporäre Projekte im Stadtraum. Gestern stellte das kuratorische Team — bestehend aus Britta Peters, freie Kuratorin aus Hamburg, Marianne Wagner, Kuratorin für Gegenwartskunst am LWL-Museum für Kunst und Kultur, sowie Prof. Kasper König als künstlerischem Leiter — einzelne Projekte und ihre Standorte in der Stadt vor.
LWL-Direktor Matthias Löb stellte positiv heraus, dass die Räume des LWL- Museums für Kunst und Kultur in die Konzeption aufgenommen wurden: „Der LWL richtet 2017 zusammen mit der Stadt zum fünften Mal die Skulptur Projekte aus und wir freuen uns sehr, dass einige Projekte im Museum stattfinden werden. Damit bleibt unser Haus ein wichtiger Punkt auf der Landkarte der Skulptur Projekte.“ „Diese Tradition wird fortgeführt, jedoch auch auf den Prüfstand gestellt“, so Marianne Wagner. „Sowohl im historischen Lichthof als auch im Sonderausstellungsbereich des Neubaus wird es jeweils ein Projekt geben. Weitere Standorte sind momentan noch in Diskussion.“
Oberbürgermeister Markus Lewe, der die Stadt wie seine Westentasche kennt und täglich mit dem Fahrrad durchkreuzt, verwies in einem schriftlichen Statement auch auf den Bestand an Werken: „Auf Schritt und Tritt finden sich Münsteraner auf Augenhöhe mit Arbeiten eines Claes Oldenburg, Bruce Nauman oder Daniel Buren, einer Rebecca Horn oder Rosemarie Trockel – in Münsters Stadtraum ist seit 1977 ein Paradies der Kunst gewachsen.“ Und weiter: „Ich bin gespannt auf die gesellschaftlichen, politischen, medialen und ästhetischen Reflexionen der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler auf den öffentlichen Raum.“
So auch die Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völckers: „Nie war er so wertvoll und zugleich so umkämpft: der öffentliche Raum. In Münster lassen sich seine Gestaltungsmöglichkeiten bei den Skulptur Projekten so gut studieren wie wohl sonst nirgendwo in Deutschland. Die wiederholte Förderung der Kulturstiftung des Bundes konnte nicht nur die hohe Qualität dieses kulturellen Großereignisses gewährleisten, sondern hat auch dazu beitragen können, dass die Skulptur Projekte immer stärker auch international als eine exquisite Ausstellung mit gleichwohl großer Breitenwirkung wahrgenommen werden.“ Die zweite Medientermin fand auf dem Schiff MS Günther statt, das extra für diesen Anlass im Stadthafen festgemacht hatte. So konnten sich die Gäste mit einem Ort vertraut machen, der bislang noch nicht in der Topografie der Skulptur Projekte verankert war, aber für die Stadt Münster eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Anlässlich der Ausstellung in 2017 wird Ayşe Erkmen die Besucher hier buchstäblich auf dem Wasser gehen lassen. Ihr Beitrag zu den Skulptur Projekten wird ein knapp unter der Wasseroberfläche liegender vier Meter breiter Steg im Hafenbecken sein.
Auch das Projekt der Künstlerinnengruppe Peles Empire knüpft an die skulpturale Tradition der Ausstellung an und lässt die Besucher im Verhältnis zur Installation zu Akteuren werden. Barbara Wolff und Katharina Stöver werden eine begehbare Skulptur am Aegidiimarkt errichten, die sowohl auf das namensgebende Schloss Peles in Rumänien, als auch die historische Entwicklung der Münsteraner Innenstadt verweist.
Ei Arakawas Projekt zeigt, in welchem großen Radius sich die Skulptur Projekte 2017 in der Stadt bewegen. An einem Standort am hinteren Aasee auf einer Wiese nahe des Hauses Kump plant der Künstler eine Gruppe von LED-Screens zu platzieren, die zeitgenössische Gemälde paraphrasieren. In ungewöhnlicher Form widmet sich Arakawas Projekt so Aspekten von digitaler Mobilität und populären Übersetzungsformen. Die einzelnen Screens sind zusätzlich mit einer Audiospur ausgestattet, sodass sie eigens zu diesem Zweck komponierte Musikstücke „singen“ werden.
„Sowohl die entstehenden Projekte als auch das Gesamtprofil der Ausstellung sind von einer Offenheit gegenüber dem Prozesshaften geprägt“, betonte Kuratorin Britta Peters und erklärte weiter: „Viele Arbeiten spielen mit popkulturellen Momenten, sie thematisieren im öffentlichen Raum eine gegenwärtige Kultur von Konsum, ökonomischer Privatisierung, zunehmender Digitalisierung und zwar sowohl im Bezug auf den Einzelnen als auch im Bezug auf die Gemeinschaft. Darüber hinaus bieten sie ästhetisch zahlreiche weitere Lesarten an.“ „Die Werke im Außenraum sind wichtige Bezugspunkte und mitunter Ausgangspunkte für Überlegungen zu neuen künstlerischen Projekten“, betonte Marianne Wagner und ergänzte: „Wir arbeiten seit einigen Monaten gezielt darauf hin, mithilfe öffentlicher Gelder eine Forschungsstelle für das Skulptur Projekte Archiv zu etablieren. Es soll damit ein Fundament für die wissenschaftliche Erforschung und Aufarbeitung der Ausstellungsgeschichte, der Entstehung und Rezeption der Kunstwerke sowie kuratorischer oder institutioneller Entscheidungen gelegt werden.“